Nanu? Was ist denn plötzlich los? Auf einmal tauchen sie wieder auf, die vielversprechenden Bands aus dem Underground, die dem eigentlichen, ursprünglichen Heavy Metal huldigen, wie er in den 80ern von den frühen, schnellen Bands des Melodic Metals oder Heavy Metals gespielt wurde. Freute ich mich erst unlängst noch mit ganz ähnlichen Worten über den gelungenen Start von Mad Hattter’s Den, so liegt nun mit PLEONEXIAs Debütalbum „Break All Chains“ ein Prachtvertreter von der anderen, melodischen Seite des Spektrums vor, erinnert ihre Musik doch frappierend an frühe Halloween und Blind Guardian.
Denn mögen die sechs Italiener ihre Musik auch als „Philosophic Metal“ bezeichnen – man erkennt sofort, wie der Hase läuft. „Break All Chains“ bietet dem Freund der – wenn man so will – klassischen Musik zehn treibende Tracks, die fast alle mit einer großartigen Hookline ausgestattet sind. Völlig unbeschwert spielen PLEONEXIA mit zwei Gitarren, die gelegentlich gegenläufig arbeiten, einer präsenten Rhythmusfraktion und einer hohen Gesangsstimme einfach drauf los, dass es eine wahre Freude ist. Die Songs bewegen sich dabei fast alle im mittleren bis oberen Tempobereich, ohne in reine Geschwindigkeitsorgien auszuarten.
Dennoch bietet „Break All Chains“ einige abwechslungsreiche Elemente, für die auch die Verspieltheit im Arrangement sorgt, die man so auch von den Vorbildern kennt: Da gibt es mal einen „Nanananana“-Refrain („Pleonaxia“), der mit den üblichen Erwartungen bricht, mal ein eigentlich schon zu zuckriges Keyboard („Iron Will“) und immer wieder ruhige Einstiege in die erstaunlich unterschiedlich langen Tracks („All Dead To Me“, „Use Your Mind“). Das Herzstück aber bleiben die unglaublich zielsicheren Refrains von PLEONEXIA, die einem schon nach wenigen Durchgängen im Ohr hängen bleiben und dem Freund der Materie fast sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Es fällt fast schwer, hier Beispiele zu nennen – die ersten sieben Tracks haben alle gelungene Hooklines.
Auf den letzten drei Tracks dagegen wird es noch einmal anders: „We’re Not The Same“ nimmt etwas das Tempo heraus und überrascht damit besonders im Refrain, „Freigeist“ bietet eine leicht kompliziertere Melodieführung und mehr Spielraum für das Keyboard, wohingegen „We Just Want More“ einen Ausflug ins Epische versucht – versucht, muss man leider sagen, denn hier macht sich die eine große Schwäche von „Break All Chains“ besonders bemerkbar: die Produktion. Leider fehlt es auf breiter Front an Volumen und Differenzierung im Sound. Das ist das ganze Album über ein Problem, macht sich aber besonders bei den Orgelpassagen im Rausschmeißer bemerkbar, der dadurch nicht die Wucht entfaltet, die ihm PLEONEXIA sicher zugedacht hatten.
Hoffen wir also, dass sich „Break All Chains“ so gut verkauft, dass PLEONEXIA sich beim nächsten Mal eine besser Aufnahmetechnik leisten können. Verdient hätten sie es wirklich. Mein Ratschlag an alle Fans der frühen, unbeschwerten Jahre des Heavy/Melodic Metals: Hört euch das hier an, es wird euch gefallen! Ja, ich meine dich. Und dich. Und dich.
Wertung: 8.5 / 10