Wäre ich lediglich ein Hörer, würde ich diese CD wohl zwei, drei Mal anhören und sie dann ins Regal stellen, wo ich sie vergessen würde und sie mich – als Schreiberling muss man aber faire Worte für eine Musik finden, die einen nicht berührt. Damit wäre letztlich alles gesagt – und jetzt das Ganze noch einmal in etwas elaborierterer Form.
Würde es sich bei den Amerikanern von CORNERS OF SANCTUARY um eine post-pubertäre Stümpertruppe mit Großmannssucht handeln, man könnte der Band schlicht prosaisch eine links und rechts auf die Wangen klatschen und ein paar väterliche Ratschläge fallen lassen – aber das Trio tritt eher sympathisch auf und man merkt mehr oder weniger deutlich, dass es die Freude, die Leidenschaft an der Musik ist, die die Band zu den Instrumenten greifen lässt.
Nach einem überflüssigen Intro (das auch noch den Namen „No Need For Introductions“ trägt; das nennt sich dann wohl performativer Widerspruch…) zockt man sich durch eine knappe Stunde konzeptionell angelegten US-Metal, der hin und wieder aufhorchen lässt, der immer wieder mal ein knackiges Riff zu bieten hat und auch bezüglich der Melodiearbeit punkten kann – oder punkten könnte, denn wirklich tragend werden diese Melodien nicht. Das liegt nicht nur an den kompositorischen Baustellen, die unverkennbar sind und die den musikalischen Fluss immens stören (es will sich einfach kein griffiger Gesamteindruck einstellen), sondern auch und vor allem an der völlig drucklosen, beinahe hingerotzt zu nennenden Produktion – die qualitativ ungefähr auf der Stufe des Covers anzusiedeln ist. Wer auch immer sich für dieses Bildchen verantwortlich zeichnet, er scheint eine tiefgehende Liebe für Atari-Graphiken zu besitzen …
Nochmal: Man hat es bei CORNERS OF SANCTUARY nicht mit einer Band zu tun, die schlicht an ihrem eigenen Anspruch gescheitert wäre (der seinerseits nicht allzu hoch anzusiedeln gewesen wäre), sondern mit einer Gruppe, die aus Lust und Freude klassischen US-Metal spielt – die aber definitiv noch an ihren Kompositionen und deren Darbietung nachjustieren muss. Zwar wird eine gewisse Dynamik bezüglich des Tempos geboten, die Gitarrenarbeit geht völlig in Ordnung, ebenso die Rhythmus-Sektion (wobei diese ein wenig monoton geraten ist) und auch der Sänger trifft seine Töne (obwohl sein Umfang sehr begrenzt und mir persönlich das Vibrato zu stark ist), aber: Die Musik trifft mich nicht. Sie verfängt nicht. Gleichzeitig glaube ich, dass hier das Potential noch lange nicht ausgereizt ist, dazu gibt es wiederum zu viele gute Momente, die leider zu isoliert stehen, um ein positives Gesamtbild entstehen zu lassen. Vielleicht das nächste Mal?!
Wertung: 5.5 / 10