Konzertbericht: Saltatio Mortis w/ Versengold

21.11.2013 Backstage, München

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„Das Schwarze IXI“ nennt sich das neue Album der Mittelalter-Rocker, und passend zum Albentitel landeten SALTATIO MORTIS mit dieser Veröffentlichung Ende August zum ersten Mal auf Platz 1 der deutschen Albencharts. Da darf schonmal gefeiert werden! Und da laut dem Einmaleins eines erfolgreichen Releases auf eine neue Scheibe immer auch eine große Tour folgt, zelebrieren Alea und Co. ihren Erfolg stimmungsvoll in teils ausverkauften Konzerthallen. So auch im sehr gut besuchten Backstage Werk in München.

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Als passenden Support hat man sich VERSENGOLD ins Boot geholt, und bessere Gute-Laune-Garanten hätte man sich gar nicht wünschen können. Wie SaMo vor einigen Jahren kämpfen sich auch die Nordlichter stetig weiter nach oben auf der Karriereleiter und beweisen mit viel Einsatz und Spielfreude, dass man auch das etwas bewegungsfaule Münchner Publikum schon nach wenigen Takten mitreißen und begeistern kann. So brüllt ihnen die Menge nicht nur entgegen, wem denn nun eigentlich der Reichtum des Adels gehört („Wem? Uns!“), sondern verwandelt sich auch gern mal in ein schwankendes und schunkelndes Meer, wenn Sänger Snorre von seinem einsamen Abenteuer mit einem Fass voller Wein auf hoher See berichtet. Klar, dass eine Zugabe im Namen des Folkes nicht fehlen darf. Ein mehr als gelungener Auftritt, nach dem man VERSENGOLD erst recht einen entsprechend erfolgreichen Release für ihr neues Album „Auf in den Wind“ im Frühjahr 2o14 wünscht.

Setlist:

01. Versengold
02. Wem? Uns!
03. Drey Weyber
04. Paules Beichtgang
05. Ich und ein Fass voller Wein

06. Im Namen Des Folkes

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SALTATIO MORTIS können an die ausgelassene Stimmung direkt anknüpfen. Mit einer erwartungsgemäß sehr vom neuen Album „Das Schwarze IXI“ geprägten Setlist testen sie die neuen Songs auf Herz und Nieren – und vor allem Live-Tauglichkeit. Mit ihrer zweiten Single-Auskopplung „Früher war alles besser“ starten sie in bester Toten-Hosen-Manier, und auch wenn Licht und Sound sich eher mäßig bis durchschnittlich präsentieren, wissen die Fans das lautstark zu kompensieren. Und dass nicht nur neu gewonnene Fans, sondern auch eine Menge „alter Hasen“ anwesend sind, zeigt sich bereits, nachdem die Stimmung nach „Idol“ auch beim acht Jahre alten „Tritt ein“ nicht abbricht. Sänger Alea selbst war leider (stimmlich) nicht ganz in Hochform: Vor allem während der ersten handvoll Songs schrie er mehr als dass er wirklich sang, und kämpfte das eine oder andere Mal mit dem richtigen Ton.

SONY DSCDen traf dagegen Schlagzeuger Lasterbalk an diesem Abend gleich mehrmals: Aufgrund des etwas neuen Konzeptes des schwarzen Einmaleins, bei dem SALTATIO MORTIS nicht mehr „nur“ leichtfüßige Spielmannslieder komponieren, sondern sich auch trauen, konkrete Meinungen und Gesellschaftskritik metaphernlos zu vertonen, ist es wichtig und ja, fast nötig, des Öfteren ein erklärendes Wort den teils kontroversen Songs vorauszuschicken. So gibt sich das SaMo Gründungsmitglied, in seiner Funktion als Erzähler mit hochwürdiger getönter Rundglasbrille, die größte Mühe, die Intention hinter Stücken wie „Wachstum“ zu klären. Vor allem dieses wurde ihnen aufgrund der eindeutigen Referenz zur Deutschlandhymne von einigen geschockten Hörern als rechtsradikal ausgelegt, obwohl es eindeutig Kritik an der deutschen Mentalität des ewigen Wirtschaftswachstums übt. Lasterbalk spricht die Arm-Reich Schere an, die immer größer wird, distanziert sich stark von braunem Gedankengut und scheut somit nicht davor zurück, SALTATIO MORTIS politisch zu positionieren. Ein mutiger Schritt. Auch vor „Krieg kennt keine Sieger“ muss Lasterbalk vorweggreifen und erklärt, dass der Song keineswegs als Kritik am Islam zu sehen sei, sondern sich ganz allgemein auf Gotteskriege aller Art beziehe. So sagt er sinngemäß: „Seit den Kreuzzügen haben schließlich wir Christen das Monopol auf Gotteskriege, oder?“

SONY DSCSchwere Kost. Doch natürlich findet sich neben diesen kritischen, und mitunter vielleicht gerade deswegen besten Stücken des Albums auch gewohnt Launiges und leichter Bekömmliches in der Setliste. Die Band feiert mit der Menge nicht nur den „Sündenfall“, sondern auch unverzichtbare Klassiker neuerer Zeit wie die „Ode an die Freundschaft“ oder den „Hochzeitstanz“. Und in den zwei Zugabenblöcken finden sich unter anderem „Eulenspiegel“ wieder, sowie – man könnte es fast das bandeigene „Kleid aus Rosen“ nennen – der aus allen Kehlen mitgegrölte „Spielmannsschwur“, dieses Mal allerdings mit einer akustischen Einleitung. Ein typisches SALTATIO MORTIS Konzert also, das vor allem durch Lasterbalks fantastische Fähigkeiten als Erzähler zu glänzen weiß und durch die ausgelassene Stimmung der Menge auch kleinere technische und stimmliche Mängel vergessen lässt.

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Konzertfotos von Sigi Maier

Setlist:
01. Früher war alles besser
02. Idol
03. Tritt ein
04. Der Kuss
05. My Bonnie Mary
06. Worte
07. Wachstum über alles
08. Koma
09. Sandmann
10. Satansfall
11. Nur ein Traum
12. Ode an die Feindschaft
13. Habgier und Tod
14. Hochzeitstanz
15. Krieg kennt keine Sieger
16. Sündenfall
17. IX
18. Prometheus

19. Rastlos
20. Orpheus
21. Eulenspiegel

22. Spiel mit dem Feuer
23. Spielmannsschwur

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