Zugegeben, One-Man-Projekte, insbesondere solche, die sich dem Black Metal verschrieben haben, beschwören eine gewisse Erwartungshaltung herauf. Da kommt es doch überraschend, fast schon enttäuschend, wenn hinter einem Namen wie A TRANSYLVANIAN FUNERAL nicht ein eigenbrötlerischer Norweger oder eine selbsternannte Reinkarnation von Vlad Dracula steckt, sondern irgendein Ami aus Tucson, Arizona, der auf das Pseudonym Sleepwalker hört. Der schlafwandelnde Wüstenbewohner hat seit 2009 bereits zwei Alben veröffentlicht und an einigen Splits mitgewirkt, das dritte Full-Length „Gorgos Goetia“ soll nachfolgend behandelt werden.
Sleepwalker spielt alle Instrumente selber ein, auch das Schlagzeugspiel nimmt er erfreulicherweise selbst in die Hand, anstatt es einem Drum-Computer zu überlassen. In der Produktion übernimmt er sich dafür aber nicht, sondern verpasst „Gorgos Goetia“ den beliebten Proberaum-Sound, wenngleich es sich beim Proberaum irgendwie um eine Sargschreinerei zu handeln scheint. Es gibt wohl kein besseres Wort als „hölzern“ um den eigenwilligen Klang dieses Albums zu beschreiben.
Schon wenn die ersten Schläge und Akkorde von „Cold Blood And Darkness“ daher rumpeln, hat man das Gefühl, man höre einem stimmigen Orchester aus Sägen und Holzhämmern zu. Falls man den Geruch von Holzspänen irgendwie in eine akustische Form bringen kann, ist Sleepwalker das definitiv gelungen, davon überzeugt schon der erste Titel. „Burning Astral Hunger“ beginnt weniger unvermittelt mit einer kurzen Ansprache, die vermutlich nur davon ablenken soll, dass sich der Beginn des Stückes genau gleich anhört wie der seines Vorgängers. Ein Umstand, an den man sich bei „Gorgos Goetia“ gewöhnen muss, denn hier ist fast jeder Song eine Art 2.0-Version eines anderen. Einigermaßen eingängige Momente finden sich dennoch, etwa das erwähnte „Burning Astral Hunger“, das sich dank Off-Beat ein wenig wie ein heiteres transsilvanisches Volksstück anhört (zumindest untermalt es den auf dem Cover gezeigten Tanz von Schädeln perfekt) und die schleifenden Melodien in „Fear“. „Percival In Black Armour“ und „Hymn To A Gorgon“ halten besonders atmosphärische Momente bereit; der ruhige Beginn von ersterem ist übrigens ziemlich die einzige Verschnaufpause, die dem geneigten Zuhörer vergönnt ist, ansonsten wird das Tempo hoch und konstant gehalten. Um Sleepwalkers Schlagzeugspiel scheint es dabei leider so karg bestellt, dass man sich fragt, ob ein Drum-Computer nicht vielleicht doch ein abwechslungsreicheres Repertoire an Beats zu bieten gehabt hätte.
Am Ende verliert sich aber auch das in den undifferenzierten Klängen eines Sägewerks, die leicht übertönt werden von der krächzenden Stimme des Schreinermeisters, Herr Sleepwalker in Personalunion. Der skandinavische Anstrich wirkt zwar ganz überzeugend, es ist allerdings fraglich, ob eine klägliche Produktion wirklich der einzige Weg dazu ist.
So angenehm charmant sich der bockig-hölzerne Sound von „Gorgos Goetia“ auch anhört, er trägt wenig dazu bei, die Mankos des Albums auszubügeln und die sind unüberhörbar vorhanden. In mehr als maschinellem Geratter fruchten Sleepwalkers kreative Ergüsse leider nicht. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Umstand auf dem nächsten Werk von A TRANSYLVANIAN FUNERAL durch einen etwas ambitionierteren Mix gemindert wird.
Wertung: 5 / 10