Uah, was für ein fürchterlicher Bandname, man gibt sich ja nicht den Hauch einer Mühe, die Klischees vor den Augen der (Welt-) Öffentlichkeit zu verbergen. Aber nicht nur TEARS OF MARTYR als solches klingt vollkommen ausgelutscht, auch die Musik haben wir schon tausendmal (wenn auch wesentlich schlechter) gehört.
Und ja, man darf es an dieser Stelle ruhig sagen, da die Spanier damit auch nicht hinter dem Berge halten, man hat es vor allem von Nightwish und allen anderen Klonen der Finnen gehört. Prinzipiell könnten wir den Deckel hier also drauf machen und jeder wüsste, worauf er sich bei „Tales“, dem Zweitwerk der Band (in immerhin fast 20 Jahren Historie), einlässt. Ganz so schlimm ist es aber nicht, denn auch wenn vieles an den symphonischen Metal der Marke Suomi erinnert, kommt man nicht umhin, dem Quartett zumindest recht gelungene Ansätze zu unterstellen.
Überraschungen bleiben natürlich aus, als dominantes Instrument führt das Keyboard durch den Abend, dazu kommt das eine oder andere recht gefällige Gitarrenriff und ein bemerkenswert präsenter Bass, der zwar einerseits keine Heldentaten vollbringt, aber immerhin einen höheren Stellenwert als auf vergleichbaren Alben genießt. Dazu der übliche opernhafte Trällerelsengesang auf der einen Seite und der grummelige Grunzer auf der anderen Seite. Beide machen ihre Sache ebenso wenig schlecht wie die Instrumentalfraktion, wobei sogar die eine oder andere technische Schwierigkeit umschifft werden muss.
Man merkt schon, auch wenn es bei den ursprünglich auf den Kanaren beheimateten TEARS OF MARTYR in Sachen Progression eher gemächlich zugeht (neben dem einzigen Full-Length-Album „Entrance“ vor knapp vier Jahren gab es ein paar Demos, sonst aber wenig bis nichts zu hören von der Band), hat man sich in der Zeit doch offensichtlich eine gewisse Basis für einen ordentlichen Song erarbeitet. Und so schafft man es, allen Klischees zum Trotz ein paar echte Hinhörer zu produzieren. „Golem“ beispielsweise kommt wuchtig und hymnisch zugleich daher, der Refrain setzt sich trotz einiger Schwächen in der Lyrik-Arbeit rasch fest und gibt sogleich eine erste Identifikation ab. Auch „Vampires Of The Sunset Street“ bietet einige Qualität, etwas langweiliger wird es hingegen, wenn die Band den Schwung rausnimmt. Gerne also die zackigeren Nummern, vor allem auch deshalb, weil in ihnen das große Vorbild nicht ganz so sehr durchdringt. Wobei man angesichts der Gründung im Jahr 1996 fast schon streiten kann, ob man überhaupt bei Nightwish abschauen konnte, allerdings muss ich auch sagen, mit dem Schaffen von TALES OF MARTYR zu ihren Anfangstagen rein gar nicht vertraut zu sein. Dürfte angesichts vermuteter Minikleinstauflagen heute auch schwierig werden…
Sei`s drum, ich gebe es fast nur ungerne zu, aber „Tales“ hat schon seine passablen Momente, mit TEARS OF MARTYR haben wir es definitiv mit einer der besseren Kopien zu tun. Wer also keine Probleme damit hat, prinzipiell aufbereiteten Stoff in neuem Gewand zu hören, kann „Tales“ schon mal antesten, vielleicht ist er angenehm überrascht.
Wertung: 7 / 10