Dass es sich bei TRAIL OF TEARS um eine norwegische Band handelt, merkt man fast weniger am Sound, sondern vielmehr am regelmäßig durchstartenden Besetzungskarussell, denn kaum ist wieder ein neues Album im Kasten, haben sich die Positionen in der Truppe munter durchgewechselt. Drei raus, einer rein und fertig ist die Frischzellenkur. Beim letzten Mal war dies nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, „Bloodstained Endurance“ fiel gegenüber dem großartigen Vorgänger doch deutlich ab.
„Oscillation“ will nun den Beweis antreten, dass Line-Up-Wechsel durchaus ihr Gutes haben können. Leider gelingt das nur auf halber Linie, zwar kann man durchaus ambitioniertes Songwriting und den Willen, sich von Genrekollegen abzugrenzen, erkennen. Aber obwohl wir hier bereits das siebte Album der Historie vorliegen haben, bleibt einiges Stückwerk und wenig, was mal wirklich aufhorchen lässt.
Wie gesagt, das Songwriting ist nicht ohne Niveau, man geht wie schon auf den Vorgängern nicht den leichten Weg der sanften Träumer-Goten, sondern verpackt seine Emotionen in harten Riffs. Dazu lässt man die Geschwindigkeit das eine oder andere Mal ordentlich von der Leine, gepaart mit dem schneidenden Gitarrensound verfehlen die gelegentlichen Blast-Beats und die regelmäßigen Double-Bass-Einsätze ihre Wirkung nicht. Wie immer Gothic Metal der härteren Gangart, wie man sie beispielsweise zuletzt von Moonspell wieder serviert bekam.
Mir fehlt trotzdem so einiges und da ist der mangelnde Wiedererkennunsgwert nur der Anfang. Verlor sich der Vorgänger noch in allzu opulenten Arrangements, ist dies zwar wesentlich besser gelungen, denn die Gitarren und Keyboards sind für sich genommen eindeutig definierter. Aber im Umkehrschluss bedeutet das leider auch, dass man noch mehr in die Platte investieren muss, um den Gedanken der Skandinavier folgen zu können. Die Langeweile kommt hier also nicht auf, weil man auf Nummer sicher geht, sondern weil man gerade dies für sich komplett ausschließt. Dass TRAIL OF TEARS eingängige Songs schreiben können, haben sie zu Beginn ihrer Karriere ebenso bewiesen wie auf dem angesprochenen Vor-Vorgänger „Existentia“. Das eine oder andere Lied, welches man sofort wiedererkennt, wenn die Platte läuft, oder eines, welches sogar zum Mitsingen animiert, wäre eine runde Sache gewesen. So kann man zwar festhalten, dass technisch alles einwandfrei ist (dies gilt für beide Sänger wie auch für die Instrumentalfraktion), aber trotz aller zugedachter Emotionen doch recht kalt am Hörer vorbeizieht.
Kein Schritt zurück, dafür war der Vorgänger zu durchwachsen, aber auch nur ein Schrittchen nach vorne. „Oscillation“ wird sicher seine Freunde finden, ich zähle aber nur sehr bedingt dazu, zu wenig mitreißend kommt die Musik für mich daher. Trotz aller Kritik und dem Umstand, jetzt schon das zweite Durchschnittswerk am Stück erhalten zu haben, freue ich mich auf zukünftige Veröffentlichungen aus Kristiansand, hier und da kommt ja doch was bei rum, warum nicht beim nächsten Mal?
Wertung: 6.5 / 10