Das Dreiergespann Espevoll, Husvik und Børud von EXTOL musiziert in dieser Formation bereits seit Mitte der 90er Jahre. Wer jedoch musikalische und die Besetzung betreffende Kontinuität erwartet, irrt, denn die Norweger haben in der Schaffenszeit ihrer letzten vier Alben ebenso viele Gitarristen verbraucht und mit ihrem 2005 erschienen „The Blueprint Dives“ einen musikalischen Richtungswechsel hingelegt, der ihre Zuhörerschaft spaltete. Es schien als sei jenes Album das Vermächtnis der Band, die ihr Schaffen 2007 offiziell für unterbrochen erklärte. Mit dem selbstbetitelten Album wagt EXTOL das Comeback.
Der erste Song „Betrayal“ bietet einen Wechselgesang zwischen Growling und klarer Singstimme, zwischen schnellen Riffing und seichteren Gitarrenklängen. Die musikalische Richtung ist definitiv progressiv, erinnert aber mehr an Mastodons „Crack the Skye“, Disillusions „Back To Times Of Splendor“ und die frühen Mudvayne als an die komplexeren Songs von den ersten Werken Opeths. „Wastelands“ scheint der erste Höhepunkt von „Extol“ zu sein: Technisch weniger verspielt, eine klarere Melodie als bei den vorherigen Stücken, sauber hervorgehobene Doublebass-Parts. Ein durchweg dynamischer Song ist von Seiten EXTOLs jedoch nicht gewünscht gewesen, den das Lied wird seiner Energie im Mittelteil durch einen Gitarrenpart beraubt, der im zu starken Kontrast zur vorherigen Härte des Liedes steht. Tempo- und Rhythmuswechsel sind der Inbegriff von progressiver Musik, aber dieses Lied verliert sich ab der Mitte in poppig anmutende, am Ende sogar in akustische Gefilde. Geschmacksache, ob es sich hierbei um bis zum Höhepunkt gesteigerte Atmosphäre handelt oder um einen schlichtweg verhunzten Song.
„A Gift Beyond Human Reach“ macht den Fauxpas des vorherigen Songs mit Leichtigkeit wett und entpuppt sich zum tatsächlichen bisherigen Höhepunkt: Mehr Death-Metal-orientierte Zuhörer kommen hier auf ihre Kosten. Bei „Faltering Moves“ scheinen sich EXTOL warm gespielt zu haben, denn das Solo von Børud wird gekonnt in den Song eingefügt. Die aufgesetzte Atmosphäre von „Wastelands“ weicht zwei Minuten Gänsehaut am Ende des Songs. Der catchy Refrain von „Behold The Sun“ und das musikalisch schlicht gehaltene, instrumentale und von einer Violine begleitete „Dawn Of Redemption“ sowie der großzügige Raum für die Singstimme in „Extol“ zeigen, dass eben jene zu überraschen wissen.
Und gerade diese Überraschungen schaffen es, sich im Gehörgang einzunisten und über den Tag verteilt immer mal wieder ins Gedächtnis zu kommen und mitgesummt zu werden. EXTOL liefern ein sauber produziertes Comeback ab, dass trotz der verschachtelten Songstrukturen nicht schwer im Ohr liegt, sondern gerade durch den Clean-Gesang immer wieder aufgelockert wird – definitiv ein Glücksgriff für die Musiklandschaft, dass die Norweger wieder aktiv sind!
Wertung: 7 / 10