SATAN TAKES A HOLIDAY feiern mit ihrem zeitlosen Mix aus Rock ’n‘ Roll und Garage Punk im Heimatland Schweden schon große Erfolge. Nun lässt das Trio sein eigenes Café „Louie Louie“ in Stockholm allein und macht sich mit den Kollegen von Imperial State Electric auf, seine Musik einem größeren Publikum vorzustellen. Wir interviewten Frontmann Fred Burman im Vorfeld der Europatour und er erzählte uns Fakten zum neuen Album „Who Do You Voodoo“ und warum man zum Abrocken keine Milch trinken sollte.
Hi! Danke erst mal, dass du dir Zeit für das Interview nimmst! Wie läuft’s bei euch?
Danke! Wir bereiten gerade die letzten Dinge für die Tour vor und proben. Die Moral ist hoch, würde ich sagen.
Da ihr zumindest hierzulande immer noch ein Insider-Tipp seid, kennt euch ein großer Teil unserer Leser wahrscheinlich noch nicht. Könntest du dich und SATAN TAKES A HOLIDAY kurz vorstellen?
Deutschland! Schön, euch kennenzulernen. Es ist in der Tat schon lange überfällig, dass wir uns einander vorstellen. Wir sind SATAN TAKES A HOLIDAY, ein Trio aus Schweden, und wir haben so viel mit Satanismus zu tun wie, sagen wir mal, Iggy Pop mit Popmusik. Aber wir können euch nicht versprechen, dass wir den Namen Satans nicht missbrauchen werden. Alles dem Spaß und dem Rock ’n‘ Roll zuliebe.
Wie würdest du jemandem eure Musik beschreiben, der euch noch nie gehört hat?
Es ist Rock ’n‘ Roll, und zwar eine Art, die dich dazu bringt, zu tanzen, zu feiern und auch, falls du sogar auf die Texte hörst, einen Streit vom Zaun zu brechen.
„Who Do You Voodoo“ ist euer zweites Full-Length-Album. Was habt ihr im Vergleich mit eurem Debüt anders gemacht?
Unser erstes Album, so roh und ehrlich es auch sein mag, wurde genau genommen innerhalb von drei verschiedenen Zeiträumen aufgenommen und enthält so ziemlich die ersten 13 Songs, die wir geschrieben bzw. gespielt haben (es sind drei Cover-Songs auf dem Album). Beim zweiten Mal haben wir uns selbst sowohl für den Songwriting- als auch für den Aufnahmeprozess etwas mehr Raum gegeben. Insgesamt würde ich sagen, dass die Songs doppelt so gut sind, dass sie besser zusammengestellt sind und dass es deutlich besser klingt. So wie es sein sollte, nicht wahr? Man lernt stets dazu und entwickelt seine Methoden weiter.
Denkst du, dass auf „Who Do You Voodoo“ irgendetwas anders ist als bei eurem Debüt, was dazu führen könnte, dass es noch besser aufgenommen wird?
Die Songs sind besser, die Texte fokussierter, verdammt… ich kann dieses Mal fast die Gitarre spielen – warum also nicht?
In Schweden wurde „Who Do You Voodoo“ bereits 2012 veröffentlicht. Wie war da das Feedback von Presse und Fans?
Es ist wie ein Fahrzeug gewesen, dass beständig beschleunigt wurde. Das nationale Radio in Schweden hat alle drei unserer Singles von diesem Album gespielt, was fantastisch ist, und die Fans sind so loyal wie eh und je. Als wir letztes Jahr in unserer Heimatstadt spielten, trafen wir ein paar Mädels, die fast 500 Kilometer gereist waren, um uns zu sehen. So was motiviert, sie mit einer guten Rockshow vom Hocker zu hauen.
Wie wichtig sind euch Reviews und die Meinungen anderer über eure Musik?
In gewisser Hinsicht sind sie natürlich schon wichtig. Jede gute Kritik öffnet eine Tür. Gewöhnlich wirken sie sich positiv aus, weißt du? Dann wiederum spielen sie auch überhaupt keine Rolle – sie würden uns als Band, unseren Sound oder unsere Perspektive auf die Musik nicht verändern. Allerdings ist mir eine gute Kritik natürlich jederzeit lieber als eine schlechte.
Ihr werdet als der nächste große Schweden-Export gehandelt. Habt ihr irgendwelche Erwartungen daran, wie „Who Do You Voodoo“ von Musikfans außerhalb von Schweden aufgenommen wird?
Wir sind unser Leben lang in unterschiedlichen Bands gewesen mit dem Streben danach, es zu „schaffen“. Als wir vor sechs Jahren anfingen, taten wir das mit der Absicht, Spaß zu haben und die Musik zu spielen, die wir spielen wollen, und nicht, was andere Leute vielleicht hören wollen. Es fügt sich, dass die Leute sich gerne Bands anhören, die eben genau das tun. Seitdem war jeder große oder kleine Sieg ein Bonus, von daher – nein, keine Erwartungen.
Ihr habt das Album in Eigenregie veröffentlicht. Welche Vor- und Nachteile hat das im Vergleich zur Zusammenarbeit mit einem Label mit sich gebracht? Werdet ihr’s in Zukunft genauso machen?
Das haben wir wegen des zeitlichen Rahmens so gemacht. Wir hatten uns ein Ziel gesetzt, wann wir das Album veröffentlichen wollten, und das passte bei niemandem in den Zeitplan, also wichen wir vom traditionellen Weg ab. Fürs nächste Album setzen wir uns vielleicht mit Gleichgesinnten zusammen, aber wenn es nicht passen sollte, könnten wir auch weiterhin selbstständig bleiben. Das Leben ist zu kurz, um darauf zu warten, dass etwas passiert.
Schweden war in den frühem Neunzigern bekannt für Death Metal, etwas später dann Melodic Death Metal, in den letzten Jahren schließlich für klassischen Rock. Denkst du, das euer Stil den nächsten Trend setzt?
Wer weiß? Rock ’n‘ Roll hat eine gewisse Konstanz, meinst du nicht? Es gibt immer einen Bedarf dafür. Lass‘ es mich wissen, wenn das nicht der Fall ist, dann hör‘ ich auf.
Von wem oder was habt ihr euch beim Songwriting inspirieren lassen? Was würdet ihr als eure Haupteinflüsse bezeichnen?
Textlich geht es um die Menschen überall um dich herum, die so sehr bemüht sind, immer von allen geliebt zu werden und die um jeden Preis populär oder prominent werden wollen. Du weißt schon, wenn ich meine, oder? Ich würde sie mit einem Voodoo-Fluch belegen. Aber so richtig. Es sind diese armen Schweine, die mich täglich inspirieren.
Schreibt ihr die Songs und die Texte gemeinsam oder sind nur bestimmte Bandmitglieder dafür verantwortlich? Wie funktioniert denn der Schaffensprozess bei SATAN TAKES A HOLIDAY?
Die meisten Songs bringen entweder Johannes (Lindsjöö, Bass – mf) oder ich in die Band, etwa in Form von ein, zwei Riffs, manchmal aber sogar schon als komplettes Lied. Wir nehmen das mitgebrachte Material jedoch immer auseinander und bauen es wieder so zusammen, dass sich sich alle damit wohlfühlen. Wir sind drei äußerst unterschiedliche Personen, weshalb der Prozess des Öfteren eine regelrechte Tortur ist. Ich schreibe die Texte, was logisch erscheint, da ich derjenige bin, der sie singen wird. Für „Who Do You Voodoo“ hatten wir meinen Kumpel Alexander Idfalk als Produzent an Bord, er hat auch bei mehreren Liedern zu den Songtexten beigetragen. Er ist ein ziemlicher Kerl.
Angesichts der Tatsache, dass „Who Do You Voodoo“ schon letztes Jahr fertig war: Arbeitet ihr schon an neuen Songs?
Darauf kannst du wetten. Es gibt bereits zehn Demos für Songs, die wir für die nächste Veröffentlichung beabsichtigen. Hoffentlich können wir mit den Aufnahmen beginnen, sobald wir im Mai von der Tour zurückgekehrt sind. Oh yeah – die Songs sind großartig.
Ihr habt euer eigenes Rock-Café „Louie Louie“ in Stockholm – das ist für eine Band recht außergewöhnlich. Kannst du uns etwas darüber erzählen, was es damit auf sich hat?
Johannes und ich arbeiteten bis vor ungefähr sieben Jahren im selben Plattenladen in Stockholm, als wir schließlich unser eigenes Geschäft eröffnen wollten. Wir stießen zufällig auf dieses Café, das zum Verkauf stand, und dachten uns: Warum nicht? „Platten und Kaffee.“ Wir verkaufen immer noch eine Auswahl an gebrauchten und neuen LPs, aber es ist in erster Linie ein Café und Restaurant. Das Café kam also zuerst. Nach einem Jahr, im Sommer 2006, entschieden wir, dass wir zusammen eine Band gründen sollten. Johannes kam auf die Idee, Svante (Nordström, Schlagzeug – mf) in die Band zu holen, da er Drummer und Tontechniker ist und einen Haufen Equipment hat. So hat sich das entwickelt.
Kaffee und Rock ’n‘ Roll – wie passt das zusammen?
Sehr gut, würde ich sagen. Genau genommen werten alle Getränke, die man zu sich nimmt, während man Rock ’n‘ Roll hört oder spielt, das Erlebnis auf. Außer Milch. Davon krieg‘ ich nur Blähungen.
Wie bereitet ihr euren Kaffee zu und wie trinkt ihr ihn am liebsten?
Wir haben unsere eigene Filterkaffeemarke namens „Voodoo“, die man auf unseren Konzerten kaufen und dann zuhause genießen kann – kein Scherz. Ich persönlich trinke meinen Kaffee schwarz.
Was erwartet ihr von der anstehenden Europatour?
Ich setze große Hoffnungen in die Deutschen. Ich habe bereits einige von euch getroffen und war ziemlich entzückt. Wir werden unser Bestes tun, um euch wegzublasen und wir erwarten im Gegenzug nicht weniger. Aber kein Stress.
Ihr seid der Support-Act für Imperial State Electric – wie kam es dazu? Habt ihr die Jungs von ISE bereits kennengelernt?
Wir haben letztes Jahr in Finnland zusammen eine Show gespielt und ich schätze mal, wir haben uns als gute Gesellschaft herausgestellt. Wir sind begeistert, dass wir mit ihnen die Bühne teilen werden. In Schweden ist es unmöglich, ein Rocker und gleichzeitig kein Fan von Nicke Andersson (ISE-Frontmann, ex-Hellacopters, ex-Entombed – mf) zu sein.
Wenn Satan Urlaub machen würde, wo ginge er deiner Meinung nach hin?
Auf Europatour mit ISE! Klingt für mich wie ein Traum, der wahr geworden ist!
Okay, wir sind fast durch! An dieser Stelle recht herzlichen Dank für deine Antworten! Abschließen würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming – ich nenne dir einfach ein paar Begriffe und du sagst, was dir zuerst dazu einfällt.
Der Papst: Ich bin von Herzen Atheist, insofern könntest du mich genauso gut nach Ronald McDonald fragen.
Facebook: Da bin ich auch zu finden. Ich hasse es echt.
Berlusconi: Ich bin nicht dazu geeignet, über Politik zu reden. Überhaupt nicht. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich an Solidarität glaube.
Deutschland: Riesig und faszinierend.
Iggy Pop: Held.
Metal1.info: Nun, die Fragen haben sich wirklich von denen unterschieden, die ich sonst gestellt bekomme, ich für meinen Teil werde mich also an euch erinnern.
Nochmals danke für deine Zeit! Wenn du noch was an unsere Leser loswerden willst, das letzte Wort gehört dir:
Macht’s wie all die anderen coolen Kids – kommt zu unseren Shows auf der Europatour. Wir rocken euch zu Brei. Danke!