Für ein Debütalbum ist „New Tribe“ der Bayern RITUAL KILLING mit 13 Titeln reichlich lang angelegt, was auf ein wohl recht starkes Selbstbewusstsein der Band deutet. Der Konsum der Platte bestätigt diesen Eindruck, denn das Quartett beweist nicht nur ein Faible für südamerikanische Klänge, sondern in Anbetracht seiner noch unbeschriebenen Biografie auch viel Sicherheit im Spiel.
RITUAL KILLING rücken im Namen des Thrash Metal ins Feld, haben mit den großen Klassikern dieser Fraktion aber wenig gemein. Die Coburger bewegen sich in einem sehr deathigen Bereich, merkbar von Bands wie Soulfly oder Sepultura geprägt und mit einem recht deutlichen US-amerikanischen Unterton.
Im Intro-Track gibt es zunächst einmal nicht viel zu hören außer dem Zirpen von Grillen, Schritten, plätscherndem Wasser und Urwald-Getrommel. Das mag überraschend kommen, RITUAL KILLING gelingt aber ein fast fließender Übergang zu den Riffs und Drum-Schlägen von „Liar“. Rotzige Growls setzen ein und schon befindet man sich mitten im Geschehen. In den nächsten Titeln kosten die Deutschen ihr Potential ausführlich aus, variieren Riffs und groovige Basslines und verzichten auch nicht auf sehr melodische Soli und Zwischenspiele wie in „Command Me“ und „Deadly Thinking“. Den Grillen und Buschtrommeln ist ferner noch weitere Aktivität vergönnt, siehe hier etwa „New Tribe“ und „I Do It For“. Über mangelnde Abwechslung kann man sich schon einmal nicht beklagen, wenngleich man sich erst einmal durch den Urwald aus verschiedenen Einflüssen und Nuancen schlagen muss.
Beim ersten Durchlauf erweist sich „New Tribe“ aufgrund dieser wie Schlingpflanzen wuchernden Vielfalt als etwas zäh und schwer eingängig, bei intensiverer Auseinandersetzung mit dem Album offenbart es jedoch seine starken Seiten – die verschiedenen verwobenen Elemente machen das Ganze interessant und der schwungvolle Sound tut sein Übriges, die Nackenmuskulatur ordentlich anzuregen. RITUAL KILLING spielen absolut sauber und präzise, lediglich dem Schlagzeug hätte man da und dort mehr Kraft zugestehen können.
Mit großen Hits kann „New Tribe“ noch nicht wirklich aufwarten, die Vielschichtigkeit und der Groove bügeln dieses Manko aber aus und machen die Scheibe zu einem starken und interessanten Debüt mit einem ordentlichen Schuss an Potential.
Wertung: 7.5 / 10