Reden wir nicht lange um das Augenscheinliche herum – „Marching On“ ist eine absolute Traditionalistenscheibe, schnörkellos und (man hört es oft) grundehrlich. Bei einer Band, die seit 1981 existiert und erst 2005 ihr Debüt veröffentlichte, kann man zumindest kein ernsthaftes ökonomisches Kalkül vermuten. Und obwohl die Gründung der Gruppe nun schon über 30 Jahre zurückliegt, leuchten der Musik, der sich AXEHAMMER verschrieben haben, noch immer die gleichen akustischen Sterne, Judas Priest, Helstar und wie sie sonst noch alle heißen, am Heavy-Metal-Firmament. Nachdem Sänger Bill Ramp krankheitsbedingt das Mikrofon an Kleber Mandrake abgeben musste, darf man den Titel „Marching On“ wohl durchaus programmatisch verstehen. Vielleicht kann man diesen Titel sogar auf die gesamte Bandgeschichte beziehen; weitermachen, egal, was da kommt. Und dieses Verbissene hat durchaus Charme.
Die Amerikaner liefern auf ihrem Zweitwerk knackigen Heavy Metal, der so in den 80ern in jeder Disko gelaufen wäre und fraglos für gereckte Fäuste gesorgt hätte. Aber, wie man so hübsch treffend sagt: hätte, hätte, Fahrradkette. Heutzutage hängt der Scheibe etwas Anachronistisches an, wozu die Produktion ihren Teil beisteuert. Obwohl von Szenengröße Bill Metoyer (Slayer, Omen, Flotsam and Jetsam, u.a.) produktionstechnisch veredelt, klingt die CD etwas dünn, kratzen die Gitarren vielleicht einen Ticken zu viel. Natürlich kann man das mit dem Schlagwort „old school“ unter den Tisch fallen lassen, aber mittlerweile kann man eben auch traditionell und satt produziert klingen. Wobei ich zu Gunsten der Produktion einwenden muss, dass man den Bass schön heraushören kann. Erst dadurch werden dessen ansprechende Läufe zur idealen Ergänzung der Gitarrenarbeit.
Abgesehen von der Produktion gibt es aber wenig zu beklagen. Die vier Musiker verstehen es, den Geist des stählernen, Schild und Schwert tragenden Heavy Metals so zu zelebrieren, dass aus „Marching On“ 40 Minuten Unterhaltung werden. Man setzt auf klassisches Riffing, den gezielten Einsatz von doppelten Lead-Gitarren und – natürlich – auf hohen, von grellen Screams dominierten Gesang, der mich tatsächlich an manchen Stellen an den frühen Rob Halford erinnert. Kein geringes Lob, aber gleichzeitig ist das häufig Sirenenartige dieser Stimme auch anstrengend. Nichtsdestotrotz gelingen dem Mann einige bemerkenswerte Gesangslinien, vor allem in den Songs „The Dragons Fly“ und „Cemetary“ – letzterer hat sogar etwas von Mercyful Fate. Im Schnitt können eigentlich alle Songs überzeugen, sie besitzen griffige Hooks, eingängige Refrains und lassen es direkt in den Nackenmuskeln zucken – sie strotzen nicht vor Innovation, besitzen aber eine eigene Handschrift.
Ich würde sagen: mission accomplished. Wer nach Heavy Metal der ersten Stunde sucht, der wird hier fündig. Es ist kein Meisterwerk, was AXEHAMMER mit „Marching On“ abliefern, aber ein stilbewusstes und authentisches Werk, an dem vor allem die Traditionalisten unter uns ihre Freude haben werden.
Wertung: 7 / 10