WOE? Da klingelt etwas im Hinterkopf. Das ist doch die Band, die nach ihrem Debüt „A Spell For The Death Of Man“ (2008) und dessen Nachfolger „Quietly, Undramatically“ (2010) die große Hoffnung des US-Black-Metal waren. Irgendwie hörte man jedoch während der letzten drei Jahre so gar nichts von dem Amis. Jetzt jedoch steht mit „Withdrawal“ endlich die dritte Platte von WOE in den Regalen.
Schon ab dem ersten Takt wird klar, dass die folgenden 44 Minuten kein Spazierganz werden. „This Is The End Of The Story” beginnt in typischer Black-Metal-Manier: Rasende Drums, ein Gitarrenteppich, der an einen Schwarm Bienen erinnert und gekeifte Vocals. Allerdings lohnt das genaue hinhören, ist unter dem ganzen Geprügel noch so einiges zu entdecken. Unter einer heftigen Schicht von Blastbeats und Gekreisch verstecken sich wunderschöne Melodien, die mit ihrer filigranen Art und Weise auch zu Alcest passen würden.
Ein weiterer positiver Aspekt der Scheibe sind die Songlängen von sechs bis sieben Minuten. Das allein ist zwar noch nicht weiter bewegend, allerdings gelingt es WOE die Songs über die gesamte Dauer hinweg spannend zu gestalten. Durch die Variation des Tempos oder des Gesangs, den Einsatz von Brigdes, die sofort ins Ohr gehen oder auch akustische Intros ist permanent etwas Neues aktuell, ohne dass die Band ihre Grundidee aus den Augen verliert. Als Beispiel sei hier „All Bridges Burned“ hervorgehoben, bei welchem ein akustische Intro von heftigem Black Metal überrollt wird, nur um dann wieder großartigen Melodien Raum zu geben.
Diese Melodien erinnern gelegentlich an Alcest, allerdings sind Wolves In The Throne Room wohl die naheliegendeste Referenzgröße für WOEs neuen Streich. An dieser Stelle sei jedoch beachtet, dass die Atmosphäre auf „Withdrawal“ deutlich aggressiver ist, als sie es bei Wolves In The Throne Room je war.
Bei „Song Of My Undoing“ wird dann das Tempo gedrosselt, was aber nur leidlich funktioniert. Hier geht im Laufe der Spielzeit die Spannung verloren, was schade ist. Weniger lang hätte auch diese Nummer klappen können, so fällt sie zum Rest des Albums etwas ab. Genau das passiert dann beim Titeltrack und Rausschmeißer – Tempo gedrosselt, Spielzeit verkürzt und schon läufts.
Sind WOE nach „Withdrawal“ noch die große Hoffnung des US-Black-Metal? Vielleicht schon, denn obwohl die Scheibe kein typischer Vertreter ihrer Gattung ist, merkt man ihr trotzdem ihre Herkunft an. Aber wen interessierts? „Withdrawal“ ist ein richtig gutes Stück Black Metal geworden, das seine Hörer sofort begeistert und auch nach mehreren Durchläufen noch kleine Überraschungen bzw. Neuentdeckungen bereithält.
Wertung: 8 / 10