Review Vulture Industries – The Tower

Das Problem bei VULTURE  INDUSTRIES ist der immer irgendwie übereifrig klingende Gesang von Nilsen, der einen zwar klare Töne in jeder Tonlage um die Ohren haut, aber mit zu wenig emotionalen Ausdruck belegt: Es klingt gut, aber ohne Seele. Die instrumentale Arbeit der Norweger verstärkt diesen Eindruck, in dem manche Songstrukturen nicht zusammen zu passen scheinen – das war mein Eindruck der beiden bisherigen Alben des Quintetts. Der gleichnamige Opener ihres dritten Full-Length „The Tower“ erinnert mich unweigerlich erneut daran: VULTURE INDUSTRIES können musizieren, aber nicht einfach. Mehrere Durchgänge des Albums sind Pflicht, denn enttäuscht wird der Hörer nicht. Auf „The Tower“ besonders nicht.

Besonders „Divine“ ist ein Ohrwurm, der bis zur letzten Minute spannend ist – einer von vielen, wie sich zeigen wird. Neben schnell zündenden Nummern liefert „The Tower“ aber auch melodischere Songs, die lang und auf Steigerung konzipiert sind, „The Hound“ überzeugt mit diesem Konzept. Ihren Ruf als Avantgardisten verteidigen VULTURE INDUSTRIES kräftig: Mal dominiert die Rhythmik einer spärlich mit Saiteninstrumenten ausgestatteten Nummer wie „The Dead Won´t Mind“, in der ein Schellenkranz die Arbeit der Snare-Drum übernimmt und die Bass-Linie ein wenig an frühen Rhythm And Blues erinnert, mal pfeffert Gjengeda am Schlagzeug einen Mix an komplexen Rhythmen in „The Pulse Of Bliss“ daher, mal erinnert das Gespann von Snare, Bass-Drum und Piano in „Blood Don’t Eliogabalus“ an einen Clown, der inmitten der Manege sein Kunststück vollführt und von VULTURE INDUSTRIES begleitet wird.

Die Melange an Stilen macht VULTURE INDUSTRIES insofern interessant als die Herren diese geschickt miteinander zu verbinden wissen. Von dem Hörer erwartet das die Bereitschaft, diesem Potpourri an unkonventioneller Musik mit Aufmerksamkeit zu folgen, denn auch inhaltlich überzeugt die Formation aus Bergen, indem sie erneut schaurige Geschichten über den menschlichen Irrsinn erzählt. Nilsen weiß diese Geschichten gut in Szene zu setzen, theatralisch singend, harsch sprechend, wütend schreiend. Dass „The Tower“ erst eine Anlaufzeit braucht, ehe der Hörer das sperrige Material zu lieben beginnt, garantiere ich. Dass er nach dem zweiten oder dritten Durchlauf des Albums aber begeistert sein wird, verspreche ich.

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Wertung: 8.5 / 10

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