FYRNASK, das deutsche Ein-Mann-Projekt mit Faible für Island, gab mit der ersten Demo vor drei Jahren einige Rätsel auf, auch das Labeldebüt zwölf Monate später zeigte Fyrnd bzw. Musik irgendwie leicht unausgegoren. Passable Ansätze, die aber eben nicht über dieses Stadium hinauskamen. Ob sich dies mit „Eldir Nótt“ nun ändert, soll die kritische Überprüfung des zweiten Studioalbums zeigen.
Die Kombination aus Black Metal und Post Rock bzw. Ambient ist weiterhin ausgesprochen beliebt. Warum auch nicht, wenn man es gut macht, kommt ja durchaus Hörenswertes dabei heraus. Die Krux dabei: Macht man es nicht konsequent, klingt die Sache schnell unfertig und mitunter langweilig. Leider konnte Fyrnd nur bedingt an dieser Stellschraube, die das Debüt noch mit einem gewissen Manko überzog, drehen. Weiterhin schickt er Songs ins Rennen, die an und für sich keine schlechten Werke darstellen, denen aber sehr deutlich das entscheidende Etwas fehlt.
Dabei kann man FYRNASK schon zu Gute halten, an seinen Schwächen zu arbeiten. War das Demo noch wenig dimensional und waren die harten und lockeren Parts recht strikt voneinander getrennt, nähern sich beide Stilistiken auf „Eldir Nótt“ zunehmend an. Dazu ergänzt er sein Repertoire und fährt teilweise sogar schamanische Klänge auf.
Zudem liegt der Fokus dieses Mal noch stärker als zuvor auf einer Verdichtung der Klänge. Strukturen oder gar Melodien sind manchmal gar nicht so wirklich auszumachen, aber die Wand, die sich in einigen Stücken aufbaut, ist nicht nur meterhoch, sondern vor allem extrem dick.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten sind die Texte dieses Mal offensichtlich komplett in Isländisch gehalten, aufgrund des massiven Instrumenteneinsatzes wären sie aber auch auf Deutsch kaum verständlich. Richtig „gesungen“ wird ohnehin nicht oft, zwischen sakralen Passagen, atmosphärischem Flüstern und fast schon dezent nach hinten gemischtem Kreischen stechen hier und da lyrische Einwürfe in die musikalischen Landschaften FYRNASKs, die schon das eine oder andere Bild im Kopf entstehen lassen.
Wie schon bei der Demo gibt es erstaunlich wenig auszusetzen, einige interessante Aspekte, aber unter dem Strich auch zu wenig echte Aha-Erlebnisse. Nach einem stimmigen Intro glänzt der Opener „Vigil“ auf neun Minuten mit Pathos und Dichte, in eine ähnliche Kerbe schlägt „Saiða“, welches auf über zehn Minuten sogar noch etwas abwechslungsreicher daherkommt. Ansonsten ist die Musik an der einen oder anderen Stelle aber sogar leicht austauschbar, man weiß erst beim Blick auf den Player, bei welchem Song man sich gerade befindet. Ein kleiner Schritt nach vorne, allerdings hat FYRNASK natürlich auch nicht mehr den Welpenschutz einer Demoband.
Wertung: 6.5 / 10
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Es ist fast so, als hätten wir unterschiedliche Alben gehört. Definitiv einer der besten und interessantesten BM Releases des Jahres in meinen Augen und vor allem Ohren!