Die englischen Progrocker MASCHINE legen mit „Rubidium“ zwar offiziell ihr Debüt vor – dennoch ist Bandchef, Gitarrist und Sänger Luke Machin in der Szene kein unbeschriebenes Blatt mehr, war er doch mehrere Jahre Gitarrist bei The Tangent und auch an ihrem 2011er-Album „Comm“ beteiligt. Doch jetzt ist die Zeit reif für sein erstes eigenes Werk:
„Rubidium“ entstand in den letzten fünf Jahren und ist eindeutig dem Retroprog zuzuordnen, tönt für sein Genre stellenweise aber erstaunlich kraftvoll und saftig. Das macht bereits der quirlige, treibend nach vorn gehende Opener „The Fallen“ klar. MASCHINE wirken von Anfang an äußerst vital, engagiert und reif. Scheinbar mühelos mischen sie symphonische, jazzige und hardrockige Parts im Verlauf des gut 58-minütigen Albums zu einem homogenen Ganzen. Das ist zwar keineswegs neu, in dieser Ausführung aber überaus unterhaltsam.
Als großes Plus erweist sich dabei Keyboarderin Georgia Lewis, die mehr als einmal betörende (Duett-)Gesänge beisteuert, die vor allem in ruhigeren Parts sehr gut zur Geltung kommen und eine getragene Atmosphäre zaubern. In diesem Momenten sind MASCHINE ihren amerikanischen Genre-Kollegen IZZ in Ausdruck und Wirkung nicht unähnlich („Eyes Pt. 2″). Luke Machins Gesang hingegen kommt stellenweise recht bemüht rüber – er ist oft auf roh und unsauber getrimmt. Diese Art zu singen hat sich Machin vermutlich von Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) abgeguckt, zu ihm passt sie aber nicht. In den elegischeren Passagen macht er hingegen einen ordentlichen Job, auch wenn sein Gesang dabei etwas blutleer bleibt. Insgesamt ist er ein deutlich besserer Gitarrist als Sänger – und seine Stimme der größte Schwachpunkt der Platte.
Während es kompositorisch nichts zu meckern gibt, klingt die Produktion von „Rubidium“ insbesondere in den rockigeren Abschnitten ein wenig drucklos und undifferenziert; das lässt vor allem die Gitarre ziemlich platt und eindimensional erscheinen. Auf der anderen Seite ist der Sound aber angenehm naturbelassen, was sehr gut zum lebendigen Songmaterial von MASCHINE passt.
Luke Machin & Co. verlieren sich nie in ziellosen Instrumentalorgien oder minutenlangem Schönklang, sondern kombinieren das Beste aus beiden Welten und stricken daraus mit viel Feingefühl spannende, meist überlange Songs. Freunde von jazzig angehauchtem Retroprog und all diejenigen, die sich eine aufgekratzte, aggressivere Variante von IZZ vorstellen können, werden mit der Scheibe eine gute Zeit haben.
Übrigens: Wenn ihr mit einem Kauf von „Rubidium“ liebäugelt, greift zur ebenfalls erhältlichen Special Edition. Diese bietet zwei sehr gute Bonustracks, die die Gesamtspielzeit auf 70 Minuten erhöhen.
Wertung: 7.5 / 10