Interview mit Ontto von Oranssi Pazuzu

Es existieren Metal-Genres, an deren Spitze die namenhaftesten Bands stehen. Im Bereich des Black Metal nehmen diesen Platz Immortal, Mayhem, 1349 und all die weiteren Gruppen ein, deren Namen ich aus Platzgründen hier nicht aufführen kann. Und es existieren Subgenres, die mitunter nicht mehr als eine Handvoll gute Vertreter zu beherbergen wissen. Darunter fällt der psychedelische Black Metal. Wem hierbei nur die bekannten Nachtmystium, die weniger bekannten Hail Spirit Noir und vor allem „ähm“ einfallen, sollte sich schleunigst den Finnen von ORANSSI PAZUZU zuwenden.

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Obwohl ihr bereits das dritte Album in die Läden bringt, denke ich, dass ein Großteil unserer Leser bisher nicht viel von euch gehört hat, also stell dich und die Band bitte vor.
ORANSSI PAZUZU ist eine fünfköpfige Band aus Finnland. Wir fusionieren seit 2007 verschiedene musikalische Welten, wie psychedelischen Rock und extremen Metal. Ich denke, man könnte unsere Musik grob als kosmischen Metal beschreiben, nur nimm es nicht zu wörtlich. Unsere bisherigen Alben heißen „Muukalainen Puhuu“ und „Kosmonument“. Das Lineup ist seit Beginn das gleiche geblieben, es ist:
Jun-His – Gesang, Gitarre
Moit – Gitarre
Korjak – Schlagzeug
Evill – Keyboards und Effekte
Ontto – Bass

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Wie würdest du eure Musik jemanden beschreiben, der niemals einen von euren Songs hörte?
Unsere Musik hat viele psychedelische Klanglandschaften und eine unheimliche, fast Black-Metal-ähnliche Atmosphäre. Man fühlt sich wie alleine im Kosmos schwimmend und ein Schwarzes Loch anstarrend. Die Atmosphäre ist immer wichtig für uns und wir sind eigentlich nicht ganz so Metal-orientiert, wie man als erstes denken könnte.

Was ist die Bedeutung des Bandnamens? Was ist die Idee dahinter?
Er hat viele Bedeutungen, aber für mich repräsentiert der Name unsere musikalische Dualität. Pazuzu ist die Finsternis des Geistes, der Dämon des Windes, das beängstigende Schwarze Loch in der Landschaft. Oranssi ist die Farbe der kosmischen Energie und der Funken des Bewusstseins, es repräsentiert unsere psychedelische Seite und die Bereitschaft unbekannte musikalische Areas zu erreichen.

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Ich möchte dir  zu dem neuen Album gratulieren! Erneut liefern ORANSSI PAZUZU ein aufregendes und atmosphärisches Album. Wie fühlst du dich damit, bist du zufrieden mit dem gesamten Album, vielleicht mehr als mit den letzten Alben?
Danke, ich freue mich, wenn die Leute eine Beziehung zu unserer Musik haben. Ich bin ziemlich zufrieden mit dem Album, weil ich denke, es fängt viele unserer Hauptgedanken gut ein und auch die Produktion von Jaime Gomez Arellano gibt der Klanglandschaft einen kühlen organischen Touch. Ich denke, das hilft, die Lieder voran zu bringen, die in mancher Hinsicht ambitionierter sind als die, die wir vorher hatten. Ich möchte unsere Alben als individuelle Teile einer musikalischen Evolution verstanden wissen und das gilt auch für „Valonielu„. Jedes Glied in der Kette ist notwendig und führt hoffentlich zu neuen Möglichkeiten.

Kannst du unseren Lesern bitte die Bedeutung des Wortes „Valonielu“ beschreiben?
Stell dir einen Rachen vor, der sämtliches Licht aus deinem Geist saugt, wie ein Abwasserrohr Wasser aus einem Waschbecken saugt. Das ist Valonielu!

Existiert ein spezielles Konzept für das Album?
Es ist ein lyrisches Thema, das die Songs in gewisser Weise verbindet, aber ich glaube nicht, dass es ein Konzept-Album ist. Die grundlegende Idee, als wir begannen diese neue Musik zu schreiben, war, dass wir den Blick aus dem Weltraum in den Mikrokosmos der Lebensformen vergrößern wollten. Wir sahen einige Bakterienvideos auf Youtube und sie fühlten sich super inspirierend an. Das mag seltsam klingen, aber es ist nicht etwas, was man rationalisieren kann, ich rede über das allgemeine Gefühl und Atmosphäre, etwas, das neue Welten sichtbar macht. Das Album klingt natürlich noch immer sehr kosmisch, aber auf der anderen Seite sind die Lebewesen auf der Erde auch alle Teil des Weltaumes, auf ihrer eigenen mikrokosmischen Ebene.

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Was sind die lyrischen Themen auf „Valonielu“? Und warum schreibst ausschließlich du die Texte für die Alben, sind die anderen nicht derart kreativ in ihrer Wortwahl?
Ich habe bisher meistens die Texte geschrieben, aber die anderen Jungs haben die Freiheit ihre Texten mit einzubringen. Sie waren bisher nicht sehr daran interessiert, dieses Recht anzuwenden. Auf „Valonielu“ gibt es viele Themen, aber das zentrale Thema, das sie alle verbindet, handelt vom menschlichen Geist und seine Unfähigkeit, mit dem Mysteriösen umzugehen. Wir können Wissen über die Welt gewinnen, indem wir sie beobachten, aber als Menschen sind wir sehr in unseren Fähigkeiten beschränkt, alles, was um uns los ist, zu begreifen. Das bedeutet, es gibt große Bereiche der Wirklichkeit, die für uns verborgen bleiben, „Löcher in der Landschaft“, wie es ein Song-Titel („Reikä Maisemassa“, A.d.Red.) ausdrückt. Aber der menschliche Geist reagiert nicht sehr gut auf diese Löcher. Es schafft Illusionen unserer Hoffnungen und Träume, die versuchen, die Löcher zu füllen und zu erklären, sodass wir uns dem Mysteriösen nicht unangenehm bewusst sein müssen. Aber diese Illusionen sind gefährlich, sie werden zu einer Dissonanz im Kopf führen, unser Denken und unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit um uns herum betrüben. Es gibt keine absoluten Wahrheiten, auch wenn es eine Eigenschaft des menschlichen Geistes ist, die Welt durch sie zu sehen. Wir sollten uns dem Mysteriösen mehr bewusst sein.

Auf dem Album sind 20 Minuten weniger Musik als auf euren letzten Album „Kosmonument“. Aber zum ersten Mal habt ihr zwei Lieder auf die Platte gepackt, die über zehn Minuten gehen. Steht dahinter eine Idee?
Ich denke, das wirkt ein bisschen widersprüchlich, aber einige der Songs wachsen und wachsen einfach von Natur aus und wir wollten sie nicht gewaltsam in eine prädestinierte Form zwingen. Aber wir wollten unbedingt ein kürzeres Album als „Kosmonument“ machen, weil wir einen engeren Dramatik-Bogen für das Album haben wollten. Wir haben das einfach so gemacht, wie wir uns fühlten, unsere Intuition führte uns auf Gedeih und Verderb.

Wenn du „Valonielu“ mit den letzten Alben vergleichst, wo siehst du Unterschiede und Gemeinsamkeiten?
Ich denke, es ist vielleicht stärker fokussiert und gleichzeitig progressiver und auch lockerer im Allgemeinen. Wir schrieben die Songs ohne Eile, spielten nur mit Ideen, bis die Atmosphären, die Grooves und ähnliche Dinge begannen in ihren Naturzustand zu fallen. Und natürlich ist die Tatsache, dass dies das erste in einem professionellen Studio aufgenommene ORANSSI-PAZUZU-Album ist, etwas, das man ziemlich deutlich hören kann. Die Sound-Elemente sind ausgeglichener. Das soll nicht bedeuten, dass ich die älteren Alben nicht mag, aber sie haben andere Werte.

82Viele Bands produzieren Videos für ihre Lieder. Ihr nicht. Habt ihr eine generelle Abneigung oder fandet ihr bisher nur nicht die Zeit dafür?
Wir sind nicht sehr fundamentalistisch in solchen Dingen. Wenn wir die Ressourcen und eine gute Idee hätten, welche die psychedelischen Aspekte der Musik in inspirierender Weise steigern könnten, würden wir es tun. Wir hatten nicht das Gefühl, dass es im Augenblick wichtig ist.

Ich möchte das Interview mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir  beim Lesen der folgenden Begriffe ein:
Aurora Borealis – Lapland.
Salmiakki – Gutes Zeug.
Trennung von Candy Cane – Außenseiter wie wir.
Luft-Gitarren-Weltmeisterschaft – Rock‘n’Roll Unterhaltung.
Tour in Deutschland – Hoffentlich bald.
Mieskuoro Huutajat – Gute Seite des finnischen Wahnsinns.

Kiitos, Ontto! Danke für die Zeit, meine Fragen zu beantworten, wenn du etwas hinzufügen möchtest, gehören die letzten Worte dir!
Danke, es war eine Freude. Denkt kosmisch!

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