Skyscraper, also zu deutsch Wolkenkratzer, sind in der Regel herausragende Gebäude, denen eine besondere Bedeutung zukommt: Mit dem Commerzbank-Tower ist es so, mit dem Empire State Building auch und mit dem 830 Meter hohen Burj Kalifa in Dubai erst recht. THE SKY WE SCRAPE müssen folglich auch irgendwie besonders sein – oder? Die aus Chicago stammende Band veröffentlicht mit „Divides“ nun ihr erstes Album.
Mit rauem Punk-Rock hat man es hier jedoch eher selten zu tun, vielmehr erinnern die seichten Midtempo-Songs der Band an durchschnittliche Indie-Bands – denn auch in Sachen Songwriting befinden sich THE SKY WE SCRAPE noch im Grundschulalter. In der Regel reicht es gerade mal für eine Strophe, die zweimal wiederholt wird, und einen Refrain, der wie eine Fortführung der Strophe klingt. Bridges, Soli, Variationen – das alles sucht man vergeblich.
„Divides“ ist so erschreckend durchschnittlich und ideenlos, dass „My Head I Scratch“ als Bandname naheliegender wäre. Dass sich das Ganze auch noch 45 Minuten lang hinzieht, macht die Angelegenheit nicht spannender, sondern bloß langwieriger. Lichtblicke wie das emotionale Ende von „Invisible Hands“, der temporeiche Beginn von „Nocturnal Americans“ oder das fulminante Schlagzeugspiel in „Continental Divides“ sind stets von kurzer Dauer und können das trübe Licht des Mittelmaßes nicht aufhellen.
Interessant sind allenfalls einige Songs in der zweiten Albumhälfte, in denen sich Sänger Steele an rauen, Growl-ähnlichen Vocals versucht und generell der Härtegrad etwas erhöht wird, sodass man wenigstens ahnen kann, was THE SKY WE SCRAPE unter „rauem Punk Rock“ verstehen. Was jedoch nichts daran ändert, dass „Divides“ ein uninspiriertes und entbehrliches Machwerk ist, bei dem man sich fragen muss, wo der spielerische Elan, den sich eine solche Band in ihren Anfangsjahren zuschreibt, auf der Strecke geblieben ist.
Wertung: 4.5 / 10