Tja, so schnell kann es gehen. Nichts ahnend in einer Fachzeitschrift gestöbert, dabei gerade noch über den etwas fragwürdigen Bandnamen hergezogen und schon beobachte ich, wie die Scheibe, welche mir nun vorliegt, einen wahren Begeisterungssturm entfacht. Doch der Reihe nach. Die Band, um die es hier geht, nennt sich BEASTMILK und kommt aus Finnland. 2010 von Kvohst (Dodheimsgard, Hexvessel) und Goatspeed gegründet, brachte man es seither auf eine Demo und durch den Kontakt mit dem ebenfalls in Finnland sesshaften Label Svart Records zusätzlich auf eine vier Tracks umfassende 7“-Vinyl. Besagtes Label veröffentlichte schlussendlich auch eine erste Full-Length mit dem sich alles andere als bodenständig anhörenden Titel „Climax“.
„Climax“, zu Deutsch: Höhepunkt ist nicht nur ein äußerst gewagter Titel für ein Debüt, sondern einer, der (alle Klischees einmal außen vor gelassen) ausnahmsweise voll ins Schwarze trifft. Denn nichts anderes ist auf dem vorliegenden Werk auszumachen: Höhepunkt folgt auf Höhepunkt, das Werk steigert sich mit jedem Durchlauf und klingt dabei nicht nur völlig zeitlos und eigen, sondern entfaltet ein schier unendlich anmutendes Potenzial zum Immer-wieder-hören. Quasi auf CD/Vinyl gepresster Balsam für das Langzeitgedächtnis. Mancher wird sich zu Recht fragen, wie sich BEASTMILK nach den ganzen Lobhudeleien nun eigentlich anhören. Nun, ihren Stil bezeichnen sie selbst als „Apocalyptic Post-Punk“. Anhören tut sich das Ganze wie eine wilde Mischung aus härteren Echo & the Bunnymen, einer Prise Fields of the Nephilim-Romantik und psychedelischen The Devils Blood-Reminiszensen. Als weitere Vergleichsmöglichkeit könnten an dieser Stelle auch getrost Bands wie Killing Joke, The Cure und allen voran die englische Rockband Joy Division stehen. Wie dem auch sei, ihr Talent für ein in sich schlüssiges Songwriting stellen die Jungs jedenfalls schon beim morbiden Opener „Death Reflects Us“ unter Beweis, was für ein gelungener Einstieg! Hits wie das treibende „The Wind Blows Through Their Skulls“, das beinahe schon andächtige „Ghosts Out Of Focus“ oder das mit etlichen romantischen Anleihen versehene „Love In A Cold World“ lassen, neben der Tatsache, dass die Jungs ein Händchen für markante Refrains zu haben scheinen, nur eine Schlussfolgerung zu: Diese Band spielt in ihrer eigenen Liga!
Gesangstechnisch sind gerade bei letzterem Beispiel (ob nun gewollt oder nicht) auch eindeutige Parallelen zur Rock/Metal-Legende Glenn Danzig auszumachen. Kvohsts aussagekräftige Stimme passt zum Soundgewand wie angegossen und sorgt für ein homogenes Ganzes. Produktionstechnisch überrascht das Werk dann nochmals: Wo man angesichts des dargebotenen Materials glattpolierten und totproduzierten Einheitsbrei erwarten könnte, strecken BEASTMILK ihren Mittelfinger ganz eindeutig in Richtung der Stadion-Rocker und emotionslosen Reisbrett-Riffer aus: So muss es sich anhören, wenn man einen objektiv betrachtet alles andere als perfekten Sound voller emotionalem Tiefgang und ungeschliffener Härte zelebriert!
Fazit: „Climax“ verspricht definitiv nicht zu viel und offenbart im positivsten Sinne massentaugliche Musik für Genießer! Nach „Infestissumam“, dem starken Zweitwerk der Okkult-Rocker Ghost B. C. war ich lange nicht mehr in den Genuss eines Werkes gekommen, welches schon beim ersten Durchlauf zündet und ganz nebenbei sämtliche Erwartungen übertrifft! Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dem Quartett, mit dem nötigen Durchhaltevermögen und etwas Glück gehört die Zukunft BEASTMILK!
Wertung: 9.5 / 10