Nach zwei Jahren seit dem letzten Album „Meredead“ steuert das deutsch-norwegische Flaggschiffchen mal wieder die Häfen der Welt, im übertragenen Sinne also die CD-Player der vermeintlichen Käuferschar an. Der einzige mir bekannte Vorgänger „Njord“ des „Atrocity + Liv Kristine“-Projekts LEAVE’S EYES lief insgesamt schon ziemlich auf Grund, mal sehen, ob man sich mit den Sinfonien der Nacht besser schlägt.
Alleine von den Titeln der Lieder hat man es hier wieder mit einer Historien-Platte zu tun, offenbar hat man sich französischen Mythologien angenommen (es geht um die Provence, um Lothringen und einen handfesten Bitch-Fight am westgotischen Hof des Merowingerkönigs Chilperich). Dennoch erreicht man mit den entsprechenden Themen noch lange nicht die Qualifikation zu Helm, Schwert und Barbarei. Interessanter wäre es in dem Zusammenhang, auch musikalisch (endlich) ein wenig in diese Richtung zu gehen. LEAVE’S EYES tun das nicht, man könnte natürlich loben, dass sie nicht auf den immer noch semi-aktuellen Viking-Pagan-Hype aufspringen. Andererseits hätte man damit aber wenigstens etwas in der Hand, denn genau wie die Vorgänger sitzt auch „Symphonies Of The Night“ wieder irgendwie zwischen allen Stühlen.
Ob es nun die Gothic-Anleihen sind, die sich aus dem erneuten vokalischen Zusammenspiel von Liv und Ehemann Alexander ergeben, oder die Symphonic-Metal-Parts, die aus epischen Keyboards und mächtigen Gitarrenriffs ein größeres Stück Musik zu schaffen versuchen. Irgendwie schafft die Band es nicht, die Qualität der Musiker in Qualität der Musik umzuwandeln. Ohne jetzt ironisch klingen zu wollen: Das, was die vier Herren plus Dame auf „Symphonies Of The Night“ fabrizieren, muss man erstmal hinbekommen. Unbestritten auch die gesanglichen Fähigkeiten von Liv Kristine, aber unter dem Strich bleibt es brotlos, wenn die Musik über ein Nebenherplätschern nicht hinauskommt.
Immerhin ist dieses Mal der beste Song auch tatsächlich ein eigenes Stück (nachdem „Njord“ vor allem mit dem Cover von „Scarborough Fair“ überzeugen konnte), der Titeltrack rockt ordentlich nach vorne und hat einen Refrain parat, den man sich bei mehr Stücken gewünscht hätte. Ansonsten haben LEAVE’S EYES die eine oder andere nette Melodie dabei und man merkt den Liedern ein ihnen innewohnendes Konzept an, die Erwartungen erfüllt „Symphonies Of The Night“ aber erneut nicht.
Damit steht das Fazit eigentlich schon, LEAVE’S EYES bleiben trotz ausgewiesener Fähigkeiten wieder zu sehr auf der Strecke. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das neue Album schon eine Spur besser, aber erreicht nie den Status, den man den Protagonisten zutraut. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben, allmählich weht der Wind aber mal mindestens von der Seite und wenn man nicht aufpasst, pustet es bald gewaltig von vorne.
Wertung: 6 / 10
Das Vorgänger-Album ist Meredead!
Völlig richtig, das habe ich in Unkenntnis des Albums unterschlagen. Danke für den Hinweis, die Review ist entsprechend aktualisiert.