Als ALICE IN CHAINS 2009 mit „Black Gives Way To Blue” ihr Comeback-Album veröffentlichten, plagte viele Fans der Grunge-Legende die bange Frage, wie die Band ihrem Status ohne den verstorbenen Sänger Layne Staley gerecht werden sollte. Doch das Album war eine wahre Pracht und das Comeback wurde zum vollen Erfolg. Nun steht vier Jahre später mit „The Devil Put Dinosaurs Here“ der Nachfolger an und man fragt sich erneut, wie die Band ihrem Erbe gerecht werden will/ kann.
„The Devil Put Dinosaurs Here“ beginnt in typischer ALICE-IN-CHAINS-Manier mit einer Midtempo-Nummer, die einen absolut umhaut. „Hollow“ wird von einem schweren, harten Riff getragen, zu dem sich im Refrain ein Duett der beiden Sänger gesellt, dass einem die Knie weich werden. Während die Strophen nur durch das Riff und leichtes Drumming konstruiert werden, gesellen sich im Verlauf des Songs zunehmen melodische Leads hinzu, die dem Song etwas Warmes, aber auch Nachdenkliches verleihen. Sobald jedoch besagtes Gesangsduett abgefeuert wird, ist es schwer, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als das Wechselspiel der beiden Stimmen.
Diese stellen auch im weiteren Verlauf von „The Devil Put Dinosaurs Here“ einen Kern der Musik von ALICE IN CHAINS dar. Besonders im Refrain des Titelsongs kommen Gesangsmelodien zum Tragen, die einem in ihrer Kombination mit der dem Grunge eigenen, verstört-melancholisch-depressiven Grundstimmung die Tränen in die Augen treiben. Wunderschön ist in diesem Fall das einzig adäquate Adjektiv, auch wenn es natürlich überhaupt nicht Metal ist, etwas Schönes zu verzapfen.
„Stone“ und „Voices“ entpuppen sich als weitere Hits der Platte. Hier zeigen ALICE IN CHAINS, warum sie eine der wenigen noch aktiven Grunge-Bands der ersten Stunde sind. Richtig starke Riffs paaren sich mit melodischen Einschüben und man schafft den Spagat zwischen dem Grunge der alten Schule und zeitgemäßer Rockmusik – ganz großes Kino. Gleichzeitig machen die Riffs deutlich, warum ALICE IN CHAINS unter Metalheads immer die am ehesten Akzeptierte Grunge-Band waren, einen Status, den „The Devil Put Dinosaurs Here“ noch untermauert.
Dazu gesellen sich noch ein paar Halbballaden („Scalpel“, „Choke“) und eine Nummer, bei der DuVall einfach mal die Führung im Gesang übernehmen darf: „Lab Monkey“. Damit sind wir auch direkt bei einem der beiden Kritikpunkte an „The Devil Put Dinosaurs Here“: Jerry Cantrell sollte sich öfter mal eine Pause gönnen, was den Gesang angeht. Das ist absolut keine Kritik an seiner Leistung, denn diese ist großartig. Vielmehr würde es dem ALICE-IN-CHAINS-Sound gut tun, wenn sich die Mitglieder gleichberechtigt(er) einbringen dürften. Denn dann könnte auch Kritikpunkt Nummer zwei vielleicht schon der Vergangenheit angehören: Ein paar flottere Songs. Auch dies ist wieder Jammern auf hohem Niveau, aber Songs wie „Them Bones“ oder „Die Young“ lebten seinerzeit eben auch von ihrem Tempo und ihrem Drive. Und so eine richtig flotte Nummer hat die Band dem Hörer auf ihrer neuen Platte schlicht nicht gegönnt.
Dass „The Devil Put Dinosaurs Here“ trotzdem eine bärenstarke Scheibe geworden ist, welche im legendären Backkatalog von ALICE IN CHAINS problemlos bestehen kann, steht allerdings außer Frage. Jeder Fan der Band sollte hier zugreifen und auch alle, die mit Grunge oder Rock etwas anfangen können, sollten hier zumindest einmal reinhören. Großes Album einer Legende – davon kann man nie genug bekommen!
Wertung: 9 / 10