Muss man sich allmählich vielleicht fragen, wann die Zeit nach dem Rock, also die „Post-Rock“-Ära vorbei ist? Und was kommt danach? Post-Post-Rock dann wohl. Gleiches könnte man für Post-Metal ebenfalls proklamieren, denn in den letzten Jahren kamen doch einige höchst durchschnittliche Releases auf den Markt und man versuchte, auf der Welle des Erfolgs älterer Helden mitzusurfen.
Vielen gelang dies auch erstaunlicherweise, obwohl Schlagwörter wie Innovation so rar gesät waren wie Vaterlandsliebe im Hause Berlusconi. Interessant in diesem Zusammenhang, dass sich immer noch Bands auf den Weg machen, die ausgelatschten Pfade mit neuem Glanz zu schmücken. Eine Truppe, der das gelingen könnte, sind die Kalifornier SECRETS OF THE SKY. Ihr Debüt „To Sail Black Waters“ bringt es zwar auf gerade einmal vier Songs, überspringt die 40-Minuten-Marke aber dennoch und somit ist jetzt schon klar, dass sie es dem Hörer nicht gerade leicht machen.
Und schon bei den ersten Durchgängen entpuppt sich der Mix aus Post Metal und progressivem Doom als schwere Kost, die alles ist, nur nicht eingängig. Auch wenn als Referenzkünstler beispielsweise Isis, The Ocean und Opeth angegeben sind, läuft man in Sachen Wiedererkennung hier meilenweit hinterher.
Klingt alles irgendwie … negativ. So ist es aber nicht gemeint, denn wie es bei anspruchsvollen Alben nun einmal der Fall ist, entwickelt sich die Musik mit der Zeit ganz von alleine. Dabei verweigern sich SECRETS OF THE SKY ziemlich strikt gängigen Konventionen, die Stimmung in den Liedern ist ebenso sprunghaft wie die Instrumentierung und die Geschwindigkeit. Genau genommen erweist sich praktisch jede Nummer auf „To Sail Black Waters“ als so abwechslungsreich wie ganze Alben anderer Bands. Massive Klangwände, zerbrechliche Arrangements, teilweise überraschend harter Gesang, den man getrost auch in der Black-Metal-Ecke ansiedeln könnte, stimmungsvolle Atmospheric-Parts, der geneigte Interessent merkt schon, dass hier wenige Wünsche offen bleiben.
Wer die breite Masse an Post-Rock bzw. -Metal-Veröffentlichungen leid ist, kann bei SECRETS OF THE SKY durchaus mal ein Ohr riskieren. Zeit sollte man in jedem Fall mitbringen, weigert sich „To Sail Black Waters“ doch mindestens fünf Durchgänge lang, sich irgendwo in Ohr oder Hirn festzusetzen. Immerhin hat man bis dahin schon viel Freude mit ausgefeilten Songstrukturen gehabt, die zwar verschachtelt, aber auch durchdacht daherkommen. Die Melodien tun ihr Übriges und da auch spieltechnische Finesse und transparenter Sound nicht fehlen, ist die Antestempfehlung für Freunde anspruchsvoller Metal-Klänge logischerweise nicht weit.
Wertung: 7.5 / 10