Der Stern von KINGDOM COME stand definitiv einmal höher. Ende der 80er und Anfang der 90er sah es kurze Zeit so aus, als ob die Band, unterstützt durch einen ordentlichen Medienhype, den Durchbruch schaffen könnte. Das Debüt verkaufte sich gerade in den USA sehr gut, die Band tourte im Vorprogramm von Metallica, den Scorpions und Van Halen, später auch Bon Jovi. Doch seitdem ging es zwar langsam, aber doch kontinuierlich bergab. Jetzt, im Jahr 2013, gibt es mit dem 13. Studioalbum „Outlier“ ein neues Lebenszeichen von KINGDOM COME.
Offenbar wollte Bandleader Lenny Wolf dieses Mal nichts dem Zufall überlassen und hat alles selbst gemacht. Das scheint durchaus schlüssig, hatte er doch bei der Auswahl der Musiker von KINGDOM COME in der Vergangenheit ohnehin ein eher erratisches Prinzip walten lassen, wie die Liste von 28 ehemaligen Bandmitgliedern nahe legt. Entsprechend hat er auf „Outlier“ nicht nur alle Songs alleine geschrieben, alle Instrumente (bis auf die Gitarrensoli) selbst gespielt, sondern das Album auch eigenhändig produziert, engineert, gemischt und gemastert. Das war sicherlich eine Menge Arbeit, was Respekt verdient. Auch war der Einsatz keineswegs umsonst, kann sich das Album doch produktionstechnisch durchaus sehen lassen. Allerdings fragt man sich bei der Musik, ob nicht ein fremder Blick auf das Material hilfreich hätte sein können.
Denn obwohl Lenny in seine Scheibe ein paar neue Ideen gemischt hat, bekommt man eben doch sehr viel Standardkost. Zehn Tracks präsentiert der Hamburger, die alle zwischen dreieinhalb und viereinhalb Minuten lang sind. Neu sind ein paar elektronisch anmutende Passagen („Rough Ride Rallye“) und die generell moderne Produktion. Davon abgesehen bietet das Album relativ üblichen Hard Rock/AOR, ohne große Fehler, aber eben auch ohne größere Überraschungen. Es sind durchaus einige gute Songs dabei, die dem Hörer im Ohr bleiben können („Let The Silence Talk“, „God Does Not Sing Our Song“) und auf „Skip The Cover“ gibt es ein paar coole Gitarrenparts. Aber im Großen und Ganzen passiert schlicht zu wenig auf „Outlier“, als dass das Album sich aus der Masse an Veröffentlichungen abheben könnte. Der Song „Holy Curtain“ steht ein wenig pars pro toto dafür: Er ist irgendwie wuchtig, es gibt eine gute Idee, aber am Ende fehlt ein roter Faden oder ein Höhepunkt und der Song verliert sich im Allgemeinen. Selbst Lennys charakteristische Stimme bleibt erstaunlich monoton und vermag keine Abwechslung hineinzubringen. So geht es vielen der Tracks und am Ende eben auch dem ganzen Album.
Den treuen Fans von KINGDOM COME soll damit sicher nicht vom Kauf abgeraten werden und der eine oder andere Hard Rocker wird sich auch mit dem Album anfreunden können. Allen anderen sei aber zu intensivem Probehören geraten.
Wertung: 6 / 10