Schade – ich dachte, mit der neuen Scheibe von SPIRALARMS könnte man der Sammlung der sogenannten Heavy-Metal-Umlaute ein weiteres Beispiel hinzufügen: Immerhin suggeriert das Coverartwork „Freedöm“ statt „Freedom“. Tja, aber der Promo-Zettel klärt auf und macht klipp und klar: Dies hier ist ein „o“. Dazu passt auch die Tatsache, dass „Freedom“ kein Metal-Album geworden ist, sondern eine auf Eingängigkeit und Massenkompabilität gebürstete Rockscheibe, die mit einer großen Portion Retro sehr modern klingen will. Geht das?
Diese Frage hat sich vielleicht auch Craig Locicero gestellt, der dem einen oder anderen (hoffentlich) von den US-Thrashern Forbidden bekannt ist und der gerne mal mit, nun, nennen wir es kontroversen Äußerungen zur Politik seines Landes auffällt. Das Konstruktionsprinzip von „Freedom“ kann man am ehesten unter dem Label „erfolgsorientierter Radio-Rock“ zusammenfassen, wobei man der Fairness halber erwähnen muss, dass SPIRALARMS bei weitem nicht so blutarm agieren, wie das Label vielleicht suggerieren könnte. Die Gitarren braten ordentlich und pressen hin und wieder richtig schwere Riffs aus den Boxen. Und in puncto Songwriting muss ebenso anerkannt werden, dass die Band darum bemüht ist, die allzu vorhersehbaren Songstrukturen dadurch aufzubrechen, dass man vor allem in der Mitte der Songs die Gitarren in den Hintergrund verschiebt und Raum für verspielte, nachdenkliche Keyboardpassagen schafft.
So geschieht dies beispielsweise gleich beim Opener „Dropping Like Flies“ und es trägt dazu bei, dass dieses eigentlich sehr geradlinige Stücke deutlich an Qualität und Tiefgang gewinnt. Auch bei „Exit 63“ setzt man auf diesen Trick und verpasst nebenbei dem Stück einen Refrain, der sich geradezu erbarmungslos ins Gedächtnis brennt. Das erste Viertel der CD kann unterm Strich durchgehend punkten: Man hat einen Sänger mit einer warmen, rauen Stimme, schiebende Rhythmen und eingängige Melodiebögen. So weit, so gut.
Dann aber versandet die Scheibe zusehends. Die Retro-Moderne-Kiste ist schlicht nach vier, fünf Songs nahezu komplett geplündert und am Ende reihen sich uninteressante bis belanglose Riffs aneinander und sorgen für anhaltende Langeweile. Das mag auch daran liegen, dass der Pop-Gehalt kontinuierlich am Steigen ist. Das Stück „Lovers Leap“ gerät dann schließlich zur schier unerträglichen Rock-Pop-Ballade, die man ebenso gut von Nickelback hätte erwarten können – und ob dieser Vergleich schmeichelhaft ist, darf angezweifelt werden.
Zwar versucht man mit dem Black-Sabbath-Cover „Tomorrow’s Dream“ noch einmal, das Ruder herumzuwerfen; aber auf dieses innovationslose Nachgespiele hätte man eben auch gut verzichten können. Auch das folgende Titelstück dümpelt – trotz des gelungenen Refrains – nur so vor sich hin und das abschließende „I Lay Low“ mit seinem an Led Zeppelin erinnernden Rhythmusspiel können hier nur noch wenig retten. „Freedom“ ist eine gut produzierte Rock-Platte geworden, die mit einer Handvoll solider Songs aufwarten kann, ansonsten aber ziemlich wirkungslos auf den Hörer bleibt.
Wertung: 6 / 10