Auch wenn INFERNO in Deutschland nicht unbedingt all zu populär sind, gehören die Tschechen zu den Urgesteinen ihrer heimischen Szene: Seit 1996 aktiv, veröffentlichte die Band bis dato fünf Studio- und ebensoviele Live-Alben, sowie ungezählte Splits und EPs. Mit „Omniabsence Filled By His Greatness“ legen die Herren aus Karviná nun Album Nummero sechs vor. Im Interview stellte sich Sänger Adramelech unseren Fragen.
INFERNO bestehen zwar seit 1996, aber könntet ihr euch vielleicht trotzdem kurz vorstellen?
Klar: Eigentlich gibt es uns bereits seit 1995 und wir haben seitdem einen weiten Weg zurückgelegt. Es gab viele Besetzungswechsel, und auch unsere Intention und der spirituelle Unterbau der Band haben sich geändert. All das macht unsere Musik sehr vielfältig, bunt und speziell. Unsere Musik hat immer unsere innere Einstellung zu der entsprechenden Zeit reflektiert. Wenn wir voller Inspiration waren, sind wir dem einfach erlegen, unfähig, zu widerstehen weil es einfach seinen Weg nach draußen sucht. Also haben wir das raus gelassen – wir reden von einer allem trotzenden Kraft, die viele Wege und Formen haben kann.
Wie würdest du eure Musik Leuten beschreiben, die noch nichts von euch gehört haben?
Ich würde unseren heutigen Stil als Mischung aus französischem Black Metal und Schwedischer Dunkelheit beschreiben. Das Ziel war es, die Elemente psychedelischer Musik mit denen des Old School Black Metal zu verbinden. Aber das zu beurteilen obliegt natürlich denen, die in die Wasser von “Omniabsence Filled by His Greatness” eintauchen.
Das Album beschreitet einen Pfad in Richtung Erhabenheit und Größe, da wir etwas Einzigartiges und Individuelles erschaffen wollten. Unsere Musik entspricht unsere Seele zu einer bestimmten Zeit. So halten wir die Kunst am Leben und so hält sie uns am Leben.
Für manche mag dieses Album zu komplex, dicht oder kontrovers sein – aber wenn jemand nicht einmal den Versuch unternimmt, es zu verstehen, sollte er sich nicht beschweren. Aber wir wollten auch nicht nur gegen die Masse aufbegehren oder etwas hörenswertes erschaffen – das Ziel war es, Musik zu schreiben, die die Ideale, die die Menschen sinnlos suchen, ablehnt.
Wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Album und seinem Vorgänger?
“Omniabsence Filled by His Greatness” ist unser Durchbruch. Bereits auf dem Vorgänger, “Black Devotion”, gab es einige Hinweise auf Dinge, die kommen würden, aber jetzt ist alles so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Kunst bildet oft das Leben nach, seine Wandel und Fehler und genau so war es bei diesem Album. Wir wollten unseren Kreationen eine Bedeutung geben und ein Gesicht. Wir wollten experimentieren, innovativ sein und eine erfüllende Form der Selbstverwirklichung kreieren, ohne dabei im Morast der Sterilität verloren zu gehen. Und wir wollten einige ungewöhnliche Elemente in unsere Musik einbauen, viele Schichten, die unsere Kreationen zumindest ein bisschen einzigartig und anders als andere Aufnahmen machen. Was uns meiner Meinung nach anders macht und was das neue Album am meisten befeuert, ist die Tatsache dass wir der Kunst erlauben, sich ohne Einschränkungen zu entfalten.
Habt ihr schon Feedback bekommen und wie viel bedeutet euch das?
Ja, wir haben schon aus verschiedensten Ländern Europas Reviews bekommen und die meisten davon sind äußerst positiv und voll des Lobes. Natürlich ist es schön, so etwas zu lesen, aber insgesamt bedeutet mir das nicht viel. Aber natürlich gibt es immer zwei Seiten der Medaille: Ein Review kann das Album in den Himmel loben und andere tadeln es – es muss also nicht erwähnt werden, wie fehlleitend ein Review sein kann. Es zeigt im Endeffekt nur die Werte und Geschmäcker des Reviewers – auch, wenn die natürlich versuchen, das Ganze so objektiv wie möglich zu beurteilen, können sie den Leser immer noch falsch leiten. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, wie man so schön sagt.
Die Texte sind dieses Mal auf Englisch – warum habt ihr euch dazu entschieden, sie nicht in eurer Muttersprache zu verfassen?
Das ist falsch: Unsere Texte sind immer noch auf Tschechisch gesungen – im Booklet findest du nur die englischen Übersetzungen. Der Gesang sitzt dieses Mal tiefer im Mix, was die Texte natürlich nochmal geheimnisvoller macht und vielleicht dazu geführt hat, dass du dachtest, sie wären auf Englisch. Aber ich habe immer nur auf Tschechisch gesungen. Unsere Muttersprache ist die beste, um unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das ist ein Aspekt der Band, der sich auch nie ändern wird.
Worum geht es in den Texten?
Die Texte zu “Omniabsence Filled by His Greatness” sind über vier Jahre hinweg entstanden, das Gleiche gilt auch für die Musik. Sie sind eine Art persönliches Zeugnis über Emotionen und die innere und äußere Leere. So gesehen ist das Album ein Konzeptalbum, sowohl textlich als auch musikalisch. Es ist der Versuch, die Tiefen unserer inneren Dunkelheit einzufangen, das Ende von allem. Es ist ein Schlüssel zwischen Realitäten, kollidierenden Lichtern von Welten, die in Singularität kollabieren. Es gibt auch eine menge Zweideutigkeiten und verborgener Symbolik. Jeder kann etwas anderes darin finden, abhängig davon, was man sich erwartet und wie viel man von der unaussprechlichen Dunkelheit und dem Umgang mit dem Tod versteht.
Steht das Cover in Zusammenhang mit den Texten und dem Titel?
Musik, Texte und Cover ergänzen sich gegenseitig und komplettieren ein Mosaik, in dem alles perfekt zusammenpassen muss.
Wie wichtig sind dir Live-Auftritte? Ist INFERNO eher eine Studio- oder eine Live-Band?
Nun, wir haben bereits viele Konzerte in Europa gespielt und planen auch, 2014 wieder in verschiedenen Ländern Europas sowie in den USA zu spielen, nachdem wir jetzt eben erst unsere zweite Mexiko-Tour beendet haben. Aber ich würde trotzdem sagen, dass wir keine rene Liveband sind. Es ist gut, mit hochwertigen Bands zu spielen, wenn es die Zeit und die Stimmung erlauben, aber andererseits ist es für uns kein Problem, wenn wir längere Zeit nicht auftreten können. Wichtig ist immer, den richtigen Moment zu finden und Lust darauf zu haben, statt einfach so viel zu touren wie es geht und es deshalb langweilig werden zu lassen.
Die letzten Worte gehören dir:
Je heller das (göttliche) Licht leuchetet, desto dunklere Schatten werden geworfen.
Der Krieg bleibt …
Lass uns das Interview doch mit einem kurzen Brainstorming beenden…
Darin sehe ich leider keinen Sinn.
O.k., dennoch vielen Dank für deine Zeit!