POWERWORLD musste zweifellos in den letzten Jahren einen Schicksalsschlag hinnehmen, als Sänger Andrew „Mac“ McDermott erst schwer krank wurde, nicht mehr touren konnte, aussteigen musste und schließlich im August 2011 starb. Sein Tod bedeutete für die Band darüber hinaus weitere Personalveränderungen, weil viele Mitglieder in der Folge POWERWORLD verließen. Auf dem nunmehr vierten Studioalbum, „Cybersteria“, präsentiert Bandleader Ilker Ersin deshalb ein komplett neues Line-up für die deutschen Schwermetaller.
Und was soll man sagen? Die Band zeigt sich trotz aller Rückschläge erstaunlich sicher in dem, was sie macht. Natürlich ist, das sei vorweggenommen, „Cybersteria“ keine Ausgeburt der Kreativität, aber es ist ein grundsolides, melodiöses und gelungenes Album geworden. POWERWORLD spielen einen erwachsenen, keinesfalls zu fröhlichen Melodic Metal, der niemals prätentiös wirkt und häufig für zustimmendes Kopfnicken sorgt. Das klingt nicht nur gut, sondern ist auf jeden Fall eine weitere Steigerung im Vergleich zu den Vorgängeralben.
„Cybersteria“ erzählt der Band zufolge verschiedene, inhaltlich nicht verknüpfte Geschichten der technisierten Moderne und unserer (angeblich) immer hektischer, digitaler und emotionsarmer werdenden Welt. Was man davon halten will, sei dahingestellt, als roter Faden für das Album reicht es POWERWORLD allemal. Die Songs bewegen sich häufig im Midtempo-Bereich und auch wenn es mal schneller wird („Slave To The Powerworld“´, „World Knows Your Secret – Virtuality“, „Like A Shadow“), wäre es übertrieben, von Uptempo zu sprechen. Manches Songs kann man problemlos auch als Melodic Rock (ohne Metal) durchgehen lassen. Gelungen ist die Musik aber in beiden Geschwindigkeitsklassen, wie einerseits das dezent groovende „Back On Me“, andererseits aber auch das zügige „Slave To The Powerworld“ zeigen. Und dass mir ein dermaßen simpler Song wie „Like A Shadow“ noch mal spontan so gut gefallen würde, überrascht mich immer noch.
Vielleicht, zumindest kann man sich dieses Eindrucks an manchen Stellen nicht erwehren, gibt es ein paar Unterschiede in der Qualität der Songs auf „Cybersteria“. „You Will Find A Way“, „You Gotta Hold On“, aber auch das auf wuchtig getrimmte „Not Bound To The Evil“ können das Niveau der anderen Tracks nicht ganz halten, schlecht sind sie jedoch keinesfalls. Deutlichere Zweifel kommen hingegen bei der Produktion auf, die leider etwas dumpf geraten ist. Sicherlich hat man da schon Schlechteres gehört, aber in der Oberliga spielt die Technik auf „Cybersteria“ ebenfalls nicht.
Kurzum: POWERWORLD hat sich gegen widrige Umstände durchgesetzt und mit „Cybersteria“ ein Album vorgelegt, das sich trotz kleinerer Schwächen hinter der aktuellen Genre-Konkurrenz nicht verstecken muss. Zum Klassenprimus reicht das noch nicht, aber wenn man in der Entwicklung so weiter macht, werden wir von POWERWORLD noch einiges zu hören bekommen. Einiges Gutes.
Wertung: 7.5 / 10