Interview mit Six Reasons To Kill

SIX REASONS TO KILL ackern sich seit inzwischen 14 Jahren durch die deutsche Metalcore-Landschaft und entwickeln sich von Album zu Album weiter. So schafft das neueste Werk „We Are Ghosts“ eine durschlagskräftige Symbiose aus Melodic Death Metal und Hardcore, die die aus Koblenz stammende Band mit einigen guten Einfällen kombiniert. Lest im Interview nach, was es mit dem Albumtitel „We Are Ghosts“ auf sich hat und außerdem, warum Hipster scheiße sind.


Hey Leute. Wie geht es euch zur Zeit? Ich habe gerade „We Are Ghosts“ zum ersten Mal durchgehört. Ist wirklich ein cooles Album geworden. Wie zufrieden seid ihr damit?
Wir sind begeistert. Auch wenn Musiker das immer sagen, diesmal stimmt es wirklich: Es ist wahrscheinlich das Beste, was wir bislang zusammen erschaffen haben. Ich denke das Album legt im Vergleich zum Vorgänger (Architects Of Perfection) noch mal eine gehörige Schippe drauf, was Songwriting und Musikalität anbelangt. Und außerdem hat der Kohle einen Sound geschaffen, der alles wegbläst. Für uns ist es unser „Black Album“ – gut durcharrangiert und perfekt produziert. Deswegen haben wir uns auch ganz konsequent für ein weißes Coverartwork entschieden.

Habt ihr versucht, im Gegensatz zu „Architects Of Perfection“ etwas zu verändern beziehungsweise auf bestimmte Details besonderen Wert gelegt?
Ganz ehrlich, wir haben das Album ziemlich aus dem Bauch heraus komponiert. Wir haben uns nicht hingestellt und gesagt: So, jetzt machen wir mal ein bisschen mehr Metal oder wir frickeln jetzt mehr oder schreiben mehr Moshparts in C-Dur. Wir haben uns einfach einen Monat in den Proberaum zurückgezogen und intensiv Musik gemacht und uns gesagt: „Hey, wir schreiben jetzt unser fünftes Album, also wird es unser Black Album.“ Darüber hinaus gab es keine besondere Zielsetzung, außer natürlich die, gute und abwechslungsreiche Songs zu schreiben.

Wie lange hat die Produktion von „We Are Ghosts“ gedauert und wie viel Zeit habt ihr zuvor für das Songwriting benötigt?
Wie gesagt, der Großteil der Songs ist im August und September 2012 entstanden. Einige Parts und Songs hatten wir freilich schon vorher komponiert oder als Demo aufgenommen. Aber das Album, so wie es jetzt klingt, ist in dieser recht kurzen Zeit entstanden. Das war für uns auch neu, weil wir vorher eigentlich immer ewig an den Songs rumgebastelt haben, bevor wir sie dann endlich mal aufs Band gebracht haben. Aufgenommen haben wir dann im Oktober 2012 im Kohlekeller Studio in Seeheim-Jugenheim. Später kamen noch Gastbeiträge von anderen Sängern hinzu. Fix und fertig war das Album dann zur Jahreswende.

Der Song „Betrayer“ fadet nach circa 2,5 Minuten aus und setzt sich als reines Instrumental fort. Ziemlich cool umgesetzt…
… ja, finden wir auch, haha. Es ist nicht gerade der Standard-Songwriting. Aber das wäre ja auch langweilig. Wie du hörst, funktioniert es ganz ausgezeichnet. Ich denke, der Song lebt von diesen Gegensätzen, der Brutalität und Geschwindigkeit im ersten Teil und der hypnotischen Harmonien im zweiten Teil.

Ihr habt das Album wieder in den Kohlekeller-Studios zusammen mit Michael Kohlmannslehner produziert. Inwiefern hilft es, einen erfahrenen Produzenten an der Seite zu haben und inwieweit gibt er auch Ideen-Anstöße, was die Songs an sich betrifft?
Der Kohle weiß einfach ganz genau, was wir wollen. Und wir wissen, das er es perfekt umsetzten kann. Zusammen sind wir ein gutes Team und kommen auch sehr gut miteinander klar. Der Kohle ist für uns wie ein sechstes Bandmitglied. Wir respektieren seine Meinung. Grundsätzlich nehmen wir die Songs so auf, wie wir sie komponiert haben. Aber der Kohle hört sich eben in die Musik rein, während er uns produziert und aufnimmt und schlägt dann auch Sachen vor. Und wenn wir alle damit einverstanden sind, wird’s gemacht. Ist eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Wir denken deshalb auch nicht darüber nach, bei jemand anderem aufzunehmen. Warum auch? Der Sound auf „We Are Ghosts“ ist Bombe! Das Ergebnis zählt. Deshalb: Never change a winning team.

Was hat es mit dem Albumtitel „We Are Ghosts“ auf sich? Was hat er zu bedeuten?
Wir sind Geister. Spaß beiseite, es geht darum, sich mal vor Augen zu halten, wie verschwindend die Menschheit im Lauf der Zeit eigentlich ist. Betrachtet man das Universum oder die Geschichte der Erde, dann ist die Epoche der menschlichen Evolution nur ein winziger Zeitabschnitt. Dafür machen wir ganz schön Alarm auf der Erde und nehmen uns ziemlich viel raus, wenn wir ganze Landstriche atomar verseuchen oder mal wieder im großen Stile die Meere verpesten. Es geht eigentlich darum, mal eine andere Perspektive einzunehmen und zu erkennen, dass unsere Existenz vergänglich ist. Daraus resultiert die Erkenntnis, dass wir unsere Umwelt vielleicht ein bisschen mehr respektieren sollten. We are ghosts in a dying world.

Im Herbst 2011 wart ihr mit Samael, Keep Of Kalessin und weiteren auf der „Lux Mundi“-Tour durch Europa. Es war damals einigermaßen überraschend, da ihr ja nicht gerade denselben Musikstil verfolgt wie die beiden eben genannten Bands. Wie seid ihr damals in das Billing reingerutscht?
Wir haben den Supportslot angeboten bekommen und sind dann einfach mitgefahren. Auf den ersten Blick mag es komisch klingen, aber wir haben schon zu Keep Of Kalessin, und Samael gepasst. Es ist schön, in einer Band zu spielen, die sowohl mit Keep Of Kalessin touren kann als auch mit Hatebreed oder Pro-Pain. Wäre ja auch langweilig, wenn alle Bands gleich klingen würden, oder?

Um wie viel hat euch diese Tour in deinen Augen weiter gebracht? Sowohl was die Erfahrung anbelangt als auch menschlich und bezüglich etwas, was ihr von anderen Musikern habt lernen können.
Zum einen lernt man unglaublich viele Menschen kennen. Und man lernt sich natürlich auch selbst besser kennen. Und – das ist für Musiker immer das Beste – man wird im Zusammenspiel auf der Bühne einfach unglaublich gut und vertraut sich am Ende blind. Mit Samael sind wir in Länder gefahren, in denen wir vorher nie waren. Zum Beispiel haben wir zwei Shows in Portugal gespielt. Es war unglaublich, weil die Leute dort echt gut mitgegangen sind. Einige Fans sind sogar extra für uns angereist, was uns sehr erstaunt hat. Jede Tour bringt einen weiter. Wir sind gerade von einer Tour mit Pro-Pain zurück gekehrt. Mit denen haben wir viele Länder in Osteuropa bereist. Es hat uns umgehauen zu sehen, wie herzlich die Menschen dort auf uns reagiert haben. Und von Leuten wie Samael oder Pro-Pain, die lange im Geschäft sind, lernt man natürlich auch viel – ganz klar.

Gibt es ein lyrisches Konzept auf „We Are Ghosts“ oder habt ihr einfach verschiedene Themen angesprochen, die euch in den Sinn kamen?
Es ist kein Konzeptalbum. Lars spricht ganz unterschiedliche Themen an. Zum Teil sind es politische Themen, zum Teil eher persönliche Sichtweisen auf Erlebnisse oder Geschehnisse.

Was hat es mit dem Songtitel „Fuck Hipster“ auf sich? Habt ihr mit den sogenannten ‚Hipstern‘ mal schlechte Erfahrungen gemacht? Oder ist das einfach ein Spaßtrack (wobei ich das selber nicht glaube) ?
Naja, wenn man sich mal bestimmte gentrifizierte Stadtteile in deutschen Großstädten ansieht, in denen die Mietpreise mittlerweile in Höhen geschossen sind, das die Einheimischen ausziehen müssen, dann kann man schon mal sauer werden. Der Track ist natürlich sehr roh und punkig, da passt so eine spontane wütende Abrechnung aus dem Bauch heraus eben ganz gut drauf. Man kann auch ignoranten Menschen mal eine Ansage machen, wenn sie es verdienen.

Okay, wir sind fast durch mit dem Interview. Ich würde gerne mit dir wieder ein kleines Brainstorming machen: Ich nenne dir einfach ein paar Begriffe und du sagst mir, was dir dazu einfällt:
Rückkopplung: Ohrensausen
Atomkraft: Abschaffen
Biosprit: Ich bilde mir ja ein, dass E10 vor zwei Jahren die Einspritzdüse des Motors meiner Karre auf dem Gewissen hatte. Deshalb hab ich Hemmungen, das Zeug in meinen Tank zu füllen.
Bundestagswahl:
Plattform für Politiker, sich zu inszenieren. Ändern wird sich aber wohl nix – leider.
Rating-Agenturen: Merkwürdiges Phänomen der vergangenen Jahre. Bekommen viel zu viel Aufmerksamkeit. Siehe Atomkraft!
Metal1.info: Seit fast einem Jahrzehnt im Geschäft. Keep things going on!

Alles klar. Ich danke dir, dass du dir wieder Zeit genommen hast, meine Zeit zu beantworten. Wenn du noch ein paar letzte Worte an unsere Leser und eure Fans rausschicken möchtest, kannst du das jetzt tun.
Ich danke Dir für dein Interesse an SIX REASONS TO KILL. Alles Gute!

Publiziert am von Pascal Stieler

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