DRAGONSFIRE arbeiten hart daran, aus dem Underground hervorzukommen. Die Band aus Riedstadt in Hessen hat seit ihrem Debüt 2005 einige Referenzen vorzuweisen: drei Alben sowie zahlreiche Live-Auftritte mit Bands wie Wizard, Mystic Prophecy, Vicious Rumors oder Rebellion. Mit „Speed Demon“ liegt nun das vierte Studioalbum vor. Und obwohl es wirklich ein gutes Album geworden ist, wird es wohl kaum den Durchbruch bedeuten.
Zuerst aber zum einwandfrei Positiven: Auf „Speed Demon“ präsentieren DRAGONSFIRE ein erstaunlich rundes, ausgereiftes Gesamtbild. Die Band hat trotz der zahlreichen Besetzungswechsel der Vergangenheit sichtlich zueinandergefunden und eine ebenso homogene wie abwechslungsreiche Scheibe geschrieben und aufgenommen. Produzent Rolf Munkes hat in seinen Studios zudem ordentlich Druck hinter die Instrumente legen können, sodass der Sound für diese Form von Heavy Metal völlig angemessen ist. Musikalisch gibt es auf „Speed Demon“ eine gute Mischung aus Bands wie Motörhead und Chrome Division mit einem ordentlichen Schuss Iron Maiden. Sänger Herberts raue Stimme ist zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, aber interessant genug, um über die acht Tracks zu unterhalten.
Die einzelnen Lieder sind unterschiedlich geraten: Bei „Speed Demon“ und „Savior“ wird ordentlich aufs Gaspedal gedrückt, „The Gunslinger’s Fate“ ist hymnisch und mit einem Riff im Stil von Judas Priest ausgestattet. „The Prophet“ dagegen hat einen großartigen Refrain und erinnert ein wenig an Grave Digger. Auf „Allied Force“ folgt eine „Wir alle zusammen“-Hymne im Stil von Manowar und „Steel Eel“ gibt in aller Kürze (1:45 Minuten) eine Hommage an Primal Fear und Konsorten. Trotz der deutlichen Anleihen an den großen Vorbildern bleibt der Sound eigenständig und folgt über alle Songs einem klar erkennbaren roten Faden – soweit also alles gut im Hause DRAGONSFIRE.
Deutliche Abzüge gibt es aber in der B-Note. Das fängt schon mit der Länge des Albums an. Warum gibt es eigentlich nur sechs richtige Tracks auf einem Vollpreisalbum? 34 Minuten insgesamt, davon ist eines das kurze „Steel Eel“ und das andere eine Live-Version eines alten Liedes. Das könnte besser sein. Ein bisschen schwierig ist auch die hohe Klischeelastigkeit der Texte voller metallischer Selbstreferentialitäten („We are made of iron, yeah iron fills our veins“ oder „it’s Dragonsfire in the hall tonight“) und simplen Motorrad-Alkohol-Textzeilen („When the stuff is good I’m in the mood“ bzw. „Motors burning / Wheels are turning / Feel the speed, the thrills“). Natürlich ist das alles ironisch gebrochen, genau wie die gigantische Pommesgabel auf dem Cover von „Speed Demon“. Aber wo ist es das denn heute nicht? Wäre es nicht vielleicht klüger, intelligentere Texte zu schreiben, anstatt sich mit angeblicher oder tatsächlicher Ironie herauszureden? Aber das ist sicher auch eine Geschmacksfrage.
Unter dem Strich bleibt „Speed Demon“ ein simples, aber äußerst gut gemachtes Vergnügen, das für Fans klassischen Heavy Metals eine gute Wahl ist. Da DRAGONSFIRE zudem live noch besser funktionieren dürften, kann man ein Auge auf sie behalten. Um ein breiteres Publikum zu finden, wird die Band sich aber schlicht noch mehr anstrengen müssen.
Wertung: 8 / 10