Es gibt sie, diese Karrieren, die steil anfangen und dann stark nachlassen. Die 80er Jahre kennen derlei Geschichten zuhauf, die Szene war voller mehr oder minder talentierter junger Musiker, die häufig viel beachtete Debüt-Scheiben auf den Markt warfen und sich dann auf selbigem nicht behaupten konnten. Zu dieser Gruppe gehören auch die Amerikaner EXXPLORER, die 1985 das durch seine unbändige, frische Art noch heute hörenswerte „Symphonies Of Steel“ veröffentlichten und dann – verschwanden.
Nach dem 2011 erschienenen „Vengeance Rides An Angry Horse“, mit dem die Band nach über einer Dekade des Schweigens wieder auf sich aufmerksam machen konnte, folgt nun durch Pure Steel Records – die sich auf eine gewisse Art als Archivare zu begreifen scheinen – eine Wiederveröffentlichung des Zweitwerks „A Recipe For Power“. Diesem war zu Zeiten seines Erscheinens, satte neun Jahre nach dem Debüt und damit inmitten der eher Metal unfreundlichen 90er Jahre veröffentlicht, kein Erfolg beschert. Fans und Sammler haben jetzt allerdings wieder die Gelegenheit, diese Scheibe remastered und in Vinylform (in einer Auflage von 500 Stück) zu erstehen. Ob es sich lohnt?
Ich muss gestehen: Nach den ersten Durchläufen war ich etwas enttäuscht. Das oft Zügellose, Ungeschliffene des Debüts ist weitestgehend verschwunden, auf „A Recipe For Power“ finden sich häufig ruhigere, eher getragene Momente. Obwohl der Opener „Rockin‘ Bound“, ein schnörkelloses Metalstück – hoher, klarer Gesang und schneidige Gitarren – äußerst vielversprechend klingt, folgt mit „Life’s Seduction“ schon der erste ruhigere Song; beinahe bluesige Slide-Gitarren sowie Keyboardpassagen ließen mich anfangs noch grübeln, ob man da nicht eine ganz klassische Anbiederung vor sich hat. Irgendwann musste ich mir hingegen eingestehen: Der Song zieht, die Melodien bleiben im Ohr. Und so ging es dann mit den meisten Stücken der Scheibe, auf der sich – wie schon erwähnt – häufig ruhigere, weniger metallische Klänge finden. Zudem bewegt sich ein Großteil der Songs stark im Bereich des Hard Rocks. Lediglich das balladeske „Smelling The Roses“ klingt mir zu stark nach Poison und ist zu kitschig ausgefallen – und „Rock The Nation“ klingt ein wenig wie eine musikalische Träne, die man den vergangenen Arena-Tagen nachweint.
Bei den Songs „Beg, Borrow And Steel“ sowie „Just A Dream“ lassen sich am deutlichsten Parallelen in die Vergangenheit ziehen. Diese Stücke hätten in dieser Form durchaus Platz auf dem Debüt finden können; in ihnen glimmt noch die Glut jenes melodischen US-Metals, der die Band eins an die Spitze der Szene katapultiert hatte. Gute Stücke und angesichts der Veröffentlichungszeit inmitten der 90er Jahre hübsch unzeitgemäß. Alles in allem hätte das Zweitwerk „A Recipe For Power“ der Band den Bestand sichern können – wäre es nur Jahre früher erschienen. Nun, so spielt das (musikalische) Leben eben manchmal. Unterm Strich bietet diese Wiederveröffentlichung für Liebhaber und Neugierige gleichermaßen interessantes Material, das zwar nicht an das Debüt heranreicht, sich hinter diesem aber auch nicht verstecken muss. Hörenswert.
Wertung: 7.5 / 10