Bereits im Jahre 1996 gegründet, war es nach dem ’99er-Debüt-Album still geworden um die Gothic-Doomer LYCANTHIA aus Sydney: Bis 2006 mussten sich die Fans gedulden, und bekamen dann mit „Within The Walls“ nur eine EP geboten. Nun steht mit „Oligarchy“ das zweite Album der Australier in den Läden.
Was Australiens älteste aktive Doom-Band, wie man sich selbst bezeichnet, hier abliefert, ist immer noch eine grundsolide Mischung aus doomigen Elementen wie schleppenden Riffs und männlichen Growls und Gothic-Metal-Anteilen, die sich vor allem im weiblichen Klargesang, aber auch Geigenarrangements, Keyboards und verspielten Cleangitarren ausdrücken. Ihre Stärken hat die CD dabei definitiv in den sanften Passagen: Zum einen ob der wirklich bemerkenswerten Qualität der weiblichen Vocals, zum anderen jedoch auch, weil die harten Passagen im direkten Vergleich fast etwas zu flach wirken – kompositorisch wie soundtechnisch. So elegant nämlich Megans Sopranstimme engelsgleich über allem schwebt, so gezwungen klingt Bandleader Lee Tassaker stellenweise, so lebendig die Geige fiedelt, so steril klingen die verzerrten Gitarren. Hat man sich mit diesem Manko jedoch abgefunden, kann man an „Oligarchy“ durchaus Freude haben: Auf den Spuren von Bands wie My Dying Bride, Paradise Lost, Theatre Of Tragedy oder auch Within Temptation wandelnd präsentieren sich LYCANTHIA vielleicht nicht unbedingt als einzigartig – zumindest jedoch in Idee und Umsetzung konsistent: „Oligarchy“ ist von einem klar erkennbaren, roten Faden durchzogen, dem LYCANTHIA knapp eine Stunde lang folgen. So wirkt das Album von der ersten bis zur letzten Note wie aus einem Guss – allerdings mit einem damit nur all zu oft einhergehenden Problem: einer sich mit der Zeit einstellenden, einlullenden Monotonie. Von unangenehmen Längen zu sprechen, wäre hier übertrieben – von Abwechslungsreichtum kann hier, zumindest aufs große Ganze gesehen auch nicht unbedingt die Rede sein.
Was LYCANTHIA hier abliefern, ist weit von „schlecht“ entfernt – vom Attribut „einzigartig“ sind die Australier jedoch ebenso weit entfernt. So bieten LYCANTHIA nicht viel, was Fans der genannten Bands nicht schon kennen – da man jedoch davon ausgehen kann, dass sie als Fans eben diese Stilmittel zu schätzen wissen, kann „Oligarchy“ dieser klar definierten Zielgruppe am Ende des Tages dennoch guten Gewissens weiterempfohlen werden.
Wertung: 7.5 / 10