Manchmal fragt man sich schon, in was für Zeiten wir leben – hat man doch das Gefühl, in die Welt der „professionellen“ Musik dürfte heute nur noch vordringen, wer über die nötigen Kontakte oder das entsprechende Kleingeld verfügt. Anders jedenfalls ist es kaum zu erklären, dass eine Band wie DEFACED nicht einmal bei einem Kleinstlabel unterkommt. Denn klar ist: An der Qualität des dargebotenen Materials scheitert es hier definitiv nicht.
Denn was die Schweizer mit ihrem Debüt „On The Frontlines“ abliefern, hat in keinem Punkt die Bezeichnung „Eigenproduktion“ verdient – haftet diesem doch immer der schale Beigeschmack billiger Homerecordings an. Was DEFACED hier jedoch abliefern, ist eine in allen Belangen absolut professionell – der Unterschied zu einer gemeinhin als „Studioproduktion“ bekannten Labelveröffentlichung liegt lediglich darin, dass das Material von der Band, nicht ein einem Label ins Presswerk geschickt wurde.
Und sind wir ehrlich: Dass das so laufen musste und sich scheinbar kein Label für das Schaffen der Schweizer interessiert hat, ist eine Schande. Denn auch, wenn das weite Feld des Death Metal natürlich von unzähligen verschiedenen Formationen mal mehr, mal weniger kreativ beackert wurde – was DEFACED hier abliefern, ist mehr als amtlich.
Gewiss, bislang ungehörte Heldentaten vollbringen die Musiker hier keine – von im Death-Metal-Sektor gehypeten Formationen wie Hackneyed kann man eben dies jedoch auch nicht unbedingt behaupten. Statt dessen liefern DEFACED bodenständigen Death Metal – diesen jedoch in höchster Qualität: Irgendwo zwischen älteren Kataklysm und Evocation anzusiedeln, wissen die Eidgenossen vor allem durch die Vielseitigkeit im Gesang, welcher von tiefen Growls über Shouts bis hin zu Grindcore-Grunzen alles abdeckt, was zu Todesmetall so passen könnte, zu überzeugen – doch auch musikalisch ist hier viel geboten. Meist im Uptempo-Bereich gehalten, sind es hier vor allem die griffigen Riffs und das treibende Drumming, die Reflexe im Headbang-Muskel hervorrufen. Von Romano Galli und Simon Egli im Hardbeat-Studio in ein mehr als amtliches Soundgewand gesteckt, kann sich „On The Frontlines“ für ein Debüt-Album mehr als sehen lassen.
Für ein Debüt-Album? Mitnichten. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen: Ganz allgemein.
Mit „On The Frontlines“ im Rücken brauchen DEFACED sich wirklich vor niemandem zu verstecken – nicht vor Bands aus dem deutschsprachigen Raum, nicht vor Bands aus Skandinavien und auch nicht vor Bands aus United States of Death Metal. Denn, Erstlingswerk hin oder her: „On The Frontlines“ fetzt von vorne bis hinten – kompositorisch, musikalisch und soundtechnisch. Gratulation an die Band und eine eindringliche Kaufempfehlung an alle Death Metaller!
Wertung: 9 / 10