HELLISH WAR ist eine brasilianische Heavy-Metal-Band, die hierzulande vermutlich nur echten Genreliebhabern bekannt sein dürfte. Hatte sie ihre ersten beiden Alben noch selbst produziert und vor allem in ihrem Heimatland auf den Markt gebracht, ist sie seit 2009 bei der Traditionsschmiede Pure Steel unter Vertrag, die zuerst eine Kompilation veröffentlichte, um nun mit „Keep It Hellish“ auch das erste Studioalbum herauszugeben, das keine Eigenproduktion ist.
Auf ihm präsentiert uns HELLISH WAR schnörkellosen Heavy Metal der traditionellen Machart. Die Songs sind für diese Art der Musik zwar überraschend lang geworden und unterschreiten nie fünf Minuten, verlieren sich aber dennoch nicht in endlosen Soli oder stumpfen Wiederholungen. Zudem bieten sie mit ihren eingängigen Refrains gelungene Orientierungspunkte innerhalb der Lieder. Das ist zu einem großen Teil die Leistung der überaus soliden Instrumentalfraktion, die äußerst präsent ist und durch die Bank zu überzeugen weiß. Was andere Bands vielleicht mit umständlichen Solopassagen oder zu langen Samples als Vor- und Zwischenspiele gemeistert hätten, weiß HELLISH WAR auf „Keep It Hellish“ mit unprätentiöser Instrumentierung und streckenweise gar minimalistischem Einsatz weniger prägnanter Riffs zu erledigen. Das beste Beispiel ist der Track „Battle At Sea“, der völlig ohne Gesang auskommt und dennoch erfreulich abwechslungsreich gestaltet ist. Zugute kommt der Band hier natürlich die Produktion, die besonders dem Schlagzeug erfreulichen Druck untergelegt hat. Von technischer Seite gibt es da nichts zu meckern und nicht zuletzt zeigt sich hier natürlich der Vorteil, mit einem erfahrenen Label zu arbeiten.
Klanglich orientiert sich HELLISH WAR an bekannten Genregrößen. Besonders auf den ersten Tracks fallen einem frühere Alben von Iced Earth als Referenz ein, was auch an Sänger Bill Martins liegt, der entfernt an Matt Barlows höhere Stimmlagen erinnert, ohne allerdings dessen Varianz und Volumen zu erreichen. Dennoch zeigt er auf „Keep It Hellish“ eine gelungene Leistung und trägt zu dem erfreulichen Gesamteindruck bei. Aber auch andere Referenzbands kann man problemlos heraushören: Neben den schon genannten Iced Earth (man höre sich nur das wunderbare „The Challenge“ an!) fällt dies bei den dynamischen Läufen auf „Phantom Ship“ auf, die an Running Wild erinnern, oder bei dem prägnanten Rhythmus von „Darkness Ride“, der natürlich nach Iron Maiden klingt.
Allerdings, und das muss man bei aller spontanen Zustimmung zu „Keep It Hellish“ ebenso deutlich sagen, bewegen sich die Brasilianer sehr in ihrer genremäßigen Wohlfühlecke. Die Songs haben durchaus Klasse und sind ideales Futter für Fans des klassischen Heavy Metals, fügen dem Genre aber nichts Neues hinzu. Zudem ähneln sie einander mitunter, wenn auch die Länge der Songs den Abnutzungsfaktor deutlich senkt. Das ist kein echtes Problem, verwehrt HELLISH WAR aber die Spitzennoten.
Wir haben es hier also mit einem äußerst gelungenen Genrealbum zu tun, das wegen seiner guten Musiker und der interessant komponierten Songs jedem zusagen wird, der in seiner Freizeit gerne eine Kutte trägt. Fans der oben genannten Bands sollten unbedingt Probe hören und werden mit „Keep It Hellish“ einige feine Durchläufe erleben.
Wertung: 8 / 10