Es gibt diese Fälle, da versteht man die Welt nicht mehr. BONAFIDE gehören dazu. Diese schwedische Hard-Rock-Band im australischen Stil scheint überall gut anzukommen: Sie spielt schon als Vorband für Deep Purple und Status Quo. Sie vertrat auf dem Sweden Rock Sebastian Bach, nachdem er kurzfristig abgesagt hatte. Sie bekam Features im Classic Rock Magazine, wurde dort mehrfach in die Liste der „Top Tracks Of The Year“ gewählt. Sie hatte wiederholt Charterfolge in Schweden. Und ich sitze hier vor „Bombo“, dem vierten Studioalbum, und frage mich: warum? Was soll denn jetzt daran so besonders sein?
Sicher, BONAFIDE spielen gut. Sie sind stilistisch auf einer Länge mit Krokus, das große Vorbild AC/DC scheint durch und von Airbourne unterscheidet sie stilistisch eigentlich nur, dass BONAFIDE noch etwas langsamer und einen Tick bluesorientiert sind. Das sind gute Voraussetzungen, und doch zündet „Bombo“ einfach nicht so recht. Die Songs klingen durch die Bank kalkuliert, Spannung kommt keine auf. Das gilt auch für das Konzept des Albums, das eigentlich interessant klingt: Es sollte um einen Mord in einer Bar namens Bombo gehen, ein bisschen Film-noir-Ambiente versprüht das Cover auch. Neugierig machten zudem die spanischen Sprüche auf dem Cover. Die Musik setzt alle diese Anregungen und Ideen aber leider überhaupt nicht um. Sie poltert unbeeindruckt von der Geschichte in üblichen Bahnen, erlaubt sich keine Zwischenspiele, atmosphärische Parts oder sonst welche Ausfälle. Was man textlich so versteht – ein Booklet gibt es nicht – hat wohl auch wenig mit der Geschichte zu tun. Schade, man hätte ja gerade diesen schraddeligen Hard Rock gut mit ein paar Klängen der 50er Jahre (oder wann auch immer die Story spielen soll) oder spanischen Lyrics anreichern können.
Denn wenn man nur auf die Musik achtet, gibt es schlicht nicht viel zu beschreiben. Die Referenzbands sind genannt, das Tempo variiert genreüblich von schneller Nummer („D.T.R.D.“, „Harmony“) bis Ballade („Harmony“). Zwischendrin wird es mal kurz etwas bluesig („Suburb Baby Blues“) und am Ende ein bisschen nachdenklich („8-Ball“). Ein paar einzelne Songs haben ein paar nette Elemente, wie „Better Safe Than Sorry“, der schön nach vorne treibt und ein nettes Riff hat. Bei den meisten Liedern aber fragt man sich, wo man das eigentlich schon einmal gehört hat. Vielleicht fehlt ihm gerade deshalb auch das wichtigste Element dieser Musik: Eingängigkeit.
„Bombo“ ist nicht regelrecht schlecht, nur eben völlig unspektakulär, altbekannt und innovationslos. Wer sich als ausgeprägter Fan dieser Musikrichtung beschreibt, sollte trotzdem mal bei BONAFIDE reinhören, es könnte ihm gefallen. Alle anderen: Lasst es besser.
Wertung: 5.5 / 10