Die spanischen DAWN OF TEARS haben sich in den letzten Jahren schon einen Namen gemacht. Sowohl das Debüt-Album “The Descent” als auch die darauf folgende EP “Dark Chamber Litanies” waren großartige Veröffentlichungen, die einen noch größeren Anklang ohne Weiteres verdient gehabt hätten. Vier Jahre nach dem letzten Release heißt es nun „Act 3: The Dying Eye“.
Ihren Stil haben DAWN OF TEARS keinen Deut verändert. Und das ist auch gut so: Die Mischung aus sehr melodischen Lead-Gitarren, einer nicht altbackenen, aber alles andere als modernen Produktionen, dezenten Synthesizern, coolen Soli und nicht zuletzt dem rauen Gesang von J. Alonso machte „Dark Chamber Litanies“ zu einer tollen EP, also warum daran rütteln? Der Opener „A Cursed Heritage“ könnte, beinahe zwangsläufig, daher auch auf einer der letzten Alben enthalten gewesen sein: Wie DAWN OF TEARS hier vom seichten Intro bis zum intensiven Refrain gelangen, ist großes Kino.
Wieder einmal beeindruckend ist die kompositorische Tiefe, die DAWN OF TEARS beweisen: Neun Songs zu kreieren, die es auf mehr als 45 Minuten Spielzeit bringen, ohne dabei jemals langwierig oder überladen zu wirken, ist eine Kunst, die nicht viele Bands beherrschen. DAWN OF TEARS gelingt das vor allem dadurch, dass ihre Lieder meist auf einem eingängigen Thema basieren, welches in der Folge durch zusätzliche Stimmen erweitert und behutsam ausgebaut und auf das zu gegebener Zeit auch wieder zurückgegangen wird. Gut bewundern kann man das in „Lament Of Madeleine“ und „The Darkest Secret“.
Abwechslung wird auf „Act 3: The Dying Eye“ folglich großgeschrieben: So zeigen DAWN OF TEARS in den langsameren Stücken des Albums wie „Present Of Guilt“, dass sie auch bei gedrosselter Geschwindigkeit eine Menge Intensität erzeugen und Melodien mit Wiedererkennungswert in ein ansprechendes Fundament einbetten können. Davon abgesehen wird es selten mal richtig schnell: Wenn, wie in „The 7th Seal“, macht das aber gleich richtig Laune.
Der perfekte Spannungsbogen der von „Act 3: The Dying Eye“ gipfelt in einem akustischen Interlude, das in das rasante, geniale „Prize Denied“ überleitet – dieser Track ist ein wahrlich würdiger Abschluss für eine rundum überzeugende Platte, die jeder Melodic-Death-Fan ohne Umschweife zu seiner Sammlung hinzufügen sollte.
Wertung: 9 / 10