Meine Spezis von THE AMITY AFFLICTION sind zurück. Kaum ein Album hat mir letztes Jahr so sehr Kopfschmerzen bereitet wie das grauenvolle „Youngbloods“, das mehr als verdient nur zwei Punkte erhielt. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt und so mache ich mich frohen Mutes an das neue Werk der Australier, das sich „Chasing Ghosts“ nennt.
Ganze 16 Sekunden dauert es, bis beispielsweise der gefürchtete Gesang von Ahren Stringer zum ersten Mal einsetzt. Von seinem Schrecken hat er zunächst nichts eingebüßt, es fällt aber recht fix auf, dass der Bassist der Band diesmal auf das übertriebene Langziehen einzelner Silben verzichtet und auch in Sachen Melodiegefühl deutlich weniger auf Schlangenlinien unterwegs ist. Trotzdem kann man sich freilich darüber beschweren, dass der clean gesungene Refrain hier gleich vier Mal wiederholt wird. Nichtsdestotrotz, auch wenn einen die seichte Herangehensweise der Band stört, kann man feststellen, dass das gesamte Songmaterial homogener, stimmiger und letztendlich besser klingt als das noch auf dem Vorgänger der Fall war.
Natürlich kommt man bei THE AMITY AFFLICTION auch bei diesem Album nicht drum herum, an den Texten herumzumäkeln: „I’m not searching the sky for a reason to live, cause I found beauty right here and the passion to give. So let me give you my heart, if you give me your tears…” und so weiter… da wird es schon ziemlich dunkel, aber ich glaube inzwischen, dass das zu Gunsten der Zielgruppe der Band einfach so sein muss – um des Identifikationsfaktors Willen… oder so.
Nicht zuletzt gibt es immer wieder Ausbrüche in härtere Gefilde, wie im Mittelteil von „Life Underground“ – „I Heart H.C.“ sticht besonders durch seine coole Keyboard-Melodie zu Beginn hervor, während „Flowerbomb“ (okay, das ist schon verdammt kitschig) mit sehr netten Gitarrenleads zu überzeugen weiß. „Pabst Blue Ribbon On Ice“ ist derweil durch sein Streicher-Rumgeeier schon wieder am falschen Ende der Kitsch-Skala angelangt…
Insgesamt muss man nach dem Hören des kompletten Albums feststellen, dass die Band immer noch nicht zur Crème de la Crème gehört, aber es ist doch erfreulich zu sehen, dass den Australiern im Vergleich zu „Youngblood“ ein ganz erheblicher Qualitätssprung gelungen ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie offensichtlich festgestellt haben, dass härtere Parts mitunter nicht schaden – schließlich gibt es auf „Chasing Ghosts“ trotzdem noch mehr als genug Zeit zum Schmachten. Darum muss man für die sechs Punkte, die das Album letztendlich verdient hat, nochmal ein Auge zudrücken.
Wertung: 6 / 10