(Sludge / Doom / Extreme Metal) Metal und seine einzelnen Genres – wer kennt sich da denn wirklich noch aus? Gibt es überhaupt noch eindeutige Grenzen, wenn man nicht gerade die trvesten aller Bands hört? Etwas in dieser Art dachten sich wohl auch LENTO aus Rom, als sie damit begannen, ihr drittes Album zu planen. So war es das selbst erklärte Ziel der Band, auf diesem Album eine Mischung aus vielen „harten“ Genres zu kreieren, sodass gleichzeitig Freunde wie auch Fremde dieser Musikrichtungen ihren Spaß daran haben würden. Dabei sollte die Gewalt des zweiten Albums „Icon“ sowie das Überraschende des ersten Albums „Earthen“ beibehalten werden. Dementsprechend lassen es die fünf Italiener auf „Anxiety Despair Languish“ krachen und gehen auf einem Sludge-Fundament so ziemlich alle harten Spielarten des Metal einmal durch, wobei den Liedern die tiefer gestimmten Instrumente sowie der Verzicht auf Gesang gemeinsam sind. Das Ergebnis ist ein beeindruckendes, mächtiges Werk, welches primär für Freunde der härteren Gangart interessant sein dürfte.
Ohne Kompromisse eröffnet mächtiges, doomiges Riffing das Album, welches immer wieder durch überraschende Rhythmen und Taktwechsel unterbrochen wird, sodass monotones Headbangen von Beginn an unterbunden wird. Trotz der hier vorherrschenden Gewalt kommen auch die Melodien nicht zu kurz – und das alles in gerade einmal gut drei Minuten. Dieses Muster zieht sich auch durch die folgenden Songs, welche alle – für das Genre relativ untypisch – unter der Fünfminutenmarke bleiben. Da hier in jedem Song Elemente aus vielen Genres wild durcheinander gewürfelt werden, überrascht es auch nicht, wenn beispielsweise plötzlich in „Death Must Be The Place“ ein kurzes Akustikgitarren-Interlude erklingt, in ein fettes Stoner-Rock-Riff übergeht und immer wieder durch Blastbeats unterbrochen wird, die an klassischen Black Metal erinnern. Gleichzeitig versprühen die teilweise schwer nachzuvollziehenden Takte in manchen Momenten nahezu einen Mathcore-Charme, wodurch „Anxiety Despair Languish“ trotz seiner homogenen Grundstimmung in sich stets abwechslungsreich wirkt. Dazu tragen auch Ruhepunkte wie das loungeige „Blackness“ oder das fast ausschließlich aus Flagolets bestehende „Years Later“ bei – nicht zu vergessen die Westerngitarre in „Unyielding / Unwavering“.
Die dreckige und dabei dennoch extrem druckvolle Produktion trägt ihren Teil dazu bei, dass die mächtigen und lauten Songelemente mit der Unterstützung kurzer atmosphärischer Einschübe noch heftiger wirken. Auch wenn das Tempo nur in einzelnen Momenten angezogen wird, walzen die unbeschreiblich fetten Riffs, welche LENTO hier präsentieren, alles platt, was nicht rechtzeitig aus dem Weg ist. Der Albumtitel fängt die bedrohliche Grundstimmung perfekt ein, welche immer wieder durch einzelne sphärische Samples unterstrichen wird. Dennoch ist die Frage, ob die Band sich damit einen Gefallen tut, auf kurze Lieder zu setzen – vielleicht würden längere Songs eine kohärentere Kombination der vielen Stile ermöglichen, welche auf so engem Raum teilweise etwas gezwungen erscheint. Gleichzeitig würde der Einsatz von Gesang, wie er bei Genre-Kollegen im Geiste, wie beispielsweise Cult Of Luna oder Isis, vorhanden ist, die angepisste Attitüde noch einmal stärker hervorheben. Dennoch ist LENTO mit ihrem dritten Album ein beeindruckendes Werk gelungen, welches perfekt in die dunkle Jahreszeit passt.
Wertung: 8 / 10