Review Hellveto – Damnaretis

Speziell im Black-Metal-Bereich sind Soloprojekte seit jeher an der Tagesordnung und auch in Polen wird diese, nennen wir es „Tradition“, nach wie vor von vielen Musikern kultiviert. L.O.N. reiht sich mit seinem Projekt HELLVETO nahtlos in die Reihe der mehr oder weniger erfolgreichen Solo-Recken ein und veröffentlichte 2012 ein neues Langspieleisen Namens „Damnaretis“.<br><br>

Angesichts der Anzahl bisher veröffentlichter Werke stellt man sich nicht zu Unrecht die Frage, ob L.O.N eigentlich noch Zeit für Familie, Hobbys und dergleichen bleibt. Das neuste Werk ist nämlich die 15te (!) Full-Length-Veröffentlichung seit der Gründung vor über 17 Jahren, verschiedene Compilations und Split-CDs mal ausgenommen. Bannt der Gute einfach jeden Ton, welcher ihm entfährt auf einen Tonträger, verfügt er über eine nie versiegende Inspirationsquelle oder steckt dahinter tatsächlich unbändiges musikalisches Talent? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Serviert bekommt man jedenfalls Pagan Metal in Reinkultur, bedeutet in diesem Fall: naturromantisches Liedgut mit einer episch-orchestralen Untermalung. Polnisch ist die Sprache der Wahl, somit sind (bis auf den Opener) auch alle Songtitel und die Texte polnischer Natur. Das Wort „Damnaretis“ hingegen hat seine Wurzeln im lateinischen, für „damnare“ kann im deutschen das Wort „verurteilen“ als grobe Übersetzung genutzt werden. Zunächst fällt der kräftige, warme Klang der Scheibe positiv auf. Gelungen wird der Hörer in eine längst vergangene Zeit hineinkatapultiert und mit allerlei atmosphärischen Klängen umgarnt. Stimmlich geht es rau und grob zur Sache, die Darbietung auf Polnisch weiß im Großen und Ganzen zu gefallen und wirkt zu keiner Sekunde deplatziert. Vielmehr verleiht sie der Musik dadurch ein exotisches Flair, welches durch die beigemischte Mixtur aus Black Metal und einigen folkloristischen Elementen zusätzlich verstärkt wird. Alle Titel stehen in enger Verbindung zueinander und ergeben somit ein in sich stimmiges Ganzes. Soweit also alles im grünen Bereich.<br><br>

Was nach drei bis vier Stücken, spätestens jedoch ab der Albummitte auffällt, ist eine gewisse Gleichförmigkeit hinsichtlich Aufbau und Tempo der einzelnen Stücke. Dies hat zur Folge, dass man unweigerlich die Skip-Taste betätigen möchte. Vor allem ein gewisses Maß an Variation hinsichtlich der Schnelligkeit wäre wünschenswert gewesen. Kontinuierlich wird im schleppenden Mid-Tempo operiert, die eine oder andere Geschwindigkeitsüberschreitung hätte der Platte sicherlich gut getan.<br>
Als Anspieltipp kann ich „Syreni płacz“, das mit etwas über acht Minuten längste Stück auf „Damnaretis“, empfehlen, vereint es doch gekonnt alle vorherrschenden Stilelemente in sich. Ganz egal, wie viel Alben zuvor veröffentlicht wurden, völlig belanglos, ob diese als hörbar oder für die Tonne einzustufen sind, „Damnaretis“ ist eines der qualitativ hochwertigen in der langen Diskografie des Polen.<br>
Was also am Ende bleibt, ist ein Werk, welches zwar als gelungen bezeichnet werden kann, dessen Schöpfer aber durch die Einhaltung der selbst auferlegten Geschwindigkeitsbegrenzung einiges an Potenzial verschenkt hat.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Michael Ay

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