Progressiver Death Metal der nach Death und Cynic klingen soll. Aha, das sind ja mal ganz ausgefallene Einflüsse. Gut, sehen wir mal, was SENTENCE aus Frankreich auf ihrem Debüt „Everywhere“ daraus machen. Die Scheibe beinhaltet 13 Tracks und hat eine Spielzeit von gut 55 Minuten, also eingelegt und ab geht die Post.
Nach einem kurzen Intro startet „Birth“ dann auch direkt mit unheimlich komplexer Gitarrenarbeit und tiefen Growls, untermalt von treibendem Drumming und einer geilen und dazu noch gut hörbaren Bass Line. Ein sehr gelungener Auftakt, der etwas an Obscura erinnert, jedoch den Fokus mehr auf die melodische Seite der Musik legt, anstatt gut eine Million Noten pro Takt spielen zu müssen. Die Geschwindigkeit inklusive der Variationen derselben erlauben der Band ihre technischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen, ohne dass der Song überladen wirken würde. Dadurch bleibt das Gebotene spannend – etwas, dass Cynic in Perfektion beherrschen. Auf „Solitude“ wirkt die Band dann warmgespielt und liefert einen Track ab, der die Hörer mit seiner Geschwindigkeit und seinem sehr speziellen Ende wegbläst. Durch den Einbau von Elementen, die man in dieser Art Lied nicht erwarten würde, setzt die Band die Messlatte hier recht hoch.
Mit Tracks wie „Everywhere Out Of Nowhere“, dass mit einem geilen Gojira-Vibe daherkommt und dem aberwitzig genialen „One Day“ zeigt die Band ihre perfektes Drumming und ihre absolut unglaublich komplexen Bass Lines, ebenso wie ihre Fähigkeit richtig geile Songs zu schreiben. „Eightfold Path“ hingegen kommt extrem funkig daher und ist gleichzeitig merkwürdig und angenehm. Dasselbe gilt auch für „Opposition“ und eine ganze Menge der gezeigten Akkrobatennummern an den Gitarren.
Auf „The Fall“ wird dann der Fuß etwas vom Gaspedal genommen und eine melancholische Stimmung erzeugt, die den Track im Kontext des Albums herausstechen lässt, ohne dass er fehl am Platze wirken würde. Die Tempovariation unterstreicht erneut die Fähigkeit der Band die Geschwindigkeit innerhalb der Songs zu verändern. Zudem wird hier erneut die kreative Fähigkeit der Band untermauert, die Songs in sich selbst zu verändern und in unterschiedliche und unerwartete Richtungen zu entwickeln. Nach drei weiteren Krachern fasst „Run Away“ noch einmal die Genialität dieser Band zusammen. Hier ist eine unglaubliche Menge Talent vorhanden, das sich in der Kombination von Melodien und aggressivem Death Metal ebenso zeigt wie in den technischen Fähigkeiten der Herren und deren Fähigkeiten absolut aberwitzige Songstrukturen irgendwie doch zugänglich zu gestalten.
SENTENCEs Debüt „Everywhere“ ist absolut beeindruckend. Die Band macht einen großartigen Job, indem sie komplexe Songs erschafft und diese trotzdem zugänglich bzw. erfassbar hält. Death, Cynic und auch Gojira klingen als Einflüsse durch, jedoch klingt die Musik nie nach einer Kopie dieser Einflüsse. Wer auf progressiven oder technischen Death Metal steht, der wird an dieser Scheibe nicht vorbeikommen.
Wertung: 9 / 10