Mit The Devil’s Blood erfand er quasi den Retro-Rock-Trend, der seit einigen Jahren für Aufsehen sorgt. Nach dem Ende der Band veröffentlicht SELIM LEMOUCHI nun mit „Earth Air Spirit Water Fire“ sein Solo-Debüt. Wir riefen in Holland an um mit dem Maestro über das Album, dessen Entstehung und den Umgang mit der Vergangenheit zu sprechen.
Es ist nur noch eine Woche bis zur Veröffentlichung deines ersten Solo-Albums „Earth Air Spirit Water Fire“ – gab es schon Reaktionen von Freunden, Fans oder den Medien?
Ja, eine ganze Menge. Das Album war ja schon im August oder September oder so fertig, also hören wir es schon eine ganze Weile. Natürlich auch mit Freunden und Kollegen und das erste Feedback der Presse gab es mittlerweile auch. Das meiste ist richtig gut, ich habe nur ein schlechtes Review irgendwo gesehen. Ich denke insgesamt ist die Rezeption enthusiastisch.
Das Album enthält eine Menge Elemente aus dem Post- und Psychedelic Rock. Würdest du dem zustimmen? Wie würdest du die Musik der Platte selbst beschreiben?
Psychedelic Rock funktioniert, denke ich. Klar, warum nicht – das ist ein guter Name. Ich denke, alles was ich mache ist zuerst Rock ‘n‘ Roll und danach etwas anderes. Keine Ahnung, wenn Leute es – was sagtest du, Post-Rock – nennen wollen, dann naja…ich weiß nicht wirklich, was das bedeutet. Ich höre eine Menge Kraut Rock, natürlich alte Psychedelic Sachen, also kann ich verstehen, dass Leute den Einfluss nachvollziehen können, klar.
Hältst du es für wichtig, dass sich Musik einer bestimmten Kategorie bzw. Spielart zuordnen lässt? Bedeuten dir diese Kategorien etwas?
Sie bedeuten nichts. Ich denke sie wurden für Journalisten erfunden, um ihren Job etwas einfacher zu machen. Für mich gibt es nur Musik und die unterteile ich nur nach solcher, die ich wertschätze und solcher, die ich nicht wertschätze. Wenn ich eine emotionale Reaktion auf Musik habe, die als interessant, befriedigend oder herausfordernd empfinde, dann ist das für mich gute Musik. Wen ich das nicht habe, dann ist das keine gute Musik. Es gibt da keine Objektivität, es ist alles Subjektivität. Ich kann an einem Tag Death-Metal-Alben hören und am nächsten nur Country oder Psychedelic. Oder ich mische alles in einer großen Playlist zusammen und alles ändert sich ständig. Ich mag es verschiedene Klänge zu hören und mag es, wenn sie aus unterschiedlichen Gründen gespielt werden. Ich mag es diese Klänge und diese Gründe zu kombinieren und etwas Neues zu erschaffen. Für mich ist Musik mehr wie Nahrung: Dein Appetit muss vielfältig sein, sonst entstehen Mängel.
Du hast das gesamte Album mit Robby Geerings aufgenommen…
…Robby und ich haben den größten Teil des Albums hier zu Hause aufgenommen. Aber wir hatten auch Hilfe von einer Menge Leuten. Eine echt seltsame Ansammlung von Verrückten und sehr talentierten Musikern. Jeder hat einen Weg gefunden dem Album seine persönliche Kreativität beizufügen. Die Platte hätte nicht ohne all die Leute die Teil davon waren gemacht werden können. Ok, ich habe die Texte geschrieben und die Songs komponiert und das Thema eines jeden Stückes geschrieben aber jeder hat noch etwas von seiner individuellen Kreativität hinzugefügt. Diese Stücke sind sehr wichtig für das Album.
Wie hast du entschieden, wer auf dem Album mitwirken sollte?
Eigentlich jeder, der da war, Zeit hatte und herkommen konnte. Es waren viele meiner Freunde und leider konnten einige sehr gute Freunde von mir nicht, da sie unterwegs waren und diverse Dinge zu tun und selbst hart arbeiteten. Sie konnten dieses Mal einfach nicht. Aber da habe ich einfach mit anderen Menschen gearbeitet. Vielleicht wird das nächste Album wieder eine ganze andere Band haben. Es ist interessant, das Ganze dynamisch zu halten.
Wie lief das ab? Haben die Leute einfach Sachen gespielt, die du geschrieben hast oder hattest du etwas Zeit bzw. Platz für sie reserviert?
Wir haben eine Demoversion des Album gemacht, ein ganz einfaches, abgespecktes Skelett. Wir entschieden nicht zu viel zu planen sondern haben einfach eine Menge auf Basis dieses Demos improvisiert. Als wir das Album aufnahmen, beispielsweise mit dem Schlagzeug, dem Bass und der Rhythmusgitarre, hatten wir für jeden Song zwei Drummer, den Bass und mich an der Rhythmusgitarre. Dann haben wir einfach eine Weile mit den Stücken improvisiert und sie immer wieder gespielt und dabei aufgenommen. Am Ende hatten wir dann 20 oder 25 Minuten eines bestimmten Parts, von denen dann neune Minuten auf dem Album gelandet sind. Es war das Filtern der Improvisationen und der Versuch sie so zu manipulieren, dass sie zu dem Song werden, den du vor den Aufnahmen hattest. Dann lässt du die Freiheit und die Planung aufeinander prallen und dadurch entsteht jederzeit Neues. Irgendwann kommst du an eine bestimmte Kreuzung, an der deine eigenen Ideen nicht funktionieren und du den Input von jemand anderem brauchst. Wie beispielsweise einige der Solos auf dem Album, die Oeds Beydals – der Gitarrist von Death Alley aus Amsterdam, die bald eine 7-Inch über Ván rausbringen – gespielt hat. Er ist einer der besten Gitarristen, die ich kenne. Punkt. Nicht nur hier bei uns, sondern in der ganze verdammten Welt, wenn du mich fragst. Ich gab ihm einfach den Raum um darin zu arbeiten. Ich sagte ihm, welche Atmosphäre er sich vorstellen sollte und er machte sehr schnell und sehr spontan diese absolut großartigen Takes. Es war wirklich schön, so zu arbeiten.
Das klingt sehr spannend, aber auch eher ungewöhnlich, da heutzutage Alben meist von vorn bis hinten durchkomponiert und durchgestylt sind. Was hat dich dazu bewogen diesen alternativen Ansatz zu wählen?
Ich denke dar Fakt, dass ich die letzten sieben Jahre genau das gemacht habe, was du gerad beschrieben hast: Jede Note geplant, jeden Part für jeden Musiker vorarrangiert und, so viel wie ich konnte selbst aufgenommen, um die komplette Kontrolle über das Endergebnis zu behalten. Ich habe, denke ich, auf diese Art und Weise drei sehr gute Alben gemacht und eine sehr gute EP und ein bisschen anders Zeug. Ich bin sehr zufrieden damit, wie das alles gelaufen ist und mit der Art und Weise, wie ich in der Alge war diese Stimme in die Welt zu tragen.
Aber nun war es Zeit für ein neues Kapitel in meinem Leben und in meiner Art zu kommunizieren und zu komponieren. Ich entschied, dass wenn du neu anfängst du in der Lage sein musst, die Regeln loslassen, die dich in der Vergangenheit gehalten haben. Im Moment ist meine Regel komplette Gesetzlosigkeit. Einfach das Grundlegende Chaos der Kreativität und der Versuch, ein komplett integres Stück Musik zu erhalten, dass ausschließlich sich selbst treu bleibt. Dieses Album entstand so entspannt, weil alle seine Stücke komplett unterschiedlich sind. Es macht das Album zu einer Einheit, auf eine sehr widersprüchliche Weise, denn das Thema dazwischen ist meine Inspiration bzw. mein kreativer roter Faden. Aber der Umstand, dass alles so unterschiedlich klingt ist auch weil wir mit so vielen unterschiedlichen Leuten gearbeitet haben und ich zugelassen habe, dass so viele verschiedene Formen der Inspiration Teil davon wurden. Ich denke für dieses Album war es die perfekte Art zu arbeiten. Ich denke ich werde versuchen diese Arbeitsweise noch eine Weile beizubehalten, mal sehen was draus wird. Aber vielleicht werde ich in der Zukunft entschieden mal wieder ein Album von vorne bis hinten durchzuplanen und kein Detail dem Zufall zu überlassen. Denn das hat auch eine enorme kreative Anziehungskraft. Es ist sehr interessant so zu arbeiten, sich selbst so strikte Parameter vorzugeben und so gut innerhalb dieser zu arbeite, wie du kannst. Du musst dann innerhalb eines sehr engen Rahmens kreativ sein. Das muss ich jetzt nicht machen, ich kann einfach frei sein und erfahren…
Auf dem Album sind fünf Songs, drei recht lange und zwei eher Kurze, „Next Stop: Universe B.“ ist beispielsweise nur gut dreieinhalb Minuten lang– was das eine bewusste Entscheidung, oder haben sich die Lieder einfach in diese Richtung entwickelt?
„Next Stop: Universe B.“ ist ein bisschen ein komisches kleine Kind. Der Song hat etwas, was sich beim oberflächlichen Hören nicht offenbart, wenn man das Lied nicht auf einer musikalischen oder mathematischen Ebene analysiert. Es klingt und verhält sich wie ein normaler Rock Song, ist es aber nicht. Es ist alles, nur das nicht. Es ist drei total unterschiedliche Stücke, die einander folgen und nichts wiederholt sich jemals. Es gibt diese drei Strophen oder Refrains oder Bridges, es könnte irgendeines oder irgendeine Kombination dieser davon sein aber nichts wird wiederholt, es gibt als keine Definition von einem davon. Wir haben also nur die Ideen, die jedes der Universen bzw. jeder Teil der Reise uns bringt. Wie eine lineare reise von Punkt A zu Punkt D über B und C. Ich wollte so etwas machen und ich wollte es so klingen lassen, als ob es das nicht wäre. Ich erzähl dir was, auch wenn es das Geheimnis etwas vorwegnimmt: Für mich war es eitelste Projekt, dass ich je gemacht habe.
Wie lange haben die Aufnahmen mit all den Beiträgen der Gäste gedauert?
Ich denke wir haben im Sommer gearbeitet, so zwischen Juli und Ende August, oder was in der Richtung, vielleicht Anfang September. Es ging eher schnell. Wir haben eine Menge Pausen eingelegt. Wir haben während des Entstehungsprozesses verschiedenen Dingen gefrönt und uns ordentlich Zeit gelassen. Am Ende hatten wir dann nicht mehr viel Zeit und mussten ein paar Tage echt hart arbeiten, aber insgesamt war es sehr relaxet und auf eine eigenartige Weise eine nicht-konfrontative Art zu arbeiten. Ich habe mir wirklich erlaubt, in den Momenten kreativ zu sein, in denen ich am kreativsten sein konnte und nicht wie im Studio. Wenn du in ein Studio gehst, bezahlst du 400 oder 500€ am Tag. Also schaust du schon beim Reinkommen au die Uhr. Du stellst jede Menge Überlegungen an: Soviel Zeit habe ich hierfür, so viel Zeit dafür, das müssen wir heute machen, sonst können wir jenes nicht morgen machen und dann können wir Donnerstag nicht den Gesang machen. Es sind diese ganze Verstrickung von Sorgen und Dingen, die kritisch für den Kreativprozess sind – denn manchmal erlaubt dir der Stress das Beste aus dir herauszuholen – aber diesmal war es eher, also ob wir auf einem großen Sommerurlaub waren. Wir saßen in unserem Haus und hatten das ganze Zeug aufgebaut – das Schlagzeug hatten wir schon in zwei, drei Tagen aufgenommen, auf sehr lockerer Arbeitsgrundlage – und dann haben wir einfach immer aufgenommen, wenn uns danach war. Manchmal haben wir mitten in der Nacht ein paar Gitarrensolos aufgenommen, manchmal haben wir Mittags ein bisschen Gesang aufgenommen – einfach wonach wir uns fühlten. Ich habe einfach meine Freunde angerufen: „Hast du heute schon was vor? Ok, lass zu dir gehen und Synthesizer aufnehmen“. Einen Freitagnachmittag rief ich meine Schwester an: „Hast du schon Pläne für heute Abend? Nein? Dann lass diesen Song singen“. Keine Proben, keine Pläne, nichts. Einfach Leute, die auf einem ganz basalen Level miteinander kommunizieren.
Klingt sehr interessant und wird auch durch das Album reflektiert…
…denke ich auch! Ich bin sehr froh darüber und auch stolz auf die Art und Weise, wie das entstanden ist.
Es ist ja mittlerweile eher unüblich so zu verfahren, was das Ganze natürlich zum einen interessant macht und zum anderen organischer wirken lässt, als vieles, was sonst so heutzutage mit Bands gemacht wird…
Keine Ahnung, dass müssen Journalisten wie du entscheiden.
Was ähnlich ansprechend ist wie die Musik ist das Artwork. Max Rovers hat es entworfen – wie lief das ab? Hast du ihm Hinweise gegeben, wie das Cover aussehen sollte, oder hatte er da die Freiheit zu tun was er wollte?
Tatsächlich war die Idee des Artworks ein bisschen älter als all die Musik. Max hatte einen Traum gehabt, in welchem ihm die geometrische Balance des Pentagramms dargelegt wurde. Er sah sich selbst eine Art Kunstwerk oder Albumcover erschaffen, in welchem dieses Konzept erkennbar war. Er erzählte mir davon, aber ich hatte es vergessen. Aber natürlich vergessen wir niemals etwas wirklich, die Dinge nisten sich in unserem Unterbewusstsein ein und keimen zu eigenen Ideen und Träumen. Ich erdachte das Konzept von „Earth Air Spirit Water Fire“ als fünf verschiedene Stücke, die umeinander kreisen und miteinander Gemeinsamkeiten teilen und gleichzeitig komplett einzigartig sind. Die beiden Ideen waren einfach dafür bestimmt, zusammen zu finden. Max entwarf das Design für die Hülle und auch mit der Beschriftung, die er von Hand gemacht hat. Ich denke es sieht absolut phantastisch aus – es ist modern, aber auf eine klassische Weise.
Du hast gerade das Pentagramm mit seinen fünf Seiten angesprochen. Die Nummer Fünf scheint ein sich zu wiederholendes Thema auf dem Album zu sein. Kannst du mir verraten, warum die Fünf so wichtig für dieses Album bzw. für dich ist?
Ich denke es ist mehr oder weniger alles im Albumtitel, denke ich – alle Elemente kommen zusammen, um eine Einheit zu formen. Eine Einheit, die sowohl auf positiven als auch negativen Einflüssen und Merkmalen basiert und zu großer Kreativität, Kraft, Zerstörung, Liebe, Hass und einer magischen Wahrnehmung all dieser Konzepte fähig ist. Ich denke, dass dieses Album so sehr ich ist, wie ich es bin. Es ist einfach ein Faksimile meiner Seele, weißt du? Es hat all die Teile meiner Existenz und in seiner Einheit vereint es all diese Teile. Ansonsten sprechen die Texte für sich selbst…
Du hast gerad erwähnt, dass das Album eine sehr persönliche Seite hat – kannst du mir etwas über die spirituelle Seite von „Earth Air Spirit Water Fire“ sagen?
Naja, ich denke das habe ich gerade. Es ist meine spirituelle Verbindung zu diesen Elementen, über die Musik. Meine Musik ist das Werkzeug, mit dem ich als Magier neue Universen erschaffe. Das Universum, das ich erschaffen habe ist in diesem Falle sehr wie die Erde, die Gott nach seinem Ebenbild oder seinem Körper schuf. Und Adam von seinen eigenen Rippen, nein, das war Eva von Adams Rippen. Wie auch immer – ich habe heute schon ein paar Joints geraucht, also hab Geduld mit mir. Alles in meiner Kunst ist spirituell. Jedes Stück Musik ist spirituell, jedes Wort, das ich singe hat eine spirituelle Bedeutung. Manchmal sind diese Bedeutungen sehr offensichtlich und manchmal sind sie irgendwie in den Worten verschlüsselt. Worte die, die bei oberflächlicher Betrachtung etwas anderes zu sagen scheinen, aber wenn man sie näher betrachtet empfindet man andere Dinge und andere Gedanken. Aber wenn ich jetzt schon all diese Informationen veröffentlichen würde, wäre das ein zu negativer Einfluss auf die Art und Weise, wie dieses Album von Menschen wahrgenommen werden könnte.
Kunst ist ja auch immer die Suche nach Wahrheit – was ist die Wahrheit die „Earth Air Spirit Water Fire“ enthält?
Das ist eine sehr interessante Frage, aber ich glaube ich würde lieber dich fragen. Welche Schlussfolgerung hast du dem hinzugefügt?
Ich denke nachdem ich das Album nun ein paar Mal gehört habe, ist der Kern für mich, dass du immer auf dich selbst hören solltest und nicht zu sehr von der Außenwelt beeinflusst werden, sondern dir selbst treu bleiben. Dem folgen, was du selbst für richtig und wahr hältst.
Da würde ich komplett mitgehen. Ja, definitiv. Ich meine selbst wenn Leute von gegensätzlichen Lebenswegen kommen und komplett unterschiedliche Ansichten bzw. Glauben haben, wie das Universum und die Realität konstruiert sind, sollten diese Regeln trotzdem zu jedem mit etwas Integrität zutreffen. Ich denke besonders als Künstler haben wir eine Verantwortung die Wahrheit zu sagen oder zu schweigen. Wenn wir anfangen nicht das auszudrücken was wir sind, sondern was Menschen von uns zu sein erwarten, oder was Menschen uns eher zu sein wollen, würden wir die Verbinndung zu unserer Seele verlieren, verstehst du? Das ist das schlimmste, was einem Künstler passieren kann. Das ist etwas, das man am besten den Leuten überlässt, die denken das der Weg zur Erleuchtung ist so viel wie möglich anzuhäufen und so viel wie möglich zu haben und sie viel wie sie können zu kontrollieren und diesen Dingen nicht erlauben, langsam davon zu schweben. Man sollte einfach einmal seiner eigenen Persönlichkeit eine Chance geben, anstatt immer nur die Lasten zu kontrollieren, die vom ersten Tag an auf uns geworfen werden.
Du hast bereits angesprochen, dass die Texte für sich selbst sprechen. Willst du trotzdem ein paar Worte dazu sagen, worum es in den Lyrics geht?
Sie sind worüber sie sind. Wie ein weiser Mann einmal gesagt hat: Meine Texte zu schreiben ist so nahe, wie ich einer Erklärung meiner Texte nur kommen kann. Das muss reichen.
Zur Veröffentlichung wird es auch eine Show geben – ist da etwas Besonderes geplant?
Wie haben da ein paar sehr interessante Sachen, die passieren werden. Natürlich werden wir ein zweistündiges Konzert spielen, bei dem wir sowohl ältere Stücke des Albums und andere Lieder spielen werden, als auch improvisierte Semi-Kompositionen. Manuel Tinnemans, den Künstler der das Artwork für „Tabula Rasa“ gemalt hat, wird sehr große Abbildungen der Elemente machen, die in den Räumen aufgehängt werden. Auch von den positiven und negativen Energien, die immer zusammen sind und einander bekämpfen. Der Typ der das Video für „Thistle“ gemacht hat wird eine Ausstellung haben und auch eine Live-Video-Show während des Konzerts machen. Es wird eine Menge zu sehen und zu erleben geben, viel Musik und nach dem Konzert wird es eine zweistündige Pause geben. Walter vom Roadburn Festival wird an diesem Abend der DJ sein. Gegen Mitternacht werden wir mit ein paar Musikern anfangen, ein komplett improvisiertes Extra-Konzert zu spielen. Zudem werden die Ausstellungen, all die Kunstwerke der Öffentlichkeit ein paar Tage lang zugänglich sein, bis zum 15. Dezember. An diesem Tag werden wir ein sehr kleines, exklusives Klanglandschaften-Konzert spielen. Wir werden Live Soundlandschaften erschaffen, die in Verbindung mit den Kunstwerken der Künstler stehen. Bisher war es eine begeisternde Produktion. Ich habe mit bis zu 12 Musikern gleichzeitig geprobt. Wir haben mehr oder weniger zwei vollständige Bands, die zu einer verschmelzen werden. Wir werden versuchen euch ein so komplettes Bild des Album zu geben, wie es uns möglich ist.
Das klingt sehr spannend, aber nicht sehr transportabel.
Ich denke wenn Leute das sehen wollen, dann müssen sie sicherstellen, dass sie am 7. Dezember in Eindhoven sind – denn das wird nie wieder passieren. Die Kosten alleine sind Irrsinn. Wir organisieren alles selbst, wenn es schief geht gehen wir unter. Aber da mache ich mir nicht zu viele Sorgen. Es ist eine sehr große und vielfältige Produktion und ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gemacht und ich wei0 nicht, ob ich es ein zweites Mal machen werde.
Gibt es trotzdem schon Pläne für weitere Shows? Vielleicht eine Tour?
Nein, wir werden in naher Zukunft nicht touren. Meine finanziellen Forderungen machen das nahezu unmöglich. Ich kam vor einiger Zeit zum dem Schluss, dass ich nicht mehr will, dass andere Menschen Opfer bringen müssen um in meiner Band spielen zu können, wie es in der Vergangenheit immer der Fall war. Wir haben nie genug Geld verdient, um all unseren Musikern anständige Gehälter zahlen zu können und das war immer eine Last für mich. Besonders jetzt, da ich unter meinem eigenen Namen arbeite, habe ich entschieden, dass ich meinen Musikern geben will, was sie wert sind und nicht zu viele Kompromisse zu machen. Wenn Leute mit mir für eine Show zusammenarbeiten wollen, muss es dafür ein vernünftiges Budget geben. Ich komme nicht mehr für 500 oder 600€, davon habe ich schon zu viel gemacht. Ich denke es wäre diesen talentierten Leuten gegenüber auch nicht fair. Ich warte einfach ab und werde weiter Musik machen und Alben aufnehmen. Wenn in der Zwischenzeit Festivals oder Veranstaltungsorte Interesse haben, können wir natürlich versuchen die unterzubringen. Wir sind für Vorschläge offen und wenn Leute mehr Details über unsere Voraussetzungen haben wollen, sollen sie sich einfach mit mir in Verbindung setzen. So sieht‘s aus.
Ein paar Sachen sind auch schon geplant, die ich aber jetzt noch nicht offenbaren kann, aber das wird schon bald bekannt gegeben. Wir spielen ein Festival in Brüssel mit Saturnalia Temple, Ruins Of Beverast, Bolzer und Irkallian Oracle – das sollte ein interessantes Festival werden. Ich denke ich werde mir die Filetstücke raussuchen, die besten Möglichkeiten wahrnehmen und versuche die Dinge so kreativ stimulierend wie möglich zu halten.
Ich nehme an, dass viele Menschen deine Solo-Arbeit mit dem vergleichen, was du mit The Devil’s Blood gemacht hast. Hältst du solche Vergleiche für berechtigt oder nervt dich sowas einfach nur?
Ich glaube nicht, dass es berechtigt ist, aber es nervt mich auch nicht. Ich denke ich vergleiche es selbst auch manchmal. Aber ich habe andere Gründe es zu vergleichen. Ich weiß was ich vergleiche und ich kenne die Parts von The Devil’s Blood, die ich beeinflussen konnte und jene, die waren was sie waren, weil sie es sein sollten. Ich denke es ist normal das Menschen Dinge vergleichen, aber in unserer Zeit ist „vergleichen“ schon fast ein Euphemismus dafür geworden, die Vergangenheit über die Gegenwart zu stellen. Es ist wie in diesem schlechten Witz: „Wie viele Classic-Rock-Fans braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? Zwei – einen der sie reinschraubt und den anderen um zu sagen, dass die vorherige besser war“. Ich denke auf eine gewisse Weise sind Menschen so. Sie sind im Großen und Ganzen recht Konservativ in ihrem Geschmack und sie wollen nicht, dass sich die Dinge zu sehr verändern. Wenn du vom Weg abweichst tendieren Leute dazu, zu versuchen dich wieder zurück zu holen. Ein Weg das zu erreichen ist wiederholt Vergleiche anzustellen und Gemeinsamkeiten herauszustellen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, was es einzigartig uns spannend macht. Für mich sind es zwei verschiedene Universen. Ich denke, dass beide Universen die gleiche Kraft haben und in ihrer Existenz gleichermaßen lebhaft sind. Sie müssen sich nicht gegenseitig überstrahlen. Von Zeit zu Zeit werden sie einen Schatten aufeinander werfen, aber das ist es auch schon. Ich bin sehr stolz auf alles, was ich gemacht habe. Ich bin keiner jener Menschen, die ihre Vergangenheit verleugnen und sagen, dass es ein Jugendlicher Fehler war oder irgend so ein Scheiß. Ich war auch schon zu alt, als ich damit anfing, um es auf meine Jungendlichkeit schieben zu können. Ich bin extrem stolz und zufrieden mit dem, was ich gemacht habe. Da gibt es für mich gar keine Diskussion. Jetzt mache ich das und das ist das.
Klingt nach einer gesunden Herangehensweise…
…ja. Ich versuche nicht für andere zu denken. Das hat mein Leben ein bisschen einfacher gemacht, denke ich.
Alles klar, zum Abschluss würde ich gern noch das traditionelle Metal1-Brainstorming mit dir machen:
Pink Floyd: Ja
Weihnachten: Ou.
Angela Merkel: Wer? Die deutsche Kanzlerin. Aha…keine Meinung, würde ich sagen. “Wer“ ist ja auch eine Antwort. Ja, genau!
Black Metal: Ja. Ich hörte das neue In-Solitude-Album. Ich denke es ist das beste Black-Metal-Album, das ich je gehört habe.
Reunions: Nein!
Dann danke ich dir für deine Zeit, falls du noch etwas hinzufügen willst, gehören die letzten Worte dir!
Vielen Dank für deine Zeit und ich hoffe einfach, dass viele Menschen mein Album kaufen und es mir ermöglichen meine Arbeit fortzuführen. Ich bin in einer sehr kreativen Phase meines Lebens und da kommt noch jede Menge!
Im Vergleich zum letzten Interview direkt sympathisch
Einerseits ist das Interview ja gut geführt & ganz interessant, aber andererseits weiß ich seit der Sache am Bang your Head 2012 & insbesondere seiner Reaktionen darauf, nicht wirklich ob man dem Herren überhaupt noch den Raum geben sollte.