Man kann natürlich auch versuchen, diese Form der Offenheit als Tugend zu verstehen; denn wenn eine Band mit dem Name STAINLESS STEEL ein Album namens „Metal Machine“ auf den Markt wirft und sich auch noch einen wohl nur schwer durch den TÜV zu bringenden Motor auf das Cover packt, dann ist man gewillt zu sagen, dass man schon vor dem ersten Hördurchgang genau weiß, was einen letztlich in den folgenden zwölf Songs (plus Intro) erwartet. Wie gesagt, man könnte dieses Ankündigungsverhalten als Tugend betrachten. Immerhin weiß der potentielle Käufer schon durch einen Blick, dass er nicht Gefahr läuft, ein geschickt kaschiertes Stück Jazz oder Prog zu kaufen. Oder man nimmt diese Offenheit nur als einen Ausdruck für Einfallslosigkeit. Ich tendiere zu letzterem.
Denn „Metal Machine“ ist tatsächlich ein ziemlich einfallsloses Album geworden. Zwar fällt auch recht schnell auf, dass die fünf Herren aus deutschen Landen ihre Instrumente beherrschen (einige Gitarrensoli kommen richtig gut) und auch gesanglich ist alles im grünen Bereich, so man auf diese Mischung aus rauem Grundgesang und hohen, sirenenartigen Ausbrüchen steht (und auf den herrlichen deutschen Akzent beim Englisch-Singen). Handwerklich gibt es also wenig zu bemängeln, aber es sind eben auch nicht gerade die halsbrecherischsten Riffs, die dem Hörer hier geboten werden. Häufig begnügt man sich mit geradlinigen Stampfrhythmen mit dazugehörigem Powerchord-Gehacke, ab und an gibt es dann auflockernde Melodieeinstreuungen (die vor allem bei „Master Of The Universe“ noch ganz gut funktionieren). Kurz: Es sind die Standardingredienzien der 80er-Jahre.
Es gehört zur Ironie der Werbebranche, dass sie manchmal ungewollt mit dem Slogan, der die Stärken des Produkts zum Tragen bringen soll, dessen größte Schwäche in Worte kleidet. Bei STAINLESS STEEL freut sich der Promo-Beipackzettel über deren – sagen wir mal – Verbundenheit mit den golden eighties und fragt provozierend: „Was heißt Entwicklung?“ Gute Frage, was heißt eigentlich Entwicklung? Nun, bei aller Relevanz der Fragestellung, hier wird sie nicht beantwortet, beziehungsweise sie wird negativ geklärt; „Metal Machine“ gibt sich in den Kompositionen und dem Auftreten en general größte Mühe, anti-modern zu wirken. Wenig verwunderlich wirkt diese Attitüde ein wenig bemüht, obwohl das Quintett den True Metal der 80er tatsächlich sehr verinnerlicht zu haben scheint. Aber es ist ja nicht nur das Unzeitgemäße, dass dieser Mischung aus Heavy Metal mit einem ordentlichen Einschlag Glam Rock heutzutage anhaftet, sondern vor allem die Tatsache, dass die Songs nicht ziehen und unterm Strich über das Prädikat „nett“ nicht hinauskommen. Und über die semantische Nachbarschaft von „nett“ und „scheiße“ wurde ja schon viel geschrieben.
STAINLESS STEEL haben ein handwerklich einwandfreies Genre-Album abgeliefert; das dürfte genau das gewesen sein, was die Band gewollt hat und insofern hat man alles richtig gemacht. Ich will es ja auch nicht verheimlichen, dass sich im Verlauf der zwölf Songs immer wieder kleine Lichtblicke in Form eines Melodiebogens oder einer gelungenen Gesangsspur wiederfinden. Der große Rest aber ist lauwarmer Durchschnitt ohne Begeisterungspotential; absoluter Tiefpunkt dieser Geschichte ist der von post-pubertärem Gebaren geprägte Song „Dirty Lover“, der mit lyrischen Höhepunkten à la „It feels so good to live in sin“ aufwarten kann. Ob man sich das mit der Entwicklung nicht vielleicht doch noch einmal überlegen sollte?
Wertung: 5 / 10