Blacksmith Records sind ein junges deutsches Label, das mit der Veröffentlichung des letzten Arroganz-Albums großflächig auf sich aufmerksam machen konnte. Was sonst noch hinter dem Label steckt, wie es entstand und was die Zukunft so bringen wird, verrät uns CEO Chris im Interview.
Stell dich und dein Label doch einfach einmal kurz vor.
Blacksmith Records ist ein leidenschaftlich betriebenes, kleines Independent Metal Label aus Cottbus in der Niederlausitz. Geführt wird das Label von Timo Rotten und meiner Wenigkeit – Sabi van Skuld und Sebastian Beck unterstützen uns bei Schreibarbeit und Recording. Uns gibt es seit mittlerweile etwas mehr als drei Jahren, seit 2 Jahren gibt es ein Büro in Wien und seit knapp einem halben Jahr eines in Göttingen. Unser Fokus liegt auf ehrlicher und authentischer Musik, und genauso funktioniert auch unsere Arbeit, unaffektiert und geradeaus. Mit NMD in Hamburg haben wir einen leitungsstarken Vertrieb und im Internet gibt es unseren Shop.
Wie entstand Blacksmith Records? Woher kam die Idee? Wann gings los? Wie kamt ihr auf den Namen?
Im Winter 2010 hatten Timo und ich die erste Demo von Arroganz produziert und wir suchten nach einem Weg, die Scheibe so rauszubringen, dass auch wer davon erfährt. Da lag die Gründung eines Labels nahe. Die erste EP „Burning Souls“ kam dann im April 2010, bald darauf gesellten sich Bands aus unserem persönlichen Umfeld hinzu. Damit war die Gründung perfekt. „Blacksmith Records“ ist nach dem Ort seines Ursprungs, der „Alten Schmiede“ in Cottbus, benannt. Da haben wir damals mit viel Whiskey Cola auf das Label geschworen und auf dem Arm von -M- von Arroganz symbolisch den ersten Bandvertrag unterschrieben. Die Schmiede ist auch der Ort, an dem jedes Jahr im August alle Bands zum Labeltreff zusammenkommen und ordentlich einen heben.
Wo liegt euer musikalischer Fokus?
Das ist bei uns völlig offen. Wir haben uns da nie festgelegt, weil uns das schrecklich einschränken würde. Natürlich schauen wir schon, dass die Bands halbwegs zusammen passen, allerdings kommt es bei uns viel mehr darauf an, dass die Chemie zwischen Band und Label stimmt.
Wie kommen Bands zu einem Vertrag bei euch? Scoutet ihr viel oder läuft das primär über Anfragen der Bands?
Ganz ehrlich, die geilsten Stunden meiner Arbeit als Labelchef verbringe ich an meinem Schreibtisch, wenn ich die Tastatur ruhen lasse und die ganzen Demos durchhöre. Ich schätze es wirklich sehr, dass sich mir Bands aus aller Herren Länder anvertrauen und sich bei Blacksmith Records bewerben. Da kann man tief blicken und die Musik sprechen lassen. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass sich die meisten Signings bei Blacksmith Records aus Empfehlungen innerhalb des Labels, aus dem Freundeskreis oder Geschäftspartnern ergeben haben, also eher über Vitamin B.
Zurzeit habt ihr sechs Bands unter Vertrag. Kannst du uns fix etwas zu den Bands erzählen?
Es sind bereits sieben. Discure, eine Grindpartie aus Wien, haben kürzlich einen Vertrag unterschrieben. Der einfachste Schnittpunkt aller Bands ist, dass die jeweiligen Musiker offene, herzliche und sehr kreative Menschen sind. Arroganz ist als erste Band am Label besonders zu erwähnen, da die Jung es in der Szene mittlerweile durchaus zu einigem Ruhm gebrachten haben. Vermin, eine Death-Kapelle aus Bayreuth wird im Dezember ihr zweites Album „Mind Control“ veröffentlichen. Auch für Antimensch (ehem. Schleiße Stankend Gliud) und Ritual Killing bestehen bereits Pläne zu neuen Veröffentlichungen. Korpus hat erst im April diesen Jahres ihr zweites Album „Ebenbild“ in Eigenregie aufgenommen und über Blacksmith Records veröffentlicht. Ganz frisch auf dem Label sind auch Miseo, eine Truppe aus Hessen, in der ein überaus großes Potenzial liegt. Alles in allem sind wir sehr stolz auf jede einzelne Band, denn es würde das gesamte Metal-Genre nicht geben ohne junge, ambitionierte und vor allem authentische Künstler.
Eure Bands sind momentan (noch) eher unbekannt. Ist das ein Geschäftsprinzip, sprich wollt ihr primär junge Bands signen und dem Underground verbunden bleiben?
Geschäftsprinzip würde ich nicht sagen. Es ist natürlich auch in unserem Sinne bekannter zu werden und den Künstlern eine möglichst große Plattform für ihreMusik zu bieten. Aber ja – dem Untergrund verbunden zu bleiben, das ist durchaus unser Ziel. Die Idee junge Bands mit hochwertigen Aufnahmen in die Szene zu integrieren funktioniert. Und wir werden gehört, das gibt uns Kraft weiter zu machen.
Wie unterscheidet sich Blacksmith Records von anderen Labels?
Vor einigen Jahren war im deutschen National-Fussball eine ähnliche Entwicklung zu beobachten wie heute im Metal. Um die Jahrtausendwende waren alte Spieler im alten System nicht mehr in der Lage mit Konkurrenten mithalten zu können. Damals hat man festgestellt, dass zu wenige Talente gefördert, zu wenig Basisarbeit geleistet wurde, weshalb dem Spiel die Inspiration und die Kreativität fehlte. Heute jammert die Szene, dass es nichts Neues mehr gibt, dass alles schon mal da gewesen sei. Für meine Begriffe ist das ein Armutszeugnis für viele Labels, die eben nicht mehr schauen, was im Untergrund passiert. Das ist glaube ich ein großer Unterschied zu Blacksmith Records. Wir passieren an der Basis!
Bisher habt ihr ausschließlich Extreme Metal released. Gibt es Überlegungen auch Künstler anderer Genres bzw. weniger „harte“ Bands unter Vertrag zu nehmen?
Ja, die gibt es. Wir haben viele Bewerbungen auch aus anderen Bereichen bekommen, die sehr interessant sind. Allerdings ist der Grundgedanke des Metals, also ein gewisser nihilistischer Drall, schon elementar. Mit Weichspülermusik wird bei uns auch in Zukunft kein Blumentopf zu gewinnen sein.
Was waren die Höhe bzw. Tiefpunkte eurer bisherigen Arbeit?
Höhepunkt war defintiv der Labeltreff letztes Jahr in Cottbus. Das war der Punkt an dem ich wusste, dass wir zu einer Familie geworden waren. Das ist ein berauschendes Gefühl! Das Gefühl für etwas verpflichtet zu sein, das einem sehr am Herzen liegt und dafür anerkannt zu werden, das ist großartig! Und natürlich die vielen kleinen Kooperationen mit echt coolen Menschen, die uns unterstützen. Viele Dank an diesem Punkt auch noch einmal an metal1.info. Ihr macht wirklich wichtige Arbeit! Respekt! Tiefpunkte gab es auch einige, wie beispielsweise fehlerhafte Druckvorlagen, Fehlpressungen, verpasste Release-Termine, usw. Aber die machen einen schlauer, insofern hält uns das nicht auf!
Wie sieht die Zukunftsplanung bei euch aus? Gibt es da schon konkrete Pläne?
Ja, wir planen wie gesagt gerade die Release von Vermin zu Weihnachten, dann werde ich einen Monat in LA verbringen und mit vielen Partnern und Freunden sprechen und hoffentlich auch ein paar Kooperationen in Übersee erreichen. Dann geht es ins Studio mit Arroganz für die nächste Scheibe. Ja und alles weitere bringt der Wind, man darf gespannt sein!!
OK. Als Abschluss möchte ich noch das Metal1-Brainstorming mit dir machen:
Rainer Brüderle: Liberale Katastrophe
Schokolade: Selten, aber dann kiloweise
Lana Del Rey: Owezara
Universität: Wenn man sich aufs Studieren beschränkt, erträglich
Satyricon: Letztes Mittel, wenn Kaffee und Energy beim 1000km-Ritt zum nächsten Festival schon versagt haben.