Ob die schwedischen Groove-Rocker THE QUILL sich bei ihrer Gründung in den Neunzigern nach dem gleichnamigen Vulkan auf der karibischen Insel Sint Eustatius nannten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist ihr neues, bereits siebtes Album „Tiger Blood“ aber eine ganze Spur explosiver als jener Vulkan, der seit 345 nach Christus nicht mehr ausgebrochen ist. Und das ist gut so: Denn nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied und Sänger Magnus Ekwall 2007 erkaltete die Aktivität der Band beinahe völlig.
Erst 2011 präsentierte sie ein neues Studiowerk mit einem neuen Mann hinter dem Mikro: Magz Arnar. Die Chemie scheint zu stimmen, denn Herr Arnar erweckt mit seinem engagierten und mitreißenden Gesang den Eindruck, als sei er schon seit zwei Jahrzehnten dabei. „Tiger Blood“ klingt wie aus einem Guss; es ist ein Werk von einer Band, die ganz genau weiß, was sie will. Das Album markiert außerdem die Rückkehr von Bassist Roger Nilsson (ex-Spiritual Beggars) nach sieben Jahren.
Und genau diese Spiritual Beggars können auch gut als Vergleich für das herhalten, was den Hörer während der zehn Songs von „Tiger Blood“ erwartet: Handwerklich blitzsauberer, leicht staubiger Hardrock mit jeder Menge Groove und einprägsamen, kitschfreien Melodien. Der größte Unterschied der beiden Bands dürfte darin liegen, dass THE QUILL im Gegensatz zu ihren Landsmännern völlig auf Keyboards verzichten – die Streicher in „Purgatory Hill“ bestätigen hier als Ausnahme die Regel. In der Mitte des Albums platziert ist „Purgatory Hill“ der Quasi-Pop-Song der Platte, direkt gefolgt von der sehnsüchtigen Akustikballade „Land Of Gold And Honey“, mit der die Band ein gutes Gespür für zeitlose Arrangements beweist. Mit diesem Doppel brechen THE QUILL ihren ansonsten recht abwechslungsarmen, aber durchweg unterhaltsamen Sound auf gelungene Art und Weise auf.
Die rifforientierten, treibenden Rocksongs, die die Band um die beiden oben genannten Tracks platziert hat, gehen runter wie Öl und sind der perfekte Soundtrack für heiße Sommertage. Ausrutscher leisten sich THE QUILL nicht, besonders originell geht man dafür aber auch nicht zu Werke. Mit dem letzten Track „Storm Before The Calm“ kann die Band aber noch einmal ein Ausrufezeichen setzen: Der Song ist mit sechseinhalb Minuten gut zwei Minuten länger als die restlichen Nummern und begeistert vor allem mit geschmackvollen Gitarrensoli und einem schönen Spannungsbogen: Vom ruhigen Beginn arbeitet sich die Band Stück für Stück zum chorgetränkten Höhepunkt. Ein toller Abschluss für ein ehrliches Album, das einfach Spaß macht.
Wertung: 7.5 / 10