Schon wieder ein neues Album von MAD MAX? Ja, richtig geschaut – das nach dem Auto aus den Mad-Max-Filmen benannte „Interceptor“ steht in den Regalen und ist das fünfte reguläre Studioalbum innerhalb der letzten sechs Jahre. Ein ordentliches Tempo, das selbst für altgediente Kämpfer des Hard Rocks, wie es die Münsteraner sind – Gründung 1982 – beachtlich ist. Ein gewisses Risiko besteht natürlich immer, dass ein solcher Output zu Lasten der Qualität geht. Wie ist es also um die Musik bestellt?
Hier können wir Entwarnung geben. Schon der Opener „Save Me“ spielt mit derartiger Gelassenheit auf der Klaviatur des Stadion Rocks, dass man wie selbstverständlich mit dem Kopf zu wippen beginnt. Der Song hat tatsächlich alles: einen ruhigen Start, ein markantes Riff der Oberklasse, einen großartigen Refrain und emotionalen Gesang, dem man das Alter des Sängers nicht im Geringsten anhört. Das ist auch im Wesentlichen der Stil, den MAD MAX den Rest des Albums über durchhalten: Sie feiert den Hard Rock der 80er-Jahre. Die Gitarrenarbeit ist präsent, aber zwischendrin immer wieder minimalistisch. Die Rhythmusfraktion hält sich eher zurück, darf aber auch mal aus sich heraus gehen („Rock All Your Life“). Selbst die recht moderne Produktion, die mich bei den ersten Tönen irritierte, passt viel besser zu dem Stil, als man erwartet hätte.
Die musikalische Reise führt ansonsten zielsicher durch die Gefilde des Hard Rocks: Mit „Godzilla“ gibt es eine schnelle und härtere Hymne, „Rock All Your Life“ feiert dagegen den Rock an und für sich. Besinnlicher wird es auf „Five Minute Warning“, der obligatorischen Ballade, die stilsicher Emotionalität aufbaut, ohne in Kitsch zu verfallen – vielen Dank, davon gibt es in dieser Musik sonst zu viel. Vollends im Sound der 80er landet die Band schließlich mit „Bring On The Night“ und besonders mit „Streets Of Tokio“, das nicht nur musikalisch, sondern eben auch textlich eine Hommage an die Stadt ist, die für westliche Hard-Rock-Bands in den 80ern unerwarteten Erfolg und eine zugleich fremde Umgebung bot. Schon bei den Gitarren am Anfang fühlt man sich an den Sound der Scorpions der 80er Jahre erinnert.
Aus dem Schema heraus fallen im Ganzen wohl nur drei Songs: „Show No Mercy“ und „Revolution“ geben sich etwas düsterer und härter, während „Sons Of Anarchy“ als einziger Song etwas einfallslos wirkt. Im Großen und Ganzen aber ist „Interceptor“ ein wirklich gelungenes Hard-Rock-Album. MAD MAX wissen, was sie machen, und sie sind gut in dem, was sie tun. Hard Rocker werden ihre Freude an diesem Album haben.
Wertung: 8 / 10