Preisfrage: Was haben 1991 und 2013 gemeinsam? Richtig: Beides sind bzw. waren phantastische Jahre in puncto Death-Metal-Neuerscheinungen. Waren es damals Ashpyx („The Rack“) und Autopsy („Mental Funeral“), gab es in diesem Jahr bereits neue Scheiben von Hail Of Bullets, Carcass und Autopsy, dazu steht die neue Deicide bereits in den Startlöchern. Weitere Gemeinsamkeit: In beiden Jahren gab es frisches Material von CONVULSE. 1991 war es das geniale Debüt „World Without God“, 2013 ist es das dritte Album „Evil Prevails“.
Nach der Trennung im Jahre 1994 hatte es ja bereits Anfang des Jahres die „Inner Evil“-EP das Licht der Welt erblickt, nun legen CONVULSE also mit „Evil Prevails“ ihr erstes Album seit der Wiedervereinigung vor.
Was vom ersten Ton an auffällt, ist der Sound der Scheibe. „Evil Prevails“ klingt so, als ob es die letzten 19 Jahre nicht gegeben hätte. Roh, ungeschliffen und basslastig hämmern die acht Tracks aus den Boxen. Dazu grunzte Sänger Rami in bester Death-Metal-Manier, als ob er dezent zu viel rauchen würde.
Auch musikalisch setzen CONVULSE auf den ersten Blick auf ganz klassischen Old School Death Metal – schnörkellos, geradlinig und brutal. Allerdings eben nur auf den ersten Blick. Denn wenn man sich „Evil Prevails“ genauer betrachtet, offenbaren sich so einige Überraschungen.
„God Is Delusion“ beispielsweise beginnt mit einem Akustikintro, das man so nicht auf dieser Platte vermutet hätte und mutet auch im weiteren Verlauf recht theatralisch an. „World Downfall“ hingegen wartet sogar mit einem Breakdown auf, der allerdings so geschickt eingebaut ist, dass niemand auf die Idee kommen kann, hier eine Anbiederung an die Unsäglichkeit namens Deathcore oder andere moderne Geschichten zu vermuten. Das Abschließende „Oceans Of Dust“ wiederum hat eine heftige Sludge-Schlagseite, was in derartig dreckigem Death Metal resultiert, dass Abscess ihre helle Freude gehabt hätten. Und auch eine gesunde Portion Doom darf natürlich nicht fehlen, CONVULSE liefern diese in den herrlichen Gitarrenharmonien von „Reborn In Chaos“.
Eine besondere Erwähnung gebührt an dieser Stelle noch Schlagzeuger Rolle. Was der Typ hier abliefert, ist absolut großer Sport. Das Drumming treibt die Songs auf „Evil Prevails“ konstant an, ohne sich dabei zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Allerdings kann der Mann das Tempo auch drosseln und massiv grooven sowie geile Fills einstreuen, ohne seinen Kollegen sie Show zu stehlen. CONVULSE haben hier einen Drummer an Land gezogen, der absolut großartig ist und dabei noch song- und banddienlich agiert – nicht schlecht, Herr Specht!
Mit ihrer Mischung aus Old School Death Metal, schnellen Thrash-Parts, doomigen Elementen und einigen Blasts haben CONVULSE eine Album abgeliefert, dass den Spirit der frühen 90er Jahre verkörpert wie kaum eine andere Veröffentlichung in diesem Jahr. „Evil Prevails“ ist heavy, fies und zeigt, dass die band immer noch mächtig Feuer hat. Für Old-School-Death-Metal-Fans eine absolute Pflichtveranstaltung und eines der Highlights diesen Jahres – Kaufempfehlung!
Wertung: 9 / 10