Konzertbericht: Amon Amarth w/ Carcass, Hell

28.11.2013 Haus Auensee, Leipzig

Amon amarth tourflyer
Wenn AMON AMARTH auf Tour kommen, ist das eigentlich immer ein Spektakel. Wenn die Schweden dann allerdings die britische Grindlegende CARCASS als Support mit ins Boot holen, gibt es eigentlich keine Zweifel, dass es sich hier um eine Pflichtveranstaltung handelt. Zudem sind auch HELL mit von der Partie, was die musikalische Bandbreite des Abends noch erweitert.

_IGP4143HELL gebührt es den Abend zu eröffnen und die Herren tun dies in der ihnen eigenen Manier. Klassischer NWOBHM mit seinen galoppierenden Riffs schallt durchs Haus Auensee und die vier Engländer zeigen sich wie immer gut geschminkt. Besonders Frontmann David Bower ist immer eine Augenweide, wie er mit seiner Dornenkrone über die Bühne stolziert und vielsagend gestikuliert – auch wenn das Headset-Mirko etwas eigenartig anmutet. Zur Show gehört natürlich auch, dass David sich selbst geißelt und einzelnen Leuten in der ersten Reihe Dämonen austreibt. Übertrieben theatralisch? Vielleicht, aber doch irgendwie unterhaltsam. Die Reaktion des Publikums hält sich allerdings in Grenzen, vielleicht ist es zu viel des Guten, vielleicht haben die vielen sehr jungen Amon-Amarth-Fans aber auch schlicht keine Ahnung, was klassischer Heavy Metal ist.

Carcass liveDeutlich weniger theatralisch, aber nicht minder spektakulär gestaltet sich der folgende Auftritt von CARCASS. Die Briten eröffnen mit „1985“, dem ersten Song ihres aktuellen Studiowerkes „Surgical Steel“ und sofort gehen die Leute steil. Ein paar haben CARCASS vielleicht schon im Sommer auf einem Festival gesehen, vielleicht sogar auf der Reuniontour 2008, die wenigsten dürften die legendären Grinder vor ihrer Trennung bereits live erlebt haben – ergo ist es für die meisten Anwesenden die erste Chance, die Band live zu sehen. Entsprechend enthusiastisch wird der energiegeladene Auftritt aufgenommen, denn die vier Herren auf der Bühne gehen ab wie Maik, wenn es blitzt. Dabei markieren Jeff und Bill die coolen Altmeister, die in mit Ben und Daniel äußerst talentierte Jungspunde an ihrer Seite haben. Besonders Jeff scheint sich in dieser Rolle zu gefallen, die ihm allerdings auch wie auf den Leib geschneidert ist. Bill hingegen springt zeitweise wie angestochen über die Bühne, als ob die letzten 16 Jahre spurlos an ihm vorübergegangen sein. CARCASS spielen heute eine gute Mischung aus neuen Songs wie „For Human Consumption Unfit“ und Klasskiern wie „Rot ‘N‘ Roll“ und „Carnal Forge“. So wenig die Setlist an Wünschen offen lässt, so gut ist der Sound, mit dem die Songs durch das Haus Auensee dröhnen – ein absolut gelungener Auftritt einer legendären Band.

Amon Amarth live1
Eine Show, der wohl nur wenige Bands adäquat folgen könnten. Hier kommt es AMON AMARTH durchaus zu Gute, dass sie sowohl stilistisch als auch in puncto Zielpublikum anders orientiert sind. Wobei das nur ein geringer Faktor sein dürfte, wenn man die Stimmung des Publikums als Gradesser nimmt. Denn die Anwesenden gehen ab den ersten Tönen ab, also ob es kein Morgen gäbe. Es werden Köpfe geschüttelt, Fäuste gereckt und die großartigen Refrains stimmgewaltig uns textsicher mitgesungen. Die Band selbst zeigt sich energiegeladen und spielfreudig und ist vom Treiben des Publikums sichtlich angetan. So gelingt es beispielsweise Frontmann Johann Hegg immer nur kurzzeitig das breite Grinsen aus seinem Gesicht zu verbannen, um maximale Grimmigkeit auszustrahlen. Mit „Death In Fire“ spielen AMON AMARTH einen ihre größten Hits bereits als dritten Song, was zwar verwundert, aber eben auch begeistert und die Stimmung ordentlich anheizt. Dass auch die Leipziger Volkspresse mit einem Fotografen vor Ort ist, zeigt zudem wie groß bzw. bedeutsam und irgendwie auch massentauglich die Band und möglicherweise auch Metal im Allgemeinen mittlerweile sind. AMON AMARTH sind zudem absolute Vollprofis, was man dem Auftritt auch zu jedem Zeitpunkt anmerkt, ohne, dass die Band dabei abgeklärt oder gar gelangweilt wirken würde. Gespielt werden am heutigen Abend vor allem Lieder aus der jüngeren Geschichte der Schweden, etwa „Cry Of The Black Bird“, „War Of The Gods“, Destroyer Of The Universe“, welches sich als absolute Abrissbirne entpuppt, aber selbstverständlich auch Tracks vom aktuellen Album wie der Titelsong „Deceiver Of The Gods“ oder „As Loke Falls“. Nach gut 90 Minuten beenden AMON AMARTH mit einer ausgedehnten Version von „Pursuit Of Vikings“ einen Auftritt, der bei den Anwesenden keine Wünsche offen ließ.
Amon Amarth live2

Setlist AMON AMARTH:
01. Father Of The Wolf
02. Deceiver Of The Gods
03. Death In Fire
04. Free Will Sacrifice
05. As Loke Falls
06. Runes To My Memory
07. Varyags Of Miklagaard
08. The Last Stand Of Frej
09. Guardians Of Asgaard
10. Blood Eagle
11. Warriors Of The North
12. Destroyer Of Tthe Universe
13. Cry Of The Black Birds
14. War Of The Gods

15. Twilight Of The Thunder God
16. The Pursuit Of Vikings

Nach einem solchen Abend, mit drei starken Bands aus unterschiedlichen Richtungen kann man sich als Fan eigentlich nur freuen, dass es solche Touren gibt. Klassicher Heavy Metal, Grindcore und Death Metal, alles an einem Abend und auf höchstem Niveau – was will man mehr? Außer mehr davon…

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3 Kommentare zu “Amon Amarth w/ Carcass, Hell

  1. Ich fand das Konzert sehr gelungen! Amon Amarth war natürlich die beste Band des Abends. Auch wenn sie mehr alte Lieder singen hätten können:
    Trotz allem hatte ich danach keine stimme mehr m/

  2. Das stimmt und wurde geändert, auch wenn man sich natürlich darüber streiten kann, ob die ersten drei Alben die besten von Amon Amarth sind. Da gibt es sicher auch zwei Meinungen…

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