Mit ihrem neuen Album „Alphakiller“ haben die deutschen BLOODATTACK ein Ausrufezeichen gesetzt. Das wie schon der Vorgänger beim deutschen Label Bastardized Recordings veröffentlichte Werk strotzt nur so vor Aggression, Rohheit und Intensität und regt darüber hinaus nicht nur zum Nachdenken, sondern manchmal auch zum Lachen an. Warum „Alphakiller“ trotzdem keine fröhliche Scheibe ist und was es mit dem Affen auf dem Cover auf sich hat, erzählt Sänger Daniel im Interview.
Hi Leute. Wie geht es euch zur Zeit?
Hallo, sehr geehrte Damen und Herren, uns geht es nicht gut, wie man an unserem neuen Album lesen und hören kann.
Euer neues Album „Alphakiller“ ist vor einigen Wochen erschienen. Wie ist es bisher von den Medien aufgenommen worden?
Überwiegend gut, obwohl wir das Album nicht für die Medien geschrieben haben, sondern für uns. Dennoch schmeicheln uns einige Zitate aus den Reviews und GANZ besonders stolz sind wir auf den Totalzeriss des Redakteurs eines anderen Webzines, der sein Hobby als Freizeitredakteur nun wirklich total verfehlt hat.
Worauf nimmt der Albumtitel „Alphakiller“ Bezug? Ich habe dafür einige Referenzen gefunden, einige, wo die Antifa erwähnt wird, wollte daraus aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht könnt ihr es aufklären?
Das Cover, Artwork, Texte und Inhalt lehnen sich an die „No Masters – No Gods“ Idee an und kann mehrdeutig interpretiert werden: als agnostisch, als misanthrop oder als Aufruf zum Einsatz für die Animal Liberation – wir wollen aber den Standpunkt deutlich machen, dass Menschen anderen Lebewesen immer geplantes, sinnloses Leid zufügen werden, solange sie auf der Erde walten. Nun kann man als Reaktion hierauf den totalen Vernichtungsschlag inszenieren, was mich wirklich beeindrucken würde – oder man reagiert, betrachtet die in den Fokus gerückte Thematik aus einer anderen Perspektive und versucht, sich und sein Umfeld zum Wohlergehen der Benachteiligten zu beeinflussen. Bewusster und intensiver als zuvor. Amen. Bloodattack wollen durch aggressive Musik WUT über inakzeptable Zustände auszudrücken und hierdurch zum Nachdenken animieren bzw. im Optimum zu Verhaltensveränderungen motivieren. Wir hatten und haben den starken Drang, schnörkellos auf das Prinzip unserer Bewegung hinzuweisen und diese auch zukünftig intensiv nach außen zu tragen, da wir der Meinung sind, dass die „Next Generation of our Scene“ hier in vielen Fällen großen Nachholbedarf hat. Kids bekommen kaum noch vermittelt, dass HC mehr ist als ein Lebensabschnitt mit rebellisch angehauchtem Haircut und schickem Bandshirt. Hier schalten wir uns ein und spielen die nervenden „Back-to-the-Roots-Aposteln“ – eine unliebsame, aber sinnvolle Rolle in der heutigen Zeit. Wenn wir deutsch singen, haben wir ein englisches Statement im Artwork zu den Lyrics – umgekehrt genauso. Texte und Inhalte spielen eine große Rolle bei Punkbands.
Was hat es überhaupt mit den Affen auf sich? Damit meine ich die beiden bewaffneten Affen auf dem Cover, die Affengeräusche zu Beginn von „My Inner Wasteland“ und die textlichen Bezüge („Gott aus dem Viereck“, „Mastaffe“).
Im Prinzip bitten wir darum, gemeinsam den eigenen Downfall zu inszenieren um das Ableben of Humanity aus diversen Gründen zu fördern. Die Definition für den „Alphakiller“ called „ BLOODATTACK“: Bennung der Kreatur nach dem Testament der Misanthropen, welches den blühenden Tumor unserer Welt, die menschliche Rasse, zu Grunde richtet und somit den unterdrückten Lebensformen eine Basis für eine autonome Existenz in Harmonie darbietet – befreit von der Gewaltherrschaft des Menschentums und somit frei von den ewigen Qualen der Folter, Misshandlung und Schlächterei. Diese Definition findet man auch im Artwork der CD zum Song „Mastaffe“.
Wie lange habt ihr an „Alphakiller“ gearbeitet?
„Alphakiller“ ist ein Jahr gewachsen. Wir haben vom (stolz geschwellte Brust, mein Hemdknopf platzt auf) D.I.Y.-Artwork bis zum Texteverfassen, Musik komponieren und dem Studioaufenthalt alles selbst in die Hand genommen und organisiert. Das alles hat ziemlich genau zwölf Monate in Anspruch genommen.
Zu „My Inner Wasteland“ gibt es inzwischen auch ein Video. Was genau spricht das Lied an? Drogenmissbrauch? Soziale Missstände?
Nein, es spricht meinen aktuellen Geisteszustand an. „Condemned Thoughts reign my head – decline my being and the way I act…“ Ein eher privat gehaltener Songtext, den man lieber nicht noch ausführlicher als mit diesem Video an die Öffentlichkeit tragen sollte.
Neben englischen habt ihr auch mehrere deutsche Texte und Titel auf dem Album. Wie wichtig sind diese euch als deutscher Band?
In das Artwork, die Lyrics und die Songs des nächsten Albums haben wir enorm viel Zeit investiert, da es sich mit Themen und Ansichten befasst – die sicher Diskussionen auslösen werden – aber hinter denen wir absolut stehen. In Texten zu formulieren, was uns ankotzt und was sich ändern muss stand diesmal an oberster Stelle, ohne großes „Formulieren um den heißen Brei“. Einige Texte sind komplett in deutscher Sprache verfasst, versehen mit englischem Statement. Diese Songs befassen sich mit unseren Erfahrungen in der heutigen Szene. Die Youth of Today ist oft zu träge, englische Texte zu lesen. In deutscher Sprache wird es für den Hörer bzw. Leser einfacher, uns zu verstehen und uns zu lieben oder uns zu hassen. Ich denke, wir weisen in dieser Form direkter auf unsere Inhalte hin und thematisieren wachsende Missstände in den eigenen Reihen.
Ihr habt auch euer letztes Full-Length-Album im Jahre 2010 schon bei Bastardized rausgebracht – wie kam der Kontakt zustande und wie läuft die Zusammenarbeit?
Ich erinnere mich dunkel – es war im kalten, tristen Dezember 2007: Marco ( der „Labelowner“) stand tagelang vor unserem Proberaum – ohne Essen, ohne Trinken, nur mit einer alten, stinkenden Decke bekleidet. Er bat uns vor jeder Probe um einen „Deal“ bei Bastardized Recordings“, allerdings hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits dazu entschlossen, bei SONY zu unterschrieben. SONY wollte uns allerdings zwingen, mit Bands wie Emil Bulls oder Eskimo Callboy zu touren, was für uns auf keinen Fall akzeptabel war. Wir lehnten den Millionendeal ab und unterschrieben bei Bastardized Recordings. Kurz nach unserem ersten Release bei Bastardized zog der „Labelowner“ Marco aus dem Westerwald in eine Villa mitten im Wohngebiet der „Koblenzer High Society“. Nun sind wir quasi Nachbarn, denn Bloodattack wohnen ebenfalls in Koblenz, jedoch sind wir eher in den städtischen Großbausiedlungen beheimatet. So war eine weitere Zusammenarbeit kaum zu umgehen.
Die Produktion des Albums habe ich als sehr „roh“ wahrgenommen, sie wurde an anderer Stelle auch manchmal als „altbacken“ oder ähnlich kritisiert. Habt ihr darauf Wert gelegt, keinen „zu modernen“ Sound zu haben?
Bloodattack ist eine Punk-Band, keine New-Metal-Band.
Punk ist roh und brutal, New-Metal ist schön und modern.
Wann und wo werdet ihr dieses Jahr auf Tour gehen? Gibt es schon Pläne?
Wir werden 2013 noch mit Bazooka Zirkus (ZIRKUS, nicht Circus!), Mind Plague und Maintain touren und allein einige Shows in Freiburg, Basel etc. spielen. Alle Dates hierzu findet man auf den gängigen Webpages von uns. Für Anfang 2014 planen wir eine längere Tour, in der wir den unseren Infektionsradius noch ausbauen werden.
Okay, wir sind fast durch: Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne zum Abschluss ein kleines Brainstorming durchführen:
Bananen:
Das isch der Bananenblues,
Das isch der Bananenblues,
Der Himmel hängt voller Bananen bloß,
Bananen, das ischt, was man haben muß
Denn ohne ischt man ganz und gar
aufgeschmissen, das ischt affenklar
Das ischt der Bananenblues
Evolution: Die ersten Menschen waren nicht die letzten Affen.
Orang Utan: ….Begegnungen zwischen Männchen verlaufen meist feindselig. Durch Rufe machen sie auf sich aufmerksam, bei direkten Begegnungen kann es auch zu Handgreiflichkeiten kommen. Weibchen reagieren hingegen friedlicher aufeinander, manchmal gehen sie zu zweit für mehrere Tage gemeinsam auf Nahrungssuche….
… also alles wie beim Homo sapiens
Urwald:
Die Affen rasen durch den Wald,
Der eine macht den andern kalt,
Die ganze Affenbande brüllt:
Wo ist die Kokosnuß?
Wo ist die Kokosnuß?
Wer hat die Kokosnuß geklaut?
Die Affenmama sitzt am Fluß
Und angelt nach der Kokosnuß,
Die ganze Affenbande brüllt:
Wo ist die Kokosnuß?
Wo ist die Kokosnuß?
Wer hat die Kokosnuß geklaut?
cereal killer: Der neue Streifen mit Vin Diesel nach seiner Gehirnamputation, oder?
Metal1.info: Ein wirklich sehr kreativer Name in Zeiten des internetbedingten Überschusses an Webzines, von denen kein weiteres das Wort „Metal“ beinhaltet.
Alles klar, das wars von meiner Seite. Danke für eure Zeit. Wenn ihr noch etwas an unsere Leser loswerden wollt, könnt ihr das jetzt tun. Machts gut!
Dein Gott kam aus dem Viereck raus – hat in deinen Kopf geschissen: tagein, tagaus.
Danke an Metal1 für das Interview!