(Harcore / Metalcore / Electronic) Es gibt so Tage, da ist man einfach nicht zugänglich für die Musik, die man im Regal stehen hat. Man steht gähnend davor, möchte sich ein Album nehmen und die Anlage damit füttern, aber man findet nichts, worauf man so wirklich Bock hat. Man möchte etwas Neues hören, etwas ganz anderes, man begibt sich also auf die Suche nach seiner persönlichen neuen Band der Stunde – so ein Tag war es auch, an dem ich THE BROWNING entdeckte. Und dann war ich erst mal baff. Völlig.
Denn so ein hart bretternder Sound, einer Dampfwalze gleich, mit einer völlig perfekt abgemischten, wenn auch ganz und gar nicht warmen, sondern auf den Nullpunkt durchgetrimmten Produktion, so etwas hört man wahrlich nicht alle Tage. Hardcore trifft Elektronik trifft Metalcore – sowas hatten wir doch schon oft. Enter Shikari beispielsweise. Aber keine andere Band walzt dabei alles so gnadenlos nieder, keine andere Band planiert mit heftigen Breakdowns, gemischt mit Dubstep hier, Techno da die Musiklandschaft binnen der ersten Sekunden so herrlich leichtfüßig wie THE BROWNING. Glücklicherweise wirft einen die Band dabei nicht bis oben hin voll mit elektronischen Tönen, wie dies beispielsweise auf Enter Shikari’s „Common Dreads“ der Fall war, nein, THE BROWNING setzen diese Elemente bewusst ein, versetzen den Sound mit leichten Tempowechseln und großartigen Effekten. Hier fiept mal ein Synthesizer, dort „wobbelt“ mal der Dubstep-Ansatz, dominiert wird „Burn This World“ allerdings vom angenehm kühl produzierten Gitarrensound, dem punktgenau getriggerten Schlagzeug und dem unglaublich aggressiven Organ des Shouters/Sängers. Kühl produziert und punktgenau getriggert? Ich sehe die meisten Leser die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Wie ich so was gutheißen kann? Es passt hier einfach perfekt, an einigen Stellen vermittelt dieser Sound sogar eine gewisse Industrial-Atmosphäre, ganz im Stile von Fear Factory und Konsorten.
Ein paar negative Punkte gibt es dennoch: Einige wenige Songs halten ein bisschen als Füllmaterial her, vieles klingt nach den ersten Durchläufen zu gleichförmig, da ist noch Luft nach oben. Die ein oder andere Melodie mehr hätte sicher gut getan, ein melodischer Riff jagt hier nämlich nicht gerade den nächsten, somit muss man manchmal schon genau zuhören, wähnt man sich doch oft im selben Song, obwohl man schon zwei weiter ist. Zwischen all den smashigen Breakdowns und den leicht verständlichen Shouts sind es eben vor allem die elektronischen Soundeffekte, die den feinen Unterschied zwischen den 13 Songs ausmachen, und die es zu entdecken gilt. Die wahrscheinlich großartigsten Songs auf „Burn This World“ sind, um mal ein paar Anspieltipps zu nennen, vor allem „Bloodlust“, das überaus eingängige „Time Will Tell“, das mit Dubstep-Flair versetzte „Ashamed“ und – bei dem Song kann man einfach nur lauthals mitbrüllen – der ultimative Party-Kracher „Standing On The Edge“ mit seinem fetten Trance-Synthie.
„Burn This World“ ist straight, wenig verschachtelt, eingängig und zugänglich, macht von der ersten bis zur letzten Sekunde Laune und wird auf Dauer nicht langweilig. THE BROWNING haben sich zu meiner Band der Stunde entwickelt – vielleicht weil sie mich ein bisschen an den ersten, gnadenlos guten Enter Shikari-Output erinnern, vielleicht aber auch, weil sie mich nicht mit Innovationsgedudel und Effekthascherei überfallen, sondern immer mal wieder einen Brotkrumen mehr aussähen, um mich bei Laune zu halten. Es macht einfach Spaß! Und so kann ich wieder ruhigen Gewissens an meinem CD-Regal vorbeischreiten, ich weiß jetzt wieder was ich hören möchte. Bitte mehr davon. Und danke dafür.
Wertung: 8 / 10