Den deutschen Alternativ-Rockern THE INTERSPHERE werden bei ihrer aktuellen Veröffentlichung einige Vorschusslorbeeren mit auf den Weg gegeben. Kein Wunder, denn das dritte Album „Hold On, Liberty“ stieg Anfang 2012 auf Platz 63 in den Media Control Albumcharts ein. Und noch im gleichen Jahr ein weiteres Album? Naja, nicht ganz weit gefehlt, aber eben auch nicht ganz richtig, denn „Interspheres >< Atmospheres“ ist die Neuauflage von Album Nummer zwei, welches zuvor lediglich als LP und im Download erhältlich war.
Konsequent und nicht dumm, denn das Material überzeugt durchaus und lässt ahnen, dass der Vierer nicht völlig umsonst in die Charts eingestiegen ist, trotz einer Spielart, die an sich nur in Ausnahmefällen so etwas hergibt. Natürlich kann man mit einiger Phantasie auch die musikalischen Paten von THE INTERSPHERE in diesem Genre unterbringen, aber wirklich alternativ rockend sind Pink Floyd und The Mars Volta nun nicht unbedingt, am ehesten vielleicht noch Muse, aber die haben ihre besten Zeiten offenbar leider auch schon hinter sich.
Nun ist es also an den Mannheimern, den Beweis anzutreten, dass Alternativ Rock weiterhin noch die Perlen bereithält, die man für massentaugliche Musik braucht. Und tatsächlich ist „Interspheres >< Atmospheres“ ein typisches Rock-Album geworden, wenn man denn so will. Typisch, auch wenn dies nicht kritisch gemeint ist, deshalb, weil die Süddeutschen den Fokus klar auf einige Songs gelegt haben, die dem Album die entscheidenden Farbtupfer geben, die man heute braucht, um bei den Leuten anzukommen. „Ghostwriter“, nebenbei auch Download-Singleauskopplung, ist ein Song ganz ohne Ecken und Kanten, mit schönen Melodien, seichtem Gesang, viel Eingängigkeit, wenig Ballast und gefühlten siebzehn Refrains in nicht einmal viereinhalb Minuten. Typisch eben für eine Band, die Platten verkaufen will. Die beiden sehr kompakten Nummern „The Early Bird“ (mit philosophischer Vertonung des Sprichwortes vom frühen Vogel) und „In Satellites“ schlagen völlig in die gleiche Kerbe und dürften im schnelllebigen Business schon für die eine oder andere Kaufentscheidung sorgen.
Danach wird es aber auch teilweise schon eng. Versucht man sich mal auf der Langstrecke, kehrt rasch einige Langeweile ein, vom fast achtminütigen „I Have A Place For You On Google Earth“ bleibt eigentlich nur der sperrige Titel hängen, auch der durchaus kürzere Titeltrack ist nicht gerade das, was man einen Gassenhauer nennen könnte. Überhaupt ist es etwas schade, dass die Songs etwa ab der Hälfte des Albums insgesamt sehr gleichförmig klingen. Aufhorchen ist erst bei den vier Bonunssongs wieder angesagt, ein etwas magerer Remix, aber drei ganz nette Akustikversionen heben sich noch einmal etwas ab und die Qualität dementsprechend an.
Man merkt es THE INTERSPHERE deutlich an, von Beginn an war das Ziel massenkompatible Musik. Dies gelingt auf weiten Strecken auch nicht schlecht, wenn man nicht mehr erwartet als seichten Alternative Rock, liegt man hier nicht verkehrt, mehr ist es aber eben auch nicht. Ob sich Freunde im härteren Sektor finden, ist also zumindest fraglich, auch wenn die Mannheimer eine nette Abwechslung vom blast-beat-dominierten Metaller-Alltag darstellen.
Wertung: 7 / 10