Das junge UNDER THE BLACK MOON FESTIVAL findet heute zum ersten Mal statt. Gleich zum Start zogen die Veranstalter einen Headliner an Land, der sich sehen lassen kann. Die legendären Pentagram um Bobby Liebling geben sich heute Abend die Ehre, das Münchener Backstage zum Kochen zu bringen. Support gibt’s von vier jungen Bands, alle aus der Hard- und Stoner-Rock-Ecke.
BLACK VOODOO TRAIN machen leicht verspätet den Anfang. Die Münchener Herkunft der Band verrät sofort ihr Dialekt. Doch bairisch wird nur vereinzelt zwischen den Songs gesprochen. Ansonsten hält sich die junge Truppe zurück und lässt dafür ihre Instrumentalsongs sprechen. Verträumter, bluesiger Psychedelic-Rock, der sich hin und wieder vorsichtig in Stoner-Rock-Gefilde tastet. BLACK VOODOO TRAIN wirken dabei um einiges gelassener als die Besucher, die zunächst noch brav Sicherheitsabstand zur Bühne einhalten. Viele stehen sowieso noch beim gemütlichen Bier vor der Halle. Von denen, die drin sind, gibt’s den verdienten Applaus.
Vor Kurzem das Debütalbum veröffentlicht, bespielen CAROUSEL aus Pittsburgh gerade zum ersten Mal die Bühnen westlich des Atlantiks. Und nach dieser Performance dürfen sie gerne so bald wie möglich wieder vorbeischauen. Mit rotzigem Rock’n’Roll bringt die Band schon etwas mehr Bewegung und Stimmung in die Halle. Nicht nur Sänger Dave Wheeler nimmt sich Bon Scott und Lemmy zum Vorbild. Die ganze Truppe scheint mit AC/DC, Motörhead oder Diamond Head ihre Helden gefunden zu haben. Einmal das Gaspedal durchgedrückt, denken CAROUSEL gar nicht mehr daran langsamer zu werden. Auch auf der Bühne wird gerockt und gepost, was das Zeug hält. Dass der Auftritt Eindruck hinterlassen hat, merkte man dann bei der Raucherpause vor der Halle: Jedes zweite Gespräch dreht sich um die Frage, wer jetzt wohl diese Jungs waren. Da hat das New Yorker Label Tee Pee Records schon wieder eine klasse Band an Land gezogen.
Etwas finsterer ist der Auftritt der darauf folgenden CULT OF THE BLACK MOON RISIN‘. Kerzen, Totenschädel – ganz so düster ist das Szenario dann aber doch nicht: Black Sabbath gepaart mit einer Stoner-Punk-Mischung. Kein Wunder, denn die Band nennt jene Männer aus Birmingham und die Schweden Hellacopters als Hauptinspiration. Diese Einflüsse ergeben zusammen eine energiegeladene Mischung, die sich sehen lassen kann. Dass CULT OF THE BLACK MOON RISIN‘ (ehemals als Botox Combo unterwegs) Heimspiel haben, trägt auch seinen Teil zur Begeisterung im Publikum bei. Dem Sänger bläst es mächtig Wind vom Bühnenrand durch die Haare und den Schnauzer. Gerade dessen Gesangsmelodien sind verdammt stark. Carousel und CULT OF THE BLACK MOON RISIN‘ dürfen sich darum streiten, wer heute die bessere Vorband ist.
Denn der Auftritt der Berliner HEAT ist leider nicht so mitreißend wie erhofft. Zumindest subjektiv betrachtet. Eine Retrorockband zu gründen und sich aus der Klamottenkiste der Siebziger zu bedienen ist nun wirklich nichts Neues mehr. Beliebig hätte man auch hier eine der ganzen Schweden-Retro-Acts auf die Bühne stellen können. Witchcraft, Graveyard und Co. lassen grüßen. Die Songs rocken ordentlich, der Spirit stimmt. Vor zwei, drei Jahren hätte ich das womöglich noch abgefeiert. An der Fülle von Bands, die sich kaum voneinander unterscheiden, hat man sich aber irgendwann sattgehört. Wenn das Label „Retro-Rock“ schon mehr Aufmerksamkeit bringt als die eigentliche Qualität der Musik, läuft irgendwas falsch. „Old Sparky“, das vor Kurzem erschienen ist, ist zwar definitiv kein schlechtes Album. Doch live ist das nicht wuchtig genug. Der ganze Retrotrend hat ohne Zweifel so manche erstklassige Band hervorgebracht, doch leider gleichzeitig auch viel Mittelmaß angeschwemmt.
Dann lieber das Original. Das steht jetzt in Form von PENTAGRAM auf der Bühne. Die Band existiert schon knapp 42 Jahre und ist somit älter als der Großteil des Publikums. Die lange Leidensgeschichte von Bobby Liebling ist vor allem durch die zutiefst bedrückende Doku „Last Days Here“ bekannt geworden. Ein Film über einen extrem talentierten Musiker, der vom unerfüllten Traum des Rockstarlebens in den Drogenwahn geflüchtet ist. Der Bobby Liebling, der im Jahre 2013 wieder regelmäßig auf der Bühne steht (was schon fast an ein Wunder grenzt), wirkt, als ob ihm der jahrzehntelange Konsum harter Drogen in den Siebzigern festgehalten hätte. Nicht körperlich sondern auf die Art bezogen, wie er sich kleidet, wie er geschminkt ist. Wie er jedes Riff, jedes Solo mit voller Leidenschaft mitlebt.
Und die Musik? Klassischer Doom Metal in Reinform, die „Straßenversion Black Sabbaths“. Der Sound ist dermaßen erdrückend und der Bass bringt die ganze Halle zum Vibrieren. Klassiker wie „Sign Of The Wolf“ oder „Forever My Queen“ stehen schon am Anfang des Sets. Bobby ist erstaunlich gut bei Stimme. Und er gibt sich wie immer unendlich dankbar, dass er überhaupt noch vor einem Publikum auf der Bühne stehen darf. Die Setlist zieht sich quer durch sie Diskographie, fast jede Platte ist mit mindestens einem Song vertreten. Ein großer Teil stammt vom selbst betitelten Album. Letztes Jahr am Hammer Of Doom Festival haben Pentagram jene Scheibe sogar von Anfang bis Ende durchgezockt. Da war aber auch noch Gitarrist – und langjähriger Wegbegleiter Bobbys – Victor Griffin mit an Bord, der die Band inzwischen wieder verlassen hat. Ansonsten hat Bobby Liebling einige (im Vergleich zu ihm) junge Musiker um sich versammelt. Alle tragen dazu bei, dass dieser Auftritt absolut überragend wird. Als Zugabe gab es dann als Schmankerl die 70er-Demo-Version von „Be Forwarned“, bei der es wahrscheinlich nicht nur mir eiskalt den Rücken runterläuft. Der Rausschmeißer folgt mit „20 Buck Spin“, das ebenfalls in keiner Pentagram-Setlist fehlen darf.
FAZIT: Ein toller Abend mit einem überragenden Headliner und weniger bekannten Vorbands, die dafür für sehr positive Überraschungen sorgen (Carousel sollte man auf dem Schirm behalten). Bobby Liebling holt die Siebziger in die Gegenwart und hinterlässt ein mehr als zufriedenes Münchener Publikum. Wer weiß, wie lang Pentagram überhaupt noch auf der Bühne stehen werden? Viele Möglichkeiten, die Band live zu sehen, sollte man sich nicht mehr entgehen lassen!