Na also, es geht doch. Nachdem DEADEND IN VENICE mit ihrem Debüt „See You On The Ground“ nur auf sehr überschaubarem Niveau zu überzeugen wussten, geht es mit dem Zweitwerk „A View From Above“ jetzt ein gutes Stück aufwärts. Scheinbar muss man nur im Titel positiv attribuieren, schließlich blickt man doch lieber von oben auf jemanden oder etwas herab, als jemanden oder etwas am Boden anzutreffen.
Versprühten die Sachsen vor zwei Jahren noch einen deutlichen Hauch von Langeweile und vor allem von Uneigenständigkeit, hat sich das Blatt mittlerweile etwas gewandelt. Zwar sind nach wie vor Mann und Frau am Mikro unterwegs, aber zum einen hat Sänger Christian einen guten Schritt vorwärts getan, er bringt deutlich mehr Volumen in die Stimme und entfacht die Aggressivität, die man zum weiblichen Gegenpart dringend benötigt. Dies ist auch der andere Punkt, weswegen das gemischtgeschlechtliche Duo überzeugender agiert als beim Debüt: Annabell und Christian agieren mit dem Maß an Harmonie, welches aus zwei Protagonisten ein Team macht. So präsentieren sie jetzt nicht ein Duett nach dem nächsten, aber es wirkt eben auch keine Stimme mehr wie ein Fremdkörper, weil die andere in einem bestimmten Moment dominiert. Das klappt noch nicht in allen Songs, aber man ist in diesem Punkt gewiss auf dem richtigen Weg.
Das zweite drängende Problem, welches „A View From Above“ ausmerzen kann, ist die fehlende Risikobereitschaft im Songwriting. Manche Songs gestalten DEADEND IN VENICE deutlich progressiver, außerdem wurde erfreulich an der Geschwindigkeitsschraube gedreht, so dass die Aggressivität nicht nur durch die harschen männlichen Vocals und die teilweise richtig knalligen Riffs entfacht wird, sondern auch durch massig Tempo, gut platzierte Blast-Beats (dezent) und Double-Bass-Einsätze (weniger dezent) inklusive. Auch sonst merkt man den Musikern die Entwicklung an, technisch ist alles eine Stufe höher anzusiedeln, vor allem die Soli kommen mit einiger Raffinesse.
Ganz klar, DEADEND IN VENICE haben die zwei Jahre gut genutzt, „A View From Above“ ist ein richtig guter Schritt vorwärts auf dem Weg zu einem eigenständigen, abwechslungsreichen und technisch gutklassigen Sound. Sicherlich bleiben einige Baustellen, aber wenn die Band weiter konzentriert arbeitet, sollte das wegweisende dritte Album die Tendenz fortsetzen können.
Wertung: 7 / 10