SAINT VITUS sind große Fans von Black Sabbath, das merkt man spätestens, wenn man sich die Herkunft des Bandnamens vor Augen führt: „Saint Vitus Dance“ (dt. Veitstanz) ist ein Lied der britischen Ur-Doomer, den sich die als „Tyrant“ gegründete Band aus Kalifornien als Inspiration für den eigenen Namen nahm.
Wer sich ein wenig mit dem Quartett auskennt, weiß aber, dass es sich dabei nicht um die einzige Parallele handelt. Ebenso sind der erdige Gitarrensound und die langsam-düstere Ausrichtung keine Erfindung von SAINT VITUS. Dennoch kann man sagen: Nicht nur auf der vorliegenden Wiederveröffentlichung von „Die Healing“ kommt man als ziemlich ausgereifter „Klon“ daher. Langweile oder gar Plagiat sind beim letzten Album vor dem Vorjahrescomeback also nicht zu befürchten. Im Gegensatz zum aktuell ebenfalls wiederveröffentlichten „C.O.D.“ hat man sogar in Sachen Sound noch einmal an der Eigenständigkeit geschraubt. Der Bass hat hier wesentlich mehr Raum, übernimmt an vielen Stellen führende Eigenschaften und sorgt so für reichlich Abwechslung.
Ansonsten kann man sich schon einigermaßen vorstellen, wie SAINT VITUS klingen: langsam, düster, depressiv, flehend, leidend, manchmal etwas aggressiv, selten zahm, alles also Adjektive, die man ohne Schwierigkeiten mit jeder halbwegs ernstzunehmenden Doom-Kapelle in Verbindung bringen kann.
Was mir auf „Die Healing“ im Vergleich zu anderen Alben der Amis jedoch ganz gut gefällt, sind die ein, zwei Nummern, die durch ihre Eingängigkeit für echte Highlights sorgen. Oft haben Doom-Alben das Problem, auf gutem Niveau am Hörer vorbeizuplätschern, hier hat man mit dem abwechslungsreichen „Let The End Begin“ und vor allem dem ausgesprochen epischen „Sloth“ zwei echte Hinhörer parat. Vor allem zweiteres überzeugt auf ganzer Linie durch Wiedererkennung mit einem starken Refrain, sowohl aus gesanglicher wie auch aus instrumenteller Sicht. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sei hier erneut das virtuose Solo-Spiel, welches man in diesem Genre nicht so oft und noch seltener so gut zu hören bekommt. Keine Frage, damit hebt man sich von vielen Kollegen positiv ab.
Wie auch im Falle von „C.O.D.“ macht eine Anschaffung von „Die Healing“ absolut Sinn. Auch wenn die Musik mit fast zwanzig Jahren schon einigen zeitlichen Staub angesetzt haben müsste, klingt sie 2013 nach wie vor frisch und, naja, auf ihre Art und Weise modern. Kaum ein junger Doom-Freund von heute hat bislang die Möglichkeit gehabt, den Backkatalog aufzufrischen, jetzt besteht diese Gelegenheit und mit diesem Klassiker von SAINT VITUS macht kaum ein Fan der Spielart etwas falsch.
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