Rückblick.
Wir schreiben das Jahr 2005.
Die Böhsen Onkelz verabschieden sich von Deutschland und der Welt mit einem fulminanten Abschiedsfestival am Lausitzring. 120.000 Fans mit Karte kamen, angeblich weitere 60.000 ohne Ticket. Und die Rockwelt fragte sich: Muss man traurig sein ob des Endes dieser Band? Einer Band, die Zeit ihres Bestehens für Kontroversen sorgte … gehasst, verdammt, vergöttert.
Die Antwort, die ich damals gegeben hätte, wäre ein klares Nein gewesen. Weil ich die Musik der Onkelz so wenig mochte wie die Musiker dahinter.
Die Antwort, die ich heute geben würde, wäre ein klares Ja. Nicht, weil sich mein Geschmack derart geändert hätte – viel mehr aus der bitteren Erkenntnis heraus, dass alles, was auf die Onkelz folgte, viel, viel schlimmer ist als alles, was Russell, Weidner, Röhr und Schorowsky je verbrochen haben: Eine wahre Armada qualitativ unterdurchschnittlicher Bands nämlich, die sich berufen fühlen, den Spirit der Onkelz weiterzutragen – seien es die Kneipenterroristen, Frei.Wild oder Unherz.
Zugegebenermaßen kein Kind dieser „zweiten Deutschrock-Welle“ sind die BAD JOKERS. Zum einen, weil sie bereits 1992 gegründet wurden, zum anderen, weil der Rock, den die Band zu bieten hat, am unverkennbaren Dialekt erkennbar aus Tirol kommt.
Das war es dann jedoch leider schon mit den Unterschieden … zumindest in positiver Richtung, bin ich doch fast versucht, zu behaupten, dass keine der erwähnten Bands so schlecht ist wie diese.
Mitzuschwimmen versuchen die BAD JOKERS dennoch, und das auf billigste Art und Weise. Denn was die Truppe hier abliefert, ist nicht nur uninspiriert und dumm, sondern schlicht und ergreifend schlecht. Zu schwachbrüstig produzierten, dafür umso primitiveren Riffs gibt es Texte, die die schlimmsten Verbrechen von In Extremo erträglich klingen lassen und nicht nur ob ihrer Stumpfsinnigkeit ebenso gut im Musikantenstadl gesungen werden könnten. Spätestens dort ist man dann mit „Dann wünsch‘ ich mir“, einer gefühlvollen Ballade angekommen. Und weil ich mir aber auch das Musikantenstadl nicht anschauen würde, sehe ich an diesem Punkt auch keinen Grund, mir „Alte Rituale“ weiter anzutun. Zwar bin ich mir sicher, dass es nach diesem Song nur bergauf gehen kann … was mir allerdings bevorstehen würde, sollte ich mit dieser Hypothese falsch liegen, mag ich mir nicht ausmalen, hallt doch immer noch der grausame Refrain „Manchmal ist alles schwer und mein Herz unendlich leer…“ in meinen Ohren.
Das BAD JOKERs-Album „Alte Rituale“ hat in unter einer Minute zumindest eine Frage beantwortet. Die nach dem „schlechtesten Album des Jahres“ im Metal1-Team-Poll. Dafür sollte ich den Herren dankbar sein. Bin ich auch. Danke.
Weniger dankbar bin ich den Tirolern für die 34:06 Minuten, die folgen. Denn diese sind schlichtweg unerträglich. Ehrlich. Glaubt mir. Und erspart es euch.
PS: Ach ja, ’ne zweite CD war auch noch dabei. Wohl was mit live und so.
Wertung: 1 / 10